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Netflix: Ist die Preiserhöhung angemessen?

Das Jahr 2021 startet mit satten Preis­erhö­hungen. Bei Benzin und Heizung schlägt der Fiskus zu und selbst Netflix wird teurer. Aktuell sitzt das Geld bei vielen Menschen ohnehin nicht locker, machen Abon­nenten also die nächste Preis­runde noch mit?
Von Björn König

Foto: Jan Thijs/CBS Star Trek Discovery zählt zu den Highlights auf Netflix
Foto: Jan Thijs/CBS
Wenn im Haus­halt die monat­lichen Fixkosten steigen, stellt sich natür­lich zuerst die Frage, an welchen Stellen man sparen kann. In erster Linie bieten sich hier Abos bzw. laufende Verträge an. Zeitungen und Zeit­schriften, Handy­ver­trag, das Fitness-Studio oder eben Strea­ming-Abos. Durch den immer stär­keren Wett­bewerb unter Strea­ming-Diensten haben viele Nutzer mitt­ler­weile drei oder vier verschie­dene Abos, zum Beispiel von Netflix, Amazon, Disney+ oder Sky Ticket. Insbe­son­dere beim Platz­hirsch Netflix gab es in vergan­gener Zeit immer mal wieder Preis­erhö­hungen und deshalb Kündi­gungen, ganz aktuell greift der Streamer aus Los Gatos erneut tiefer in die Tasche seiner Zuschauer. Deshalb stellen sich Abon­nenten berech­tig­ter­weise die Frage, ob sich das Abo über­haupt noch lohnt oder man die Belas­tung strei­chen kann.

Qualität und Preis

Foto: Jan Thijs/CBS Star Trek Discovery zählt zu den Highlights auf Netflix
Foto: Jan Thijs/CBS
Das Stan­dard-Abo in HD kostet nun 12,99 Euro statt wie bislang 11,99 Euro und wird damit insge­samt 12 Euro im Jahr teurer. Das erscheint auf den ersten Blick nicht viel, doch zum Vergleich: Der Strea­ming-Dienst Starz­play von Lions­gate berechnet pro Monat nur 4,99 Euro. Im Klar­text könnte man also für den jähr­lichen Preis­auf­schlag von Netflix fast drei Monate Starz­play schauen.

Doch selbst ohne diesen Preis­auf­schlag ist Netflix in HD pro Monat fast dreimal so teuer wie Starz­play, fast doppelt so teuer wie Disney+ oder Joyn und immerhin noch drei Euro teurer als das Sky Ticket Enter­tain­ment-Paket. Selbst wenn Disney+ im Februar seinen Katalog mit den "Star"-Inhalten verdop­pelt und der Monats­preis dort um zwei Euro steigt, wäre Netflix immer noch deut­lich kost­spie­liger als seine Mitbe­werber. Man muss sich nun folgende Frage stellen: Sind die Inhalte von Netflix ihren Preis wert oder bekommt man bei der Konkur­renz viel­leicht sogar mehr Strea­ming-Spaß für weniger Geld?

Disney+ und Amazon attrak­tiver

Im Hinblick auf das Preis-Leis­tungs-Verhältnis sind Prime Video und Disney+ deut­lich attrak­tivere Alter­nativen zu Netflix. Rechnet man die künf­tige Preis­erhö­hung bei Disney+ mit ein, liegen beide Dienste bei 7,99 Euro, respek­tive künftig 8,99 statt 6,99 Euro im Monat. Amazon steht dabei sowieso außer Konkur­renz, weil im Monats­preis natür­lich viele weitere Paket­leis­tungen enthalten sind, wie der kosten­lose Premi­umver­sand, Prime Music oder Foto­spei­cher.

Bei Disney+ gibt es einen sehr breiten Katalog an inter­essanten Studio­inhalten von Disney, Pixar, Marvel, Fox und ABC, vor allem die in den USA beliebten Hulu-Inhalte sollten auf lange Sicht bei Disney+ eine neue Heimat finden. Zu bedenken ist speziell in diesem Falle auch, dass Netflix viele Inhalte aus dem Hause Disney/Marvel verloren hat, wodurch sich weitere Preis­erhö­hungen nur schwer recht­fer­tigen lassen. Zudem hat auch die Qualität der Eigen­pro­duk­tionen sichtbar nach­gelassen. Als Netflix 2014 in Deutsch­land star­tete, gab es nur wenige Eigen­pro­duk­tionen wie "House Of Cards" oder "Orange Is The New Black", diese waren jedoch beson­ders hoch­wertig. Heute setzt der Streamer zuneh­mend auf Massen­pro­duk­tionen statt US-Block­buster im eigenen Katalog.

Fazit

Gene­rell lässt sich sagen, dass rund zehn Euro im Monat für nicht wenige Nutzer eine Schmerz­grenze für Strea­ming-Abos darstellt. Oft wollen Anbieter beim Monats­preis symbo­lisch unter eben diesen zehn Euro bleiben, und dafür sind dann sogar UHD-Inhalte schon inklu­sive wie etwa bei Amazon Prime Video. Außerdem werden in Zukunft wohl noch weitere hoch­karä­tige Streamer von ViacomCBS (Para­mount+) sowie WarnerMedia (HBO Max) auf dem deut­schen Markt starten. Dann dürfte Netflix es noch schwerer haben, seine Preis­erhö­hungen bei Kunden durch­zusetzen.

Netflix recht­fer­tigt die höheren Preise durch den Aufwand für Eigen­pro­duk­tionen. Was sich auch zunächst nach­voll­ziehbar anhört, wirkt bei genauerer Betrach­tung wenig stich­haltig. Denn eine große Menge an quali­tativ hoch­wer­tigen Eigen­pro­duk­tionen kommen eben­falls von Disney/Hulu oder ViacomCBS, diese Studios bieten ihren Content aller­dings deut­lich güns­tiger als Netflix im Strea­ming an. Das gilt übri­gens auch für Apple TV+, dessen Katalog zumin­dest aktuell noch über­schaubar ist.

Trotz mehr Wett­bewerb wird Strea­ming insge­samt teurer.

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