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Betrügerische Premium-SMS: Vodafone streicht Forderungen

teltarif hilft: Vodafone streicht Forderungen nach Premium-SMS-Betrug
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Interessiert hatte es hingegen die Staatsanwaltschaft, die nach drei Jahren Ermittlungen die Geschäftsräume von MintNet stürmte. Denn die Gründer von MintNet hatten eine üble Geschäftsidee: Sie verwickelten ahnunglose Handykunden in SMS-Flirts, die zunächst über eine "normale" Handyrufnummer "angestoßen" wurden und dann per Premium-SMS weitergingen, für 1,99 Euro pro Nachricht. Angestellte "Chat-Agenten" flirteten professionell, hielten die "Kunden" bei Laune, vermieden aber persönliche Treffen oder andere Infos, die einen direkten Kontakt erlaubt hätten, zumal sie gar nicht an einem Flirt sondern nur am Geldverdienen interessiert waren. Nach Angaben der Fernsehsender soll der bundesweite Gesamtschaden zwischen 40 und 70 Millionen Euro betragen haben, geschädigt seien etwa 700 000 Kunden.

Markus P. half das alles nichts. Bis zum dem Tag, an dem der Radiosender SWR3 seine Hörer aufrief, über Probleme mit Telekommunikationsanbietern zu berichten. Auch teltarif-Redakteurin Marie-Anne Winter stand im Studio Rede und Antwort. Im Forum des Radiosenders SWR3 meldete sich kurz darauf die Mutter von Markus P. und schilderte ihr Problem. Eine erste Anfrage von teltarif bei Vodafone zu diesem Thema verlief im Sande.

Erst nach einer erneuten Anfrage, wieso es nicht wenigstens möglich sei, auf die zahlreichen Anfragen der Kundin zu reagieren und ihr das Problem allgemeinverständlich zu erklären, wenn Vodafone sonst schon nicht helfen könne, meldete sich Pressesprecher Thorsten Hoepken bei teltarif und teilte mit, dass Vodafone die noch offenen Forderungen ohne Anerkennung einer Rechtspflicht im Sinne des Kunden einstellen werde.

"Der involvierte Inkassopartner ist bereits von uns in Kenntnis gesetzt worden und wird den Kunden mit einem Anschreiben über die Einstellung des Inkassoverfahren informieren (...) Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass Vodafone sich von solchen Geschäftspraktiken deutlich distanziert. MintNet bietet seine Dienstleistungen unabhängig und eigenverantwortlich an und nutzt hierfür das Bezahlverfahren über die Mobilfunkrechnung. Wir haben mittlerweile die Geschäftsbeziehung aufgekündigt."

Problemfall Premium SMS

Für externe Diensteanbieter ist es durchaus attraktiv, über die Handyrechnung des Mobilfunkanbieters abzurechnen. Wenn es aber zu Rückfragen oder Problemen kommt, ist erstmal der Mobilfunker der Ansprechpartner, weil die Kunden oftmals nicht durchschauen, wer für den fraglichen Posten auf der Handyrechnung zuständig ist. Viele Kunden verstehen das Verfahren nicht und fühlen sich im Stich gelassen. Außerdem sind sich viele Handynutzer gar nicht bewusst, welche Kosten ein "Flirt" für 1,99 Euro pro SMS oder ein Klingelton-Abonnement verursachen kann - und dass dafür dann nicht ihr Mobilfunk-Anbieter zuständig ist, sondern ein Drittanbieter.

Theoretisch können Kunden verlangen, dass der Mobilfunkanbieter die Forderungen des Drittanbieters ausbucht und der Drittanbieter mit dem Kunden direkt in Kontakt treten muss. In der Praxis klappt das oft überhaupt nicht.

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