Cybersicherheit

Die Dunkelziffer von Online-Betrug ist höher als vermutet

Sicherheit im Internet ist auch ein Fall für die Polizei
Von dpa / Jennifer Buchholz

Viele Opfer von Online-Betrug melden sich nicht bei der Polzei Viele Opfer von Online-Betrug melden sich nicht bei der Polizei
Bild: dpa
Die Fälle von Internet-Betrug sind in Niedersachsen etwa viermal so hoch wie bisher bekannt. Das ist ein Ergebnis einer Studie, die der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD) im November offiziell in Berlin vorstellen will. Vorab veröffentlichte er allerdings erste Ergebnisse der repräsentativen Untersuchung, die das Dunkelfeld der Kriminalität ausleuchten soll. Demnach werden nur 8,5 Prozent aller computerbezogenen Straftaten angezeigt. Dabei sei die Dunkelziffer beim Abfischen vertraulicher Daten und beim Befall durch Computer-Viren und -Trojaner besonders hoch. Vielen Nutzern, besonders am Arbeitsplatz, sei es peinlich, dass sie am PC erpresst werden, so Peter Stancik von der IT-Sicherheitsfirma Eset. Viele bezahlen lieber die geforderte Summe, als den Fall zu melden.

Für die Studie wurden 2012 rund 40 000 Nieder­sachsen im Alter ab 16 Jahren kontak­tiert. 18 940 An­geschriebene (47 Prozent) antworteten. Pistorius schaltete zudem eine Ratgeber-Plattform frei, die bei derartigen Fällen Hilfe bietet und er kündigte eine Vortrags­reihe zum Thema an.

Im Rahmen des ersten europäischen Monats zur Cybersicherheit betonte er: "Die Sicherheit im Internet wird eine der Kernfragen des 21. Jahrhunderts sein." Weite Teile der Bevölkerung seien aber nach wie vor der Meinung, das Thema Internet-Sicherheit betreffe sie nicht. Ähnlich wie beim Autofahren trage jeder Nutzer ein gewisses Maß an Verantwortung: "Wer heute ohne Virenschutz und Firewall im Internet unterwegs ist, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch andere", so Pistorius, der die Studie alle zwei Jahre erneuern will.

Beim Cyber-Betrug geht es oft um vermeintliche Behördenhinweise, in denen der Nutzer eines Vergehens beschuldigt und zur Überweisung einer Geldbuße aufgefordert wird. So kann durch sogenannte Ransomware (Deutsch: Erpressungs-Software) etwa der Bildschirm blockiert werden. Eine angebliche Behörden-Mitteilung beschuldigt dann den Nutzer des Betrachtens von Kinderpornografie oder der illegalen Nutzung einer Software - eine Computer-Freigabe erfolge nur bei Geldüberweisung.

Natürlich stammt diese Schadsoftware nicht von der Polizei. Diese gibt jetzt auf einer neuen Online-Plattform Tipps gegen viele Formen von Internetkriminalität. Zum Beispiel, wie man gegen Erpresser am PC vorgeht, indem man nicht bezahlt und Anzeige erstattet.

Große Schäden durch Sicherheitslücken

Viele Opfer von Online-Betrug melden sich nicht bei der Polzei Viele Opfer von Online-Betrug melden sich nicht bei der Polizei
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Nach der Studie lag der Internet-Betrug 2012 beim Vierfachen aller gemeldeten Fälle, das Abfischen vertraulicher Daten (Phishing) übers Internet beim Zehnfachen und die finanziellen Einbußen und der Datenverlust durch Computer-Viren oder Trojaner beim Zwanzigfachen der gemeldeten Fälle. Der Präsident des Landeskriminalamtes, Uwe Kolmey, nannte die Internet-Kriminalität ein Massenphänomen, bei dem die Straftäter immer raffinierter vorgingen. Die Schadenssumme lag 2012 bei 6,2 Millionen Euro - die Dunkelziffer dürfte höher sein. Kinderpornografie etwa spiele sich zu 82 Prozent im Internet ab.

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