Telekom & Partner: Erstmalig erfolgreich "Voice over 5G"
Die Telekom hat den ersten VoNR (Sprache über 5G-SA) Anruf erfolgreich durchgeführt.
Foto: Deutsche Telekom
Bei 5G ist die Stand Alone Technologie in aller Munde, doch im Mobilfunknetz der Telekom in Deutschland ist diese Technik noch nicht für die Allgemeinheit freigeschaltet und bei Fragen nach einem konkreten Termin gibt es nur höchst kryptische Antworten.
Erster VoNR Anruf in MultiVendor-Umgebung
Die Telekom hat den ersten VoNR (Sprache über 5G-SA) Anruf erfolgreich durchgeführt.
Foto: Deutsche Telekom
Dabei ist die Zeit bei der Telekom nicht stehen geblieben. Im Gegenteil. Gemeinsam mit Technologie-Partnern ist der Telekom das weltweit erste "5G Voice over New Radio (VoNR)"-Telefonat auf einem System gelungen, das aus Komponenten unterschiedlicher Lieferanten und Hersteller besteht (sogenannte Multi-Vendor-Plattform). Mit dieser Technik konnten die Partner über ein 5G-Standalone-(SA)-Netz sowohl Sprach- und 5G Datensitzungen parallel über ein Testnetz in Warschau (Polen) realisieren.
VoNR (Sprache über neues Funksystem = Sprache über 5G) erinnert an VoLTE (Sprache über 4G). Auch damals kam erst der Datenstandard und erst später der Sprachstandard.
Man nehme...
Was braucht man dazu? Der Netzwerkaufbau der Telekom in Warschau besteht einem 5G Core (Kern) von Ericsson und einem IP-Multimedia-Subsystem (IMS) von Nokia. Die Gespräche wurden auf kommerziellen (im Handel verfügbaren) Endgeräten von Samsung und Xiaomi sowie auf einer Test-Plattform von Qualcomm (dem weltweit wohl führenden 5G-Chiphersteller) durchgeführt. Für die Telekom ist das ein "Meilenstein und wichtiger Schritt auf dem Weg zur kommerziellen Einführung 5G-Sprachdiensten".
5G-Standalone-Netze basieren auf Cloud-Technologie. Damit werden die Netzbetreiber "qualitativ hochwertige Sprachdienste" bereitstellen können, ohne auf LTE als Anker (5G-NSA) angewiesen zu sein. Durch VoNR sollen Kunden zukünftig Sprach- und Datendienste in der 5G-Technologie parallel nutzen können. Dadurch werden neue Dienste möglich, wie zum Beispiel die Verbesserungen der Sprachqualität bei bestehenden Diensten oder neue Angebote wie "immersive" (= eingebettete) Videokonferenzen mit Augmented oder Virtual Reality.
Sprachanrufe in hoher Qualität gefragt
"Unsere Kunden legen auch in der 5G-Ära Wert auf Sprachanrufe in hoher Qualität. 5G VoNR kann ein Unterscheidungsmerkmal für Anwendungen der nächsten Generation sein, die schnelle Daten mit hochauflösendem Audio verbinden", sieht Alex Choi, bei der Telekom zuständig für Strategie und technologische Erneuerung voraus. "Die Validierung (Überprüfung) der Ende-zu-Ende-Interoperabilität (funktioniert mit Baugruppen verschiedener Hersteller) von 5G VoNR ist ein wichtiger Schritt in Richtung der Zukunft von 5G-Sprachdiensten für unsere Kunden. Dies ist uns gemeinsam mit unseren starken Partnern gelungen.“
Jan Karlsson, Chef der Digitalen Dienste bei Ericsson, pflichtet dem bei: "Mit dem ersten Ende-zu-Ende-5G-Sprachanruf über neue Funktechnologie (New Radio), den wir jetzt im Netz der Deutschen Telekom durchgeführt haben, unterstreichen wir die Stärken ... [eines] Cloud-basierten Kernnetzes für 5G-Standalone."
Marc Erhardt, Chef der Cloud- und Netzdienste von Nokia für die Deutsche Telekom haut in die gleiche Kerbe: "Sprachkommunikation bleibt auch in der 5G-Welt ein wichtiges Merkmal. Die Teilnehmer verlangen hochwertige Sprachdienste. [...] Erfolgreiche 5G-Strategien müssen ... die Einbettung von Sprache in 5G-Dienste enthalten, und der IMS-Core wird dabei eine Schlüsselrolle spielen."
Das freut auch Enrico Salvatori, Europa-Chef beim Technologie-Lieferanten Qualcomm: „Dieser Erfolg ist ein wesentlicher Schritt, um das volle Potenzial von 5G für Verbraucher und Industrien auszuschöpfen...". Und geht ins Detail: „Sowohl das Xiaomi Mi11 Lite 5G als auch das verwendete 5G Testgerät basieren auf Qualcomm Prozessoren, die Snapdragon 780G bzw. die Snapdragon 888 5G-Mobilfunkplattformen. Diese unterstützen eine breite Palette von 5G Funktionen, einschließlich 5G VoNR und 5G SA.“
"Galaxy 5G-Geräte verändern schon jetzt die Art und Weise, wie wir kommunizieren und wie wir die Welt um uns herum erleben", freut sich KJ Kim Forschungschef bei Samsung Electronics. "Da das Galaxy S21 5G mit der nächsten Generation von 5G VoNR ausgestattet ist, freuen wir uns darauf..." Ähnliches äußert James Munn, der leitende Ansprechpartner für Netzbetreiber beim Hersteller Xiaomi. "Die Kombination neuer 5G-Dienste, wie VoNR, mit unseren erstklassigen 5G-Smartphones wird sicherstellen, dass wir unseren Kunden das bestmögliche Erlebnis bieten können."
Details zum Laboraufbau
Um flexibler und unabhängiger von bestimmten Lieferanten zu werden, setzen die Mobilfunknetzbetreiber auf MultiVendor Umgebungen bei 5G.
Foto: Deutsche Telekom
Die Deutsche Telekom hat zusammen mit Nokia und Ericsson die 5G-Standalone-Netzinfrastruktur im Testbetrieb im Labor der Deutschen Telekom in Warschau, Polen, aufgebaut. Dort werden Tests und Engineering im Auftrag des gesamten Telekom-Konzerns durchgeführt.
Die Konfiguration beinhaltet die Integration eines 5G-Cores (5GC) von Ericsson und eines IMS (IP Multimedia Subsystem) von Nokia. Der IMS-Core stellt die Funktion "Sprache" als 5G-Anwendungsdienst bereit. Die Übertragung wurde sowohl über die 5G NR Standalone (SA) Radio Access Technology von Ericsson als auch von Nokia getestet.
Standard-Handys von Samsung, Xiaomi (und Qualcomm)
Die Sprachanrufe wurden mit dem Samsung Galaxy S21 5G, Xiaomi Mi 11 Lite und einem speziellen Qualcomm 5G Testgerät (im freien Handel nicht erhältlich) durchgeführt. Das Xiaomi Mi 11 Lite 5G und das 5G Testgerät sind mit dem Snapdragon 780G bzw. 888 5G-Mobilfunkplattformen ausgestattet.
Bleiben zwei Fragen
Eins verrät die Mitteilung der Telekom allerdings noch nicht: Wann wird 5G-SA (StandAlone) und wann wird 5G-NR beispielsweise im deutschen Netz der Telekom für interessierte Privatkunden verfügbar sein? Allzulang dürfte es nicht mehr dauern. Vielleicht gibt's einen Termin schon zum Mobile World Congress (MWC) in Barcelona, an dem die Telekom diesmal allerdings nur virtuell teilnimmt.
Auch der Name Apple wurde in diesem Zusammenhang nicht genannt. Da aber T-Mobile USA längst 5G-SA im Standard-Wirkbetrieb hat und die US-Version des iPhone 12 längst 5G-SA unterstützt, kann man davon ausgehen, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis auch diese Gerätefamilie bei 5G-VoNR in Deutschland oder Europa mit dabei sein wird.
Der Ausrüster Nokia hat seinen Streit mit dem Automobilhersteller Daimler beigelegt.