Odenwald: Lebensmittel kommen per Drohne
Die Steuerung der Drohne erfolgt über Mobilfunk. In der von Wingcopter gebauten Drohne ist ein spezielles "Custom Funkmodul" verbaut, "das können Sie nicht im Laden kaufen", das mit 4G/LTE-Mobilfunk arbeitet, aber auch 5G NSA oder 5G SA beherrscht, wie zu erfahren war. Die Navigation erfolgt zum einen über GPS, aber auch die vorher bekannten Standorte der Vodafone-Sendetürme werden mit einbezogen, um das Ziel sicher zu finden. Die Drohne fliegt im "Luftraum G" und verschwindet schnell im herbstlichen Himmel.
Lieferdrohne von WingCopter im gelben "Bauch" ist die Ware untergebracht. Die Mobilfunkverbindung liefert Vodafone.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Sie hat eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 90 km/h und schafft bei einer Flughöhe von 100 Metern die 10 Kilometer Luftlinie zum Ziel in weniger als sieben Minuten.
Die Drohne muss nicht manuell vom Piloten an der Bodenstation gesteuert werden, sondern fliegt die vorprogrammierte Route selbstständig ab. Damit das über diese Distanz überhaupt möglich und vor allem sicher ist, kommt in dem Projekt das Mobilfunk-Netz von Vodafone zum Einsatz. Die Drohne sendet und empfängt Standort- und Flug-Daten "in Echtzeit" an die Kontrollstation am Boden und steuert sicher über die Felder und Ortschaften des Odenwalds bis hin zu ihrem Ziel.
DroNet plant und überprüft Drohnen-Flugrouten
Geplant und geprüft werden sollen solche Flugrouten zukünftig mit "DroNet", Deutschlands "erstem digitalen Datenservice zum Risiko-Check für kommerzielle Drohnenflüge". Dabei soll Drohnen-Operatoren die essentielle Frage nach dem Echtzeit-Boden-Risiko beantwortet und Auskunft über die Mobilfunk-Abdeckung für die geplante Flugroute geliefert werden.
Das freut Michael Reinartz, Innovations-Chef bei Vodafone Deutschland: „Wir freuen uns, dass das DroLEx-Team für den Flugbetrieb der Liefermichel-Drohne auf das Mobilfunk-Netz von Vodafone setzt."
Sicherheit first
Während der Flugvorführung mussten bestimmte Sicherheitsabstände der Besucher (zahlreiche Fernseh- und Radioteams, Zeitungen etc.) beachtet werden, die Piloten sind nur noch zur Kontrolle da, denn die Drohne fliegt an sich automatisch.
Wann fliegt die Drohne zu mir?
Die Bestellung muss in einen Schuhkarton passen und darf nicht mehr als 4kg wiegen.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Das Michaelstädter Förderprojekt läuft vorerst bis Ende 2023 und soll - wenn irgendmöglich - bei Erfolg fortgeführt werden.
Wer selbst irgendwo in der Einsamkeit wohnt und sich auf einen Lieferservice freuen würde, braucht viel Geduld: "Bis die Drohne bundesweit flächendeckend die Waren nach Hause bringt, kann es noch 4-5 Jahre dauern und wir befürchten, das Deutschland nicht die ersten sein werden, die das im Regelbetrieb einführen", verrät ein Vertreter des Handelskonzerns REWE im Hintergrundgespräch.
Es fehlt offenbar noch ein allgemein verbindliches Regelwerk, wann, wie und von wem Lieferdrohnen geflogen werden können und dürfen. Auch ist wohl noch unklar, welche Luftaufsicht weiß, welche Drohne wann und wo in der Luft ist. Müssen das staatliche Stellen oder könnten es auch zugelassene private Unternehmen sein? Je mehr dieser Drohnen eines Tages unterwegs sind, desto eher besteht die Gefahr von Kollisionen, auch der zivile Luftverkehr darf nicht gestört werden und die Sicherheit der Bevölkerung erfordert es derzeit, möglichst über unbewohntem Gebiet zu fliegen.
Um die Drohnen später vollautomatisch fliegen lassen zu können, so verriet es uns einer der anwesenden Experten, "brauchen wir flächendeckende 5G-Versorgung." Die aktuelle Mobilfunkversorgung ist aber auf terrestrische Versorgung in 1,40m Höhe optimiert. In der Luft können ganz neue Effekte auftreten, besonders in sehr gut versorgten Regionen, wenn die Drohne auf einmal viel zu viele Sender empfängt, dann gibt es Interferenzen.
Drohnen ein Thema für Mobilfunknetzbetreiber
Nicht nur Vodafone ist beim Thema Drohnen unterwegs, auch die Telekom hat zusammen mit der Deutschen Flugsicherung das Unternehmen Droniq gegründet, das sich um Sicherheits- und Regulierungsfragen von Drohnen kümmert.
Eine Einschätzung von Henning Gajek
Gerade auf dem flachen Land ist die Lebensmittelversorgung beispielwesie für ältere oder Personen mit Handicap (ohne eigenes Auto oder helfende Hände) kritisch. Eine Belieferung per Drohne würde die Lebensqualität deutlich erhöhen. Weil aber dann viele neue Flugobjekte im Luftraum unbedingt koordiniert werden müssen, kann das nicht so schnell vorangehen, wie sich es viele wünschen würden. Hinzu kommt eine ängstliche Bürokratie, die lieber dreimal nachdenkt, bevor sie etwas genehmigt. In anderen Ländern ("mit viel mehr Platz") geht das sicher einfacher.
Wenn eines Tages die ersten Drohnen zusammenstoßen oder Menschen am Boden zu Schaden kommen, wird es ein Riesen-Geschrei geben. Deswegen muss die Regelung gründlich sein, um genau das möglichst zu vermeiden.
Für die Mobilfunker sind Drohnen ein interessantes Thema, denn die Drohnen brauchen eine lückenlose Netzversorgung. So lückenlos, wie hier die Netzabdeckung gebraucht wird, ist sie aber derzeit noch bei keinem Anbieter. Da taucht dann wieder die böse Frage auf, ob wir drei oder vier löchrige Netze brauchen oder für solche Dienste nicht wenigstens ein absolut flächendeckendes Netz, das selbst in der entlegensten Einöde noch passende Signale liefert, notwendig wäre. Gerade Vodafone hat hier meines Erachtens noch gewaltigen Nachholbedarf. Vermutlich lässt sich das hochverfügbare flächige Netz nur in einer Zusammenarbeit aller Netzbetreiber realisieren.
Sogenannte 5G-Drohnen können weiter als bisher fliegen.