Offensive gegen Pornos

Pornhub & Co.: Medienaufseher fordern Sperre für Kinder

Dass schon Zehn­jäh­rige im Netz unge­hin­dert harte Porno­grafie konsu­mieren können, wollen Medi­en­auf­seher in Deutsch­land nicht länger hinnehmen. Nun legen sie sich mit den Großen der Branche an.
Von dpa /

"Der Jugend­schutz macht keinen Sinn, wenn jedes Kind vom Kika­nin­chen zu Pornhub wech­seln kann." Medi­en­auf­seher Tobias Schmid ist die aktu­elle Situa­tion und die jahre­lange Hinhal­te­taktik der Porno-Branche hörbar leid. "Wenn wir einer­seits im Fern­sehen jeden Trailer kontrol­lieren, Kinder im Netz aber unge­fil­tert mit abnor­malen Sexu­al­prak­tiken konfron­tieren, können wir es auch sein lassen."

Nega­tiv­bei­spiel: "Gang­bang"

Medienaufseher wollen gegen Porno-Portale verstärkt vorgehen. Es muss eine verlässliche Altersprüfung her, damit Kinder nicht ungehindert Zugang haben Medienaufseher wollen gegen Porno-Portale verstärkt vorgehen. Es muss eine verlässliche Altersprüfung her, damit Kinder nicht ungehindert Zugang haben
picture alliance/Marcus Brandt/dpa
Medi­en­re­gu­lierer Schmid, Chef der Landes­an­stalt für Medien NRW, nennt als Nega­tiv­bei­spiel den "Gang­bang", ein Stan­dard-Angebot der großen Porno-Portale: "Wenn bei Kindern der Eindruck entsteht, Gang­bang ist eine normale Sexu­al­praktik, in der die Frau benutzt und gede­mü­tigt wird, dann ist das sicher­lich ein extremes Problem." Kinder und Jugend­liche sollten mit solchen Inhalten nicht aufwachsen, das sei schließ­lich der Kern des Jugend­schutzes.

"Für einen Zehn­jäh­rigen ist der Umgang mit harter Porno­grafie nicht alters­gemäß. Der Verdacht ist doch nahe­lie­gend, dass sich da Werte-Grenzen verschieben."

Schmid hat nun als bundes­weiter Vorreiter einen Vorstoß gestartet. Er will die reich­wei­ten­stärksten Porno-Portale dazu zwingen, in ihren deutsch­spra­chigen Ange­boten eine wirk­same Alters­be­schrän­kung einzu­führen.

Ein Bescheid an den vermut­li­chen Markt­führer mit Sitz in Zypern ist bereits verschickt. Lange hätten die Porno­an­bieter "gemacht, was sie wollen". Wenn sie einen Sitz im Ausland haben - und den haben die meisten - war ihnen schwer beizu­kommen.

Medi­en­auf­seher: "Wir exer­zieren das bis zum Ende"

Doch nun ist Schluss mit der Zuschau­er­rolle der Medi­en­auf­seher: "Wir exer­zieren das bis zum Ende. Entweder wir können den Jugend­schutz durch­setzen, oder wir müssen den Gesetz­geber fragen, ob der den Zustand wirk­lich so belassen will."

Die Hart­lei­big­keit der Branche gegen­über den Auffor­de­rungen und Appellen der Medi­en­wächter hat einen trif­tigen kommer­zi­ellen Grund: Weil Porno­konsum noch immer tabu­be­haftet ist, schre­cken viele Nutzer davor zurück, für eine Alters­über­prü­fung ihre Iden­tität preis­zu­geben.

Längst haben die Anbieter legale .de-Adressen mit einer solchen Veri­fi­ka­tion, wie sie der Jugend­schutz verlangt. Doch die Masse der Zugriffe kommt weiterhin über die zugangs­freien .com-Adressen. "Das ist ein Taschen­spie­ler­trick."

Die Hoff­nung stirbt zuletzt

Inzwi­schen haben die Medi­en­auf­seher aber Hoff­nung und Selbst­be­wusst­sein geschöpft, dass ihre Offen­sive nicht ausgeht wie das Horn­berger Schießen. "Wir haben im Glücks­spiel­be­reich auf diesem Weg nach kurzer Zeit einen Kurs­wechsel bewirkt", berichtet Schmid. Ein Anbieter aus Israel habe im deut­schen Markt bewusst eine junge Ziel­gruppe ange­spro­chen und den Jugend­schutz eben­falls nicht beachtet: "Wir haben dann ange­kün­digt, gegen diese App und ihre Verbrei­tung vorzu­gehen. Nach zwei bis drei Monaten ist ein Kurs­wechsel erfolgt und die Anbieter haben uns gefragt, welche Krite­rien sie denn erfüllen müssen. Inzwi­schen halten sie den Jugend­schutz ein."

Auch bei Anbie­tern mit Sitz in Deutsch­land sei der Jugend­schutz wirksam. Dabei handele es sich aber um eher reich­wei­ten­schwache Anbieter wie lokale Bordelle. Euro­pa­recht verletze man mit dem jetzt einge­schla­genen Weg nicht: "Nachdem die zyprio­ti­sche Medi­en­auf­sicht ein Eingreifen abge­lehnt hat, sind nun die deut­schen Jugend­schutz­vor­schriften anzu­wenden. Auch die EU-Kommis­sion wurde über unser Vorgehen benach­rich­tigt. Nun gilt: Entweder die Anbieter führen eine ordent­liche Alters­ve­ri­fi­ka­tion ein, oder wir werden ihre Abschal­tung durch­setzen."

Eltern sind dafür

Unter den 20 reich­wei­ten­stärksten Online­an­ge­boten in Deutsch­land sind gleich mehrere Porno-Portale, sagt Schmid. "Diese Online-Ange­bote zählen zu den größten der Welt."

Wenn die Anbieter nicht einlenken, könnte es im Juni oder Juli soweit sein: "Dann werden wir die Infra­struktur-Anbieter, also Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­un­ter­nehmen, um Sper­rung der ille­galen jugend­ge­fähr­denden Inhalte bitten."

Ein Groß­teil der Eltern in Deutsch­land scheint hinter dem Vorgehen zu stehen, wie eine reprä­sen­ta­tive Meinungs­um­frage im Auftrag des Kinder­hilfs­werks unlängst ergab: 93 Prozent der befragten Eltern spra­chen sich für härtere Strafen für Anbieter bei Verstößen gegen den Kinder- und Jugend­schutz im Netz aus. Ebenso viele Eltern spra­chen sich für eine verläss­liche Alters­prü­fung aus.

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