Erster Schritt

Roaming-Tarife: Westbalkan-Staaten senken die Preise

In einem ersten Schritt senken die Staaten des West­balkan unter­ein­ander die Roaming-Tarife. Lang­fristig ist eine Ankopp­lung an die EU-Tarif-Regeln geplant, bis dahin brau­chen Touristen eine lokale SIM oder verarmen.
Von mit Material von dpa

Der Westbalkan strebt in die EU. Zwischen den Ländern wurden die Roaming-Tarife gesenkt. Der Westbalkan strebt in die EU. Zwischen den Ländern wurden die Roaming-Tarife gesenkt.
Grafik: Picture Alliance / dpa
In den sechs West­bal­kan­staaten Serbien, Monte­negro, Bosnien-Herze­gowina, Nord­maze­donien, Alba­nien und Kosovo sind heute die wech­sel­sei­tigen Roaming-Gebühren für die grenz­über­schrei­tende Nutzung von Mobil­tele­fonen gefallen. Für die knapp 18 Millionen Bürger dieser Länder gibt es bei Tele­fonaten und SMS-Nach­richten keine Roaming-Gebühren, wenn sie außer­halb ihres Heimat­landes und in einem anderen dieser Länder tele­fonieren oder SMS-Nach­richten empfangen oder senden. Das berich­teten Medien in der Region.

Ober­grenzen analog zur EU

Der Westbalkan strebt in die EU. Zwischen den Ländern wurden die Roaming-Tarife gesenkt. Der Westbalkan strebt in die EU. Zwischen den Ländern wurden die Roaming-Tarife gesenkt.
Grafik: Picture Alliance / dpa
Für den gebüh­ren­freien Daten­ver­kehr im regio­nalen Roaming gelten jedoch - ähnlich wie inner­halb der EU - Ober­grenzen, wie der serbi­sche Vize-Handels­minister Milan Dobri­jevic gestern der serbi­schen Nach­rich­ten­agentur Tanjug sagte. Um Miss­ver­ständ­nisse und Unan­nehm­lich­keiten zu vermeiden, sollten sich die Bürger vor Reise­antritt bei ihrem Anbieter über die in ihren jewei­ligen Paketen enthal­tenen Leis­tungen erkun­digen, fügte er hinzu.

Spezi­alfall Kosovo

Das Kosovo ist vom kosten­freien Daten-Roaming vorerst gänz­lich ausge­nommen. Der Entfall der Roaming-Gebühren beziehe sich nur auf Gespräche und SMS-Nach­richten in den anderen fünf West­bal­kan­staaten, berich­tete die alba­nisch­spra­chige Tages­zei­tung "Koha Ditore" in Pris­tina.

Die Tele­fonie-Situa­tion in der Repu­blik Kosovo (Fest­netz­vor­wahl +383) ist etwas komplex, da dieser neue Staat von Serbien und vielen anderen Ländern bis heute nicht aner­kannt wird. Deshalb gibt es in Kosovo derzeit auch noch kein eigenes Mobil­funk­netz. Dafür hilft dort die Monaco-Telecom (Vorwahl +3774) mit einem Mobil­funk­netz aus.

Bereits 2019 beschlossen

Auf den Abbau der Roaming-Gebühren auf ihrem Gebiet hatten sich die sechs Staaten im April 2019 geei­nigt. Im Juli desselben Jahres war eine Senkung der regio­nalen Roaming-Kosten in Kraft getreten. Als nächsten Schritt streben die sechs Länder die Abschaf­fung der Roaming-Gebühren im Verkehr mit der Euro­päi­schen Union (EU) an.

Deut­sche Kunden brau­chen weiter lokale SIM

Ganz wichtig: Für deut­sche Kunden, die mit einer deut­schen SIM-Karte in diesen Ländern unter­wegs sind, ändert sich derzeit nichts. Das bedeutet, die Preise bleiben weiter absurd hoch, weil die West­balkan-Staaten noch kein Mitglied der EU sind (es aber gerne werden möchten).

Balkan: Deut­sche Roaming-Tarife absurd teuer

Kunden der Deut­schen Telekom beispiels­weise bezahlen pro abge­hende Minute abschre­ckende 2,99 Euro und für jede SMS mit maximal 160 Zeichen für 49 Cent das Stück. Ankom­mende Gespräche werden von der Telekom mit 1,79 Euro pro Minute beauf­schlagt, nur ankom­mende SMS-Nach­richten sind kosten­frei.

Die Preise bei Voda­fone stark vom eigenen Tarif abhängig. Voda­fone möchte für Roaming partout fertige Minuten- oder Daten-Pakete verkaufen. Wer das nicht will, zahlt bei der "Voda­fone World Option" 1,47 bis 1,63 Euro pro Minute abge­hend nach Deutsch­land (der Preis richtet sich danach, welchen Grund-Tarif der Kunde hat und ob das genutzte Netz ein Voda­fone "Partner"-Netz ist) und ankom­mend 73 Cent pro Minute. Eine SMS abge­hend kostet 49 - 55 Cent (je nach genutztem Netz).

o2 erlaubt sich für Serbien (Zone 3) "nur" 1,49 Euro pro Minute nach Deutsch­land abge­hend und 69 Cent pro Minute im Land ankom­mend zu nehmen, eine SMS (abge­hend) kostet 39 Cent.

Tipp: Lokale Karte vor Ort besorgen

Wir empfehlen daher, sich vor Ort eine serbi­sche, monte­negri­nische, alba­nische, oder nord-maze­doni­sche Prepaid-SIM-Karte zu besorgen, dazu sind rudi­men­täre Sprach­kennt­nisse oder sprach­kun­dige Hilfe vor Ort von Vorteil, einige Anbieter haben auch englisch­spra­chige Webseiten.

Wie das preis­lich aussehen könnte, zeigt die Deut­sche Telekom Filiale in Monte­negro. Hier stehen 500 GB für 15 Tage zu 10 Euro, oder zu 15 Euro für 30 Tage zur Verfü­gung. Mitle­senden deut­schen Telekom-Mana­gern dürfte dabei das Blut in den Adern gefrieren.

Könnte EU-Rege­lung auf den Balkan ausge­dehnt werden?

Es gibt wohl Absichts­erklä­rungen, die EU-Tarif­rege­lung auch auf den West­balkan auszu­dehnen. Dann würden sich mit einem Schlag die oben genannten Preise in Luft auflösen. Noch ist es aber nicht soweit.

Für die Reise in Corona-Zeiten gibt es inter­essante Apps, die man sich vorher anschauen sollte.

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