Digitalradio

Die Schweiz macht Ernst mit der UKW-Abschaltung

Ab 2019 werden die UKW-Sender in der Schweiz abgeschaltet. Damit steigen die Eidgenossen als zweites Land nach Norwegen aus der analog-terrestrischen Radioverbreitung aus. In einer Informationskampagne soll die Bevölkerung auf den Wechsel zu DAB+ vorbereitet werden.
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In der Schweiz wird UKW zugunsten von DAB+ abgeschaltet In der Schweiz wird UKW zugunsten von DAB+ abgeschaltet
Foto: auna
Die Schweiz macht Ernst mit der UKW-Abschaltung: Damit sich die Bevölkerung rechtzeitig auf die Umstellung von UKW zu DAB+ bei der Verbreitung von Radioprogrammen vorbereiten kann, hat das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) das Mandat für eine vierjährige Informationskampagne zu DAB+ ab 2019 öffentlich ausgeschrieben. Das Bundesamt unterstützt damit die Radiobranche, die ihre Programme zunehmend digital über DAB+-Netze verbreitet und ihre UKW-Sender in wenigen Jahren abschalten will.

Schon 61 Prozent der Schweizer hören digital

In der Schweiz wird UKW zugunsten von DAB+ abgeschaltet In der Schweiz wird UKW zugunsten von DAB+ abgeschaltet
Foto: auna
Die Schweiz ist auf gutem Weg, als weltweit zweites Land nach Norwegen die analoge Verbreitung der Radioprogramme in den kommenden Jahren einzustellen: In Schweizer Haushalten und Fahrzeugen waren per Ende 2017 rund 3,5 Millionen DAB+-Geräte in Betrieb, 600 000 Geräte mehr als ein Jahr zuvor. Mehr als eine Million Autos sind mittlerweile in der Lage, DAB+ zu empfangen, 85 Prozent aller Neufahrzeuge sind standardmäßig mit DAB+-Radios ausgerüstet, und die digitale Nutzung von Radioprogrammen (über DAB+, TV-Netze und Internet) ist 2017 von 54 auf 61 Prozent angestiegen.

Um DAB+ noch bekannter zu machen und das Hören von Digitalradio zu fördern, lanciert das BAKOM eine zweite Informationskampagne. Das Ziel ist, die Zahl der DAB+-tauglichen Radioempfangsgeräte in den Haushalten und Fahrzeugen weiter zu erhöhen. Die Kampagne dauert von 2019 bis 2022 und wurde heute auf der Beschaffungsplattform simap.ch ausgeschrieben. Die Auftragsvergabe ist für Herbst 2018 vorgesehen. Das Budget von insgesamt 5,5 Millionen Franken (rund 4,6 Millionen Euro) wird finanziert aus der Empfangsgebühr beziehungsweise der ab 2019 erhobenen neuen Abgabe für Radio und Fernsehen. Nach Beginn der eigentlichen UKW-Abschaltphase soll die Kampagne den Schwerpunkt auf die Information und Beratung des Publikums und weiterer involvierter Kreise legen. Zudem wird von der Auftragnehmerin der Aufbau eines Kompetenzzentrums für DAB+ erwartet.

Infokampagne mit Radiobranche

Die Informationskampagne werde in enger Zusammenarbeit mit der Radiobranche durchgeführt, welche sie auch in ihren eigenen Programmen und mit Gratiswerbesekunden unterstützt. Die Radiobranche plant, in den kommenden Jahren die analoge Radioverbreitung über UKW koordiniert aufzugeben und stattdessen DAB+ als Hauptverbreitungstechnik zu nutzen. DAB+ erlaubt einen stabilen, klaren Empfang in hoher Qualität. Außerdem können die Veranstalter ihre Radioprogramme mit Zusatzinformationen ergänzen (wie Texte und Grafiken). Die Frequenzen werden zudem effizienter genutzt und ermöglichen die Verbreitung von mehr Programmen in größeren Sendegebieten.

Zwischen 2013 und 2014 hatten Vertreter der SRG, von Vereinigungen privater und nicht kommerzieller Radios sowie des BAKOM eine gemeinsame Strategie im Hinblick auf die Migration von UKW auf DAB+ bis spätestens 2024 erarbeitet. Den entsprechenden Schlussbericht übergab die Arbeitsgruppe "AG DigiMig" im Dezember 2014 dem Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK). Den definitiven UKW-Abschalttermin will die Arbeitsgruppe spätestens anfangs 2019 festlegen und anschließend bekanntgeben.

Sachsen: Energy droht UKW-Aus

In Deutschland haben Radioveranstalter unterdessen ganz andere Probleme: In Sachsen droht das UKW-Aus für das Jugendradio Energy Sachsen. Hintergrund ist ein Streit des Netzbetreibers Uplink Network mit dem neuen Antenneneigner. "Der neue Eigner der Antennen von Energy Sachsen droht mit der Abschaltung, wenn wir bis kommenden Dienstag keine Einigung finden", sagte Uplink-Geschäftsführer Michael Radomski der Tageszeitung "Welt". Auch anderswo gebe es Sonderfälle, bei denen die Übergangsvereinbarung mit Media Broadcast nicht greife und der Sendebetrieb schon vor Ende Juni in Gefahr sei. Sollte es tatsächlich zu Abschaltungen kommen, werden wir ausführlich darüber berichten.

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