WhatsApp Business im ersten Test

Wir installierten WhatsApp Business auf einem Smartphone mit CyanogenOS, daraufhin warnte uns die App, dass Custom-ROMs von WhatsApp Business nicht unterstützt würden. Das Support-Team werde bei Geräten mit Custom-ROMs keine Unterstützung leisten.

Während der Installation der App möchte WhatsApp Business auf das im Telefon gespeicherte Adressbuch zugreifen, der Nutzer kann dies aber auch ablehnen. Dieser Schritt ist ohnehin nur dann sinnvoll, wenn man die Telefonnummern von Kunden oder Geschäftspartnern im Adressbuch gespeichert hat. Anschließend muss ein Unternehmensname angegeben werden - und den sollte man sich gut überlegen. Denn die App weist darauf hin, dass der Unternehmensname nach der Erstinstallation nicht mehr geändert werden kann. Beim Account-Foto oder -Logo ist dies aber auch im Nachhinein möglich.

Das Layout der App ähnelt dann sehr stark der regulären WhatsApp-Anwendung - hier hat WhatsApp fast gar keine Änderungen vorgenommen. Die vier Reiter Kamera, Chat, Status und Anrufe sehen genauso aus wie bei der bekannten App für Privatkunden.

Im Test konnten wir zwischen einem privaten Account und unserem Bärchenservice problemlos hin- und herchatten, auch WhatsApp Calls waren möglich. Wie gehabt kann der Inhaber des Business-Accounts aus der App heraus den Kunden auch zum Smartphone-Adressbuch hinzufügen. Auch Gruppen und Broadcasts lassen sich wie gehabt anlegen. Und WhatsApp Web ist in der Business-Variante nach dem bereits bekannten Schema implementiert. Kontakte-Import und Profilansicht
Screenshot: teltarif.de

Das sind die Unterschiede zur regulären WhatsApp-Anwendung

In WhatsApp Business gibt es einen neuen Menüeintrag, der in der bisherigen App fehlte: Labels. Das Unternehmen kann einem Kunden-Chat ein Label zuweisen, um einen besseren Überblick über Geschäftsvorfälle zu haben. Momentan gibt es von WhatsApp vorformuliert die Labels Neuer Kunde, Neue Bestellung, Zahlung ausstehend, Bezahlt, Bestellung vollständig. Mit einem Blick in die Label-Kategorie sieht das Unternehmen auf einen Blick, wer noch nicht bezahlt hat oder von wem eine neue Bestellung eingegangen ist. Die Neuanlage eigener Labels ist aktuell nicht möglich, die vorhandenen Labels lassen sich aber umbenennen oder löschen.

Neu im Einstellungsmenü ist der Unterpunkt "Unternehmenseinstellungen". Hier kann die Firma eine Unternehmensadresse hinterlegen, die dann auf einer Karte angezeigt wird. Außerdem kann eine Unternehmens-Kategorie festgelegt werden wie beispielsweise Automobil, Gesundheit, Essen & Lebensmittel oder Hotels & Unterkünfte. Weiterhin lassen sich eine Unternehmensbeschreibung, eine E-Mail-Adresse und eine Webseite hinterlegen.

In einer Statistik kann das Unternehmen die Anzahl der gesendeten, zugestellten, gelesenen oder empfangenen Nachrichten anzeigen lassen. Eine wichtige Funktion für Unternehmen mit Kundenservice sind automatisierte Textantworten, beispielsweise bei Abwesenheit, zur Begrüßung neuer Kunden oder für Schnellantworten. WhatsApp hat hierzu Texte vorformuliert, die die Kundenbetreuer abändern können. Bei den Schnellantworten ist beispielsweise diese Vorlage bereits angelegt: Sendet der Kundenbetreuer das Kürzel /Danke, erhält der Kunden den vorformulierten Text: "Danke für Ihr Interesse! Wir freuen uns auf eine weitere Zusammenarbeit". Business-Account auf dem Smartphone des Kunden nicht unterscheidbar
Screenshot: teltarif.de

Momentane Einschränkungen bei WhatsApp Business

Wenn ein bisheriger WhatsApp-Nutzer sein Chat-Backup vom WhatsApp-Messenger auf WhatsApp Business übertragen hat, kann er dieses auf dem WhatsApp Messenger nicht wiederherstellen. Wenn es geplant ist, von Business wieder auf den alten WhatsApp-Client zurück zu wechseln, ist es ratsam, das WhatsApp-Messenger-Backup vom Telefon auf den Computer zu übertragen, bevor man WhatsApp Business benutzt.

Momentan kann nur eine Firma pro Smartphone angelegt werden. Wer mehrere Firmen oder Marken betreibt, muss diese auf jeweils unterschiedlichen Geräten betreuen. Die WhatsApp Calls lassen sich nicht abstellen - die Firma muss also immer damit rechnen, dass die Kunden nicht nur Textmessages schreiben, sondern auch anrufen. Das dürfte nicht bei jedem Unternehmen erwünscht sein.

Ein eklatanter Nachteil ist, dass sich der Business-Account offiziell nicht auf mehreren Geräten installieren lässt, es können also nicht mehrere Kundenbetreuer gleichzeitig über denselben Firmenaccount kommunizieren. Sogar WhatsApp Web funktioniert wieder nur auf einem Gerät zur selben Zeit. Entweder muss WhatsApp Business in diesem Punkt möglichst bald nachbessern - oder womöglich plant der Dienst das Teilen eines Unternehmens-Accounts für mehrere Kundenbetreuer aber auch für eine spätere Bezahlvariante.

Nachteilig ist auch, dass man einem Kunden, dessen Handy-Nummer man beispielsweise in der Kundenverwaltung der Firma, aber nicht im Smartphone-Adressbuch gespeichert ist, nicht einfach direkt per Eingabe der Rufnummer eine Nachricht senden kann. Der Kunde muss zuvor wie bisher händisch im Smartphone-Adressbuch angelegt werden. Chat mit einem Kunden und Profilansicht
Screenshots: teltarif.de

Fazit: Guter Anfang, aber von Business-Tauglichkeit noch weit entfernt

WhatsApp Business ist einfach zu installieren, hervorzuheben ist die offizielle Registrierungsmöglichkeit mit einer Festnetznummer. Nur so lässt sich die Business-App auch auf einem Smartphone nutzen, auf dem bereits der bekannte WhatsApp-Messenger läuft.

Willkommene Funktionen sind das Anlegen eines Firmenprofils und die Möglichkeit, vorgefertigte Standardtexte zu verschicken. Das war es dann aber auch schon mit den momentanen Alleinstellungsmerkmalen von WhatsApp Business. Der Dienst ist damit in der vorliegenden Form wohl eher für Ein-Personen-Unternehmen, Handwerker oder Vertreter interessant.

Momentan fehlt noch eine Benutzerverwaltung für mehrere Kundenbetreuer und auch die Verwaltung mehrerer Firmen oder Marken innerhalb derselben App ist nicht möglich. WhatsApp hat hier also noch einiges an Arbeit vor sich.

Was bei WhatsApp Business ebenfalls noch fehlt, ist ein Managen größerer Kundenkreise in WhatsApp-Broadcasts. Hierfür sind also nach wie vor externe Dienstleister notwendig. Wichtige WhatsApp-Newsletter und Broadcasts präsentieren wir in einer Übersicht.