VoLTE und WiFi Calling: Features, Vor- und Nachteile
Die Handy-Telefonie in den GSM-Netzen gibt es seit den frühen 90er Jahren. Rund zehn Jahre später kamen die UMTS-Netze dazu, in denen die Kunden seitdem nicht nur schnellere Datenverbindungen nutzen, sondern auch telefonieren können. Zum Start des LTE-Standards war das zunächst etwas anders: Die 4G-Netze waren vorerst nur für schnelle Datenverbindungen gedacht. Für Telefongespräche wurde automatisch ins UMTS- oder GSM-Netz gewechselt.
Der Standard Voice over LTE (VoLTE), also die Telefonie im LTE-Netz, wurde nachgereicht. Er bietet unter anderem den Vorteil, dass die Smartphones zum Aufbau eines Telefonats nicht mehr ins UMTS- oder GSM-Netz wechseln müssen. Der Rufaufbau wird dadurch erheblich schneller und zudem auch zuverlässiger. Nicht immer funktioniert nämlich der Circuit Switched Fallback (CSFB), also das Zurückschalten auf 3G oder 2G, reibungslos.
Telefonate in HiFi-naher Qualität
Überblick zu VoLTE und WiFi Calling
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Dadurch, dass der Netzstandard-Wechsel für den Aufbau der Sprachverbindung entfällt, wird Akkukapazität eingespart. Zudem ist die Sprachqualität bei VoLTE-Verbindungen oft besser als bei "herkömmlichen" Handygesprächen. Der HD-Voice-Standard ist zwar auch im UMTS- und GSM-Netz verfügbar. Bei VoLTE kommt jedoch EVS hinzu, das nahezu HiFi-Qualität bei Telefonaten ermöglicht, wie sich auch in einem Test der teltarif.de-Redaktion gezeigt hat.
Leider ist die VoLTE-Nutzung noch lange keine Selbstverständlichkeit. So gibt es noch immer Mobilfunktarife, mit denen die Kunden gar keinen Zugriff auf das LTE-Netz haben. Bei anderen Preismodellen lässt sich im 4G-Netz zwar der Internet-Zugang nutzen, während Telefonate nicht möglich sind.
Telekom-Kunden müssen kostenlose Option buchen
Vertragskunden der Deutschen Telekom, von Vodafone und o2 können über LTE telefonieren. Telekom-Kunden müssen dazu allerdings die kostenlose VoLTE/WLAN-Call-Option gebucht haben. Bei Vodafone und o2 erfolgt die Freischaltung standardmäßig. Für o2-Kunden gilt es zu beachten, dass MultiCard-Besitzer nur mit der Karte über LTE telefonieren können, die auch für den SMS-Empfang eingerichtet ist.
Im Telefónica-Netz haben auch Prepaid- und Providerkunden die Möglichkeit, VoLTE zu nutzen. In den Netzen der Deutschen Telekom und von Vodafone ist das hingegen nicht möglich. Einschränkungen gibt es auch bei virtuellen Netzbetreibern. So können beispielsweise simquadrat-Kunden den LTE-basierten Internet-Zugang nutzen, im 4G-Netz aber nicht telefonieren. simquadrat nutzt das virtuelle Netz von sipgate, das wiederum auf die Funkmasten der Telefónica zugreift.
Nicht jedes Smartphone ist für VoLTE geeignet
Nicht nur Provider oder Tarif sind mögliche Hürden für die VoLTE-Verfügbarkeit, sondern auch das verwendete Endgerät. So unterstützt längst nicht jedes aktuelle Smartphone die Telefonie im 4G-Netz. Teilweise ist auch die auf dem Handy installierte Firmware ausschlaggebend dafür, ob VoLTE mit der verwendeten SIM-Karte nutzbar ist oder nicht.
Eine weitere Einschränkung gibt es im Ausland. VoLTE im International Roaming ist bislang nicht üblich. Auch für Kunden, die mit ihrem Vertrag und ihrem Smartphone über LTE telefonieren können, gilt das demnach nur im Heimatnetz. Im Ausland erfolgt für den Aufbau der Sprachverbindung dann wieder die automatische Umschaltung ins UMTS- oder GSM-Netz.
WLAN statt Mobilfunk
Mit VoLTE verbessert sich die Sprachqualität
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Die zweite noch relativ neue Betriebsart für die Smartphone-Telefonie nennt sich Voice over WiFi (VoWiFi), besser bekannt unter den Bezeichnungen WLAN Call, WLAN-Anrufe oder WiFi Calling. Damit wird auch schon recht gut beschrieben, was es mit diesem Standard auf sich hat. Das Telefonat wird nicht über das klassische Mobilfunknetz, sondern über eine WLAN-basierte Internet-Verbindung vermittelt.
Die Provider koppeln wie VoWiFi-Nutzung in der Regel an VoLTE, sodass die Faustregel gilt: Wer mit seiner SIM-Karte über LTE telefonieren kann, hat auch WiFi Calling nutzen. Anders sieht es teilweise noch bei den Endgeräten aus. Nicht jedes für VoLTE geeignete Handy unterstützt auch WLAN Call. Diesbezüglich kann es auch Unterschiede je nach genutztem Mobilfunknetz geben. Tipp: Wer VoLTE und WLAN Call nutzen möchte, sollte sich vor dem Handykauf erkundigen, ob die Dienste mit dem gewünschten Endgerät im verwendeten Mobilfunknetz auch wirklich nutzbar sind.
Handy-Telefonie ohne Mobilfunk-Empfang
WLAN Call ermöglicht es, mit dem Smartphone auch an Orten zu telefonieren, wo die klassische Mobilfunk-Versorgung schlecht oder gar nicht gegeben ist, ein WLAN-basierter Internet-Zugang aber zur Verfügung steht. Beispiele sind Einkaufszentren mit eigenem WLAN-Hotspot oder auch Wohnungen oder Büros, die ungünstig in Richtung der jeweils nächsten Mobilfunk-Basisstation liegen bzw. in die generell Funkwellen schlecht eindringen - etwa im Kellergeschoss.
Bei der Nutzung der WLAN-Telefonie muss sich die SIM-Karte wie für ein normales Handy-Telefonat im Gerät befinden. Abgehende Gespräche werden mit der auch sonst üblichen Mobilfunk-Nummer geführt. Dabei gilt auch der gleiche Tarif wie bei einer klassischen Mobilfunkverbindung. Unter dieser Rufnummer ist der Kunde auch für eingehende Gespräche erreichbar.
Im Ausland kann WLAN Call zur Kostenfalle werden
Im Ausland liegen Freud und Leid bei der Nutzung von WiFi Calling nahe beieinander. So können die Kunden auf diesem Weg weltweit ihren innerdeutschen Tarif nutzen und hohe Roamingkosten in Ländern umgehen, in denen der regulierte EU-Roamingtarif nicht gilt. Über die WLAN-Verbindung sind eingehende Anrufe kostenlos, abgehende Gespräche werden zum gleichen Tarif wie innerhalb Deutschlands abgerechnet.
Im Geltungsbereich des EU-Roamings ist WLAN Call hingegen eine potenzielle Kostenfalle, denn auch hier gilt generell der gleiche Tarif wie für Anrufe, die von Deutschland aus geführt werden. Das kann wiederum für Anrufe innerhalb des Reiselandes oder in einen anderen EU- oder EWR-Staat bedeuten, dass ein Auslandsgespräch von Deutschland aus berechnet wird, während die Verbindungen über eine klassische Mobilfunkverbindung beispielsweise für Kunden mit Allnet-Flat-Tarif ohne Aufpreis möglich sind.
So handhaben die Netzbetreiber VoWiFi
Mit WiFi Calling kann man auch ohne klassische Funkversorgung telefonieren
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Telekom-Kunden, die für VoLTE und WiFi Calling freigeschaltet sind, können den Dienst ohne weitere Anmeldung nutzen. Er kommt innerhalb Deutschlands in der Regel aber nur zum Tragen, wenn der Nutzer gerade keine optimale Mobilfunkverbindung zur Verfügung hat. Wird der klassische Mobilfunkempfang später besser, so wird automatisch wieder auf das klassische Handynetz zurückgegriffen. Im Ausland - auch in EU- und EWR-Staaten - wird generell die WLAN-Telefonie bevorzugt genutzt.
Bei Vodafone und Telefónica wird WLAN Call automatisch bevorzugt genutzt, sobald der Kunde den Dienst aktiviert. Vodafone bietet WiFi Calling allerdings nur innerhalb Deutschlands an. Dadurch entfällt die erwähnte potenzielle Kostenfalle im EU-Roaming, aber eben auch das Sparpotenzial in Reiseländer ohne regulierten Tarif.
Sinnvolle Ergänzungen zur klassischen Handy-Telefonie
Voice over LTE und Voice over WiFi gibt es erst seit wenigen Jahren. Beide Standards sind noch lange nicht etabliert. Wer noch ein älteres Smartphone nutzt oder einen Tarif, der die Dienste nicht unterstützt, ist weiterhin auf die klassische Handy-Telefonie im UMTS- bzw. GSM-Netz angewiesen. Bessere Sprachqualität und schnellerer, zuverlässigerer Rufaufbau sollten allerdings Argumente sein, beim nächsten Gerätekauf oder Tarif- bzw. Anbieterwechsel auf die Kompatibilität mit VoLTE und WiFi Calling zu achten.
Dazu kommt speziell bei der WLAN-Telefonie die Möglichkeit, auch ohne klassische Funkversorgung mit dem Smartphone zu telefonieren. Je nachdem, wo man wohnt, arbeitet oder sich ansonsten häufig aufhält, wird so sicher das eine oder andere Funkloch geschlossen bzw. nicht mehr als solches wahrgenommen. Dazu kommt die Möglichkeit, ohne Roamingkosten aus New York, Buenos Aires oder Melbourne zu telefonieren. Einziger Nachteil ist die mögliche Kostenfalle beim EU-Roaming.
Übrigens: Ob ein Tarif VoLTE unterstützt, können Sie auch mit unserem Handytarif-Vergleich herausfinden.