Netflix: Ist die Preiserhöhung angemessen?
Star Trek Discovery zählt zu den Highlights auf Netflix
Foto: Jan Thijs/CBS
Wenn im Haushalt die monatlichen Fixkosten steigen, stellt sich natürlich zuerst die Frage, an welchen Stellen man sparen kann. In erster Linie bieten sich hier Abos bzw. laufende Verträge an. Zeitungen und Zeitschriften, Handyvertrag, das Fitness-Studio oder eben Streaming-Abos. Durch den immer stärkeren Wettbewerb unter Streaming-Diensten haben viele Nutzer mittlerweile drei oder vier verschiedene Abos, zum Beispiel von Netflix, Amazon, Disney+ oder Sky Ticket. Insbesondere beim Platzhirsch Netflix gab es in vergangener Zeit immer mal wieder Preiserhöhungen und deshalb Kündigungen, ganz aktuell greift der Streamer aus Los Gatos erneut tiefer in die Tasche seiner Zuschauer. Deshalb stellen sich Abonnenten berechtigterweise die Frage, ob sich das Abo überhaupt noch lohnt oder man die Belastung streichen kann.
Qualität und Preis
Star Trek Discovery zählt zu den Highlights auf Netflix
Foto: Jan Thijs/CBS
Das Standard-Abo in HD kostet nun 12,99 Euro statt wie bislang 11,99 Euro und wird damit insgesamt 12 Euro im Jahr teurer. Das erscheint auf den ersten Blick nicht viel, doch zum Vergleich: Der Streaming-Dienst Starzplay von Lionsgate berechnet pro Monat nur 4,99 Euro. Im Klartext könnte man also für den jährlichen Preisaufschlag von Netflix fast drei Monate Starzplay schauen.
Doch selbst ohne diesen Preisaufschlag ist Netflix in HD pro Monat fast dreimal so teuer wie Starzplay, fast doppelt so teuer wie Disney+ oder Joyn und immerhin noch drei Euro teurer als das Sky Ticket Entertainment-Paket. Selbst wenn Disney+ im Februar seinen Katalog mit den "Star"-Inhalten verdoppelt und der Monatspreis dort um zwei Euro steigt, wäre Netflix immer noch deutlich kostspieliger als seine Mitbewerber. Man muss sich nun folgende Frage stellen: Sind die Inhalte von Netflix ihren Preis wert oder bekommt man bei der Konkurrenz vielleicht sogar mehr Streaming-Spaß für weniger Geld?
Disney+ und Amazon attraktiver
Im Hinblick auf das Preis-Leistungs-Verhältnis sind Prime Video und Disney+ deutlich attraktivere Alternativen zu Netflix. Rechnet man die künftige Preiserhöhung bei Disney+ mit ein, liegen beide Dienste bei 7,99 Euro, respektive künftig 8,99 statt 6,99 Euro im Monat. Amazon steht dabei sowieso außer Konkurrenz, weil im Monatspreis natürlich viele weitere Paketleistungen enthalten sind, wie der kostenlose Premiumversand, Prime Music oder Fotospeicher.
Bei Disney+ gibt es einen sehr breiten Katalog an interessanten Studioinhalten von Disney, Pixar, Marvel, Fox und ABC, vor allem die in den USA beliebten Hulu-Inhalte sollten auf lange Sicht bei Disney+ eine neue Heimat finden. Zu bedenken ist speziell in diesem Falle auch, dass Netflix viele Inhalte aus dem Hause Disney/Marvel verloren hat, wodurch sich weitere Preiserhöhungen nur schwer rechtfertigen lassen. Zudem hat auch die Qualität der Eigenproduktionen sichtbar nachgelassen. Als Netflix 2014 in Deutschland startete, gab es nur wenige Eigenproduktionen wie "House Of Cards" oder "Orange Is The New Black", diese waren jedoch besonders hochwertig. Heute setzt der Streamer zunehmend auf Massenproduktionen statt US-Blockbuster im eigenen Katalog.
Fazit
Generell lässt sich sagen, dass rund zehn Euro im Monat für nicht wenige Nutzer eine Schmerzgrenze für Streaming-Abos darstellt. Oft wollen Anbieter beim Monatspreis symbolisch unter eben diesen zehn Euro bleiben, und dafür sind dann sogar UHD-Inhalte schon inklusive wie etwa bei Amazon Prime Video. Außerdem werden in Zukunft wohl noch weitere hochkarätige Streamer von ViacomCBS (Paramount+) sowie WarnerMedia (HBO Max) auf dem deutschen Markt starten. Dann dürfte Netflix es noch schwerer haben, seine Preiserhöhungen bei Kunden durchzusetzen.
Netflix rechtfertigt die höheren Preise durch den Aufwand für Eigenproduktionen. Was sich auch zunächst nachvollziehbar anhört, wirkt bei genauerer Betrachtung wenig stichhaltig. Denn eine große Menge an qualitativ hochwertigen Eigenproduktionen kommen ebenfalls von Disney/Hulu oder ViacomCBS, diese Studios bieten ihren Content allerdings deutlich günstiger als Netflix im Streaming an. Das gilt übrigens auch für Apple TV+, dessen Katalog zumindest aktuell noch überschaubar ist.
Trotz mehr Wettbewerb wird Streaming insgesamt teurer.