Ströer übernimmt T-Online für 300 Millionen Euro
Udo Müller, Vorstandsvorsitzender Ströer und Niek Jan van Damme (rechts), Vorstandsmitglied Deutsche Telekom AG
Bild: Telekom
Das größte deutsche Internetportal T-Online bekommt einen
Werbevermarkter als neuen Besitzer. Die Deutsche Telekom gibt es an
die Firma Ströer ab, die vor allem für ihr Geschäft mit Außenwerbung
bekannt ist.
Mail-Adressen bleiben bei der Telekom
Udo Müller, Vorstandsvorsitzender Ströer und Niek Jan van Damme (rechts), Vorstandsmitglied Deutsche Telekom AG
Bild: Telekom
Die Telekom verkauft Deutschlands meistbesuchtes
Internetportal T-Online an den Werbevermarkter Ströer. Der Deal ist
zusammen mit dem Telekom-Werbevermarkter Interactive Media rund 300
Millionen Euro schwer. Der Kaufpreis wird von Ströer in Aktien
bezahlt, für die das Unternehmen eine Kapitalerhöhung durchführen
will. Um die "@t-online.de"-Mailadressen kümmere sich aber weiter die
Telekom, für Telekom-Kunden ändere sich nichts. Das Bundeskartellamt
muss dem Geschäft noch zustimmen.
Die Telekom werde nach dem Deal abhängig vom Aktienkurs voraussichtlich rund 11 bis 13 Prozent an Ströer halten und will so an möglichen Wertsteigerungen mitverdienen, sagte Telekom-Deutschlandchef Niek Jan van Damme am Donnerstag. Die Haltefrist für die Anteile beträgt zwölf Monate. Die Telekom konzentriert sich derzeit auf ihr Geschäft als Netzanbieter und stößt Randgeschäfte ab. Bereits seit mehreren Monaten soll T-Online anderen Unternehmen zum Kauf angeboten worden sein. Auch dem vor allem im Digitalgeschäft wachsenden Medienkonzern Axel Springer wurde Interesse nachgesagt. Allerdings hatte Konzernchef Döpfner das Kaufinteresse zuletzt eher als gering eingestuft.
Werbung im Netz als Wachstumstreiber
Ströer stärkt durch den Kauf seinen Wachstumstreiber: Werbung im Internet. In das Online-Geschäft war der SDax-Konzern 2013 eingestiegen. Bekannt ist das Kölner Unternehmen vor allem für die Vermarktung von Außenwerbung, also etwa auf Plakaten, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder Bushaltestellen sowie Werbebanden in Fußballstadien.
T-Online ist laut Reichweitenmessung der AGOF (Arbeitsgemeinschaft Online Forschung) das größte deutsche Internetportal, Interactive Media der drittgrößte Digitalvermarkter Deutschlands. Ströer-Vorstandschef Udo Müller will den Umsatzanteil von Digitalinhalten von aktuell einem Viertel in den kommenden Jahren auf rund 50 Prozent hochschrauben.
Ströer rechnet 2016 mit einer Milliarde Euro Umsatz
Im ersten Halbjahr legte der Erlös bei Ströer vor allem dank der Digitalsparte im Jahresvergleich um 9 Prozent auf 363 Millionen Euro zu, im Digitalgeschäft kletterte der Umsatz dabei um fast ein Viertel. Unterm Strich verdiente der Konzern mit 18,8 Millionen Euro rund sieben Mal so viel wie vor einem Jahr. Bereinigt um Sondereffekte hätte sich der Gewinn nahezu verdoppelt, hieß es.
Schon für das kommende Jahr rechnet Ströer durch den Zukauf mit einem Umsatz von rund einer Milliarde Euro. Vorstand und Aufsichtsrat von Ströer beabsichtigen, der Hauptversammlung zeitnah eine Umwandlung der Ströer SE in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) vorzuschlagen. Damit könnten zum Beispiel die beiden größten Anteilseigner, Dirk Ströer und Vorstandschef Müller, mehr Investoren ins Unternehmen holen und ihren Anteil verringern - ohne dabei allzu viel Macht abgeben zu müssen.
Deal steht noch 2015 vor Abschluss
Das Geschäft soll voraussichtlich im vierten Quartal 2015 abgeschlossen werden und steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Bundeskartellamts. Früheren Angaben in Medienberichten zufolge macht T-Online mit Angeboten rund um Nachrichten, Ratgeberinhalte und Shopping etwa 100 Millionen Euro Umsatz jährlich und einen ein- bis zweistelligen Millionengewinn.