DOCSIS 10G: Low Latency und 10 GBit/s im TV-Kabel-Internet
Volker Leisse von den CableLabs stellt 10G vor
MH Media
Hinter den CableLabs stecken weltweit 64 Kabelnetz-Netreiber, die gemeinsam technische Spezifikationen wie etwa das Breitbandprotokoll DOCSIS (Data over cable service interface specification) entwickeln. Am Messestand von Unitymedia stellte Volker Leisse, Senior Executive Advisor bei CableLabs, 10G vor. Dabei handelt es sich um eine Weiterentwicklung von DOCSIS 3.1. Mit diesem Standard erreichen Kabelnetzbetreiber Geschwindigkeiten im Gigabit-Bereich. „In der aktuellen Version bringt die Spezifikation bereits 10 GBit/s im Downstream und 5 GBit/s im Upstream“, erklärte Leisse. Mit 10G streben die Kabelnetzbetreiber eine effizientere Nutzung des Frequenzspektrums an, um dem Kunden diese Geschwindigkeiten auch tatsächlich anbieten zu können. Dabei sollen 10 GBit/s nicht nur im Down-, sondern auch um Upstream erreicht werden.
Mit 10G wollen die CableLabs zudem erstmals einen Standard entwickeln, der sämtliche Infrastrukturen abdeckt, die Kabelnetzbetreiber heute anwenden: vom klassischen Koaxialnetz über Funk bis zur Glasfaser. Insbesondere soll mit 10G die Kapazität der Glasfaser durch die Verwendung von Modulationsverfahren erhöht werden, die bislang nur in Weitverkehrsnetzen eingesetzt wurden und nun durch CableLabs auch in Zugangsnetzen genutzt werden können. Dadurch können die Netzbetreiber insbesondere im B2B-Bereich neue Dienste anbieten wie etwa Mobile Backhauling für 5G-Netze. „Das ist für Unitymedia ein wichtiges Zukunftsthema“, sagte Michael Langer, Vice President Engineering bei Unitymedia.
Stabiles WLAN für Kabelkunden
Volker Leisse von den CableLabs stellt 10G vor
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Aber nicht nur deshalb engagiert sich der Kölner Kabelnetzbetreiber bei der Entwicklung von 10G. „Das Netz kann noch so gut sein, doch es kommt darauf an, was am Ende beim angeschlossenen Gerät ankommt“, sagte Langer auf der Anga Com. Deshalb legt Unitymedia Wert auf eine stabile drahtlose Inhouse-Versorgung – ein für Kabelnetzbetreiber eher untypisches Thema. Aber im Rahmen von 10G werden auch die Anforderungen der Kabelnetzbetreiber an eine verlässliche drahtlose Breitbandabdeckung in der Wohnung berücksichtigt. Mit Low Latency WiFi sollen die Latenzzeiten gesenkt werden. Ein weiteres Beispiel ist Dual Channel WiFi, das die unterschiedlichen Verbreitungscharakteristiken zum Beispiel von Streaming gegenüber dem typischen Datenverkehr berücksichtigt.
Erste Spezifikationen von 10G wie etwa Low Latency DOCSIS sind bereits veröffentlicht. Gerade in Bezug auf Latenzzeiten haben die Kabelnetze als sogenanntes „shared medium“ mit hohen Latenzen zu kämpfen. „Daher ist es wichtig, dass gerade in diesem Bereich viel passiert“, erklärte Langer in Köln – auch mit Blick auf zukünftige Anwendungen wie zum Beispiel autonomes Fahren. Wann jedoch 10G in den ersten Kabelnetzen eingesetzt wird, steht noch nicht fest. Die Nachfrage seitens der Netzbetreiber ist hoch, doch zunächst müssen Systemanbieter und Hardwarehersteller die neuen Spezifikationen in ihre Produkte und Lösungen integrieren.