App-Test

Test: Kostenlos SMS versenden und telefonieren mit Pinger.com

teltarif.de-Test zeigt: Kostenlos ist nicht immer gut
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Die Installation der Applikation ist selbsterklärend, sie ist nahtlos in das mobile Apple-Betriebssystem eingebunden. Sofort steht das gesamte eigene Telefonbuch zur Verfügung, um SMS zu verschicken oder Anrufe zu tätigen. Nachrichten zu anderen Pinger-Kunden sind kostenlos, sofern man schon welche kennt.

Vorsicht bei Nichtnutzung: Nummer und Punkte weg!

Die Freude am kostenlosen Telefonieren und SMS kann kurz sein. Nutzt man seine virtuelle Nummer länger als 25 Tage nicht, bekommt man einen Warnhinweis per E-Mail, und nach 30 Tagen ist die Rufnummer unwiederbringlich weg, samt mühsam angesammelten Punkteguthaben. Uns ging so ein Guthaben von rund 1100 Punkten verloren, obwohl wir nach der Warnung sofort ausgiebig abgehend telefoniert haben. Offenbar erwartete Pinger in dieser Zeit auch ankommende SMS-Nachrichten und Anrufe.

Telefonie ist kein Vergnügen

SMS-Versand über Pinger SMS-Versand über Pinger
Screenshot: teltarif.de
Auch sonst machte die Nutzung der Pinger-App wenig Freude. Trotz superguter WLAN-Versorgung - der Router stand neben dem PC und wir saßen mit dem iPhone davor - und Anzeige der Sprachverbindung in HD-Qualität war die Sprachqualität der Pinger-App mehr als grausam. Sätze und Worte wurden abgehackt, es klang dumpf, die Verständigung war eine extreme Herausforderung selbst für geübte Telefonierer oder sprechfunkerfahrene Mitmenschen.

Die Nutzung von Pinger rief alle langjährigen Vorurteile gegen VoIP-Telefonie wieder wach. Ob das so gewollt ist (um den Nutzern noch möglichst lange die Nutzung von mobilen VoIP-Diensten zu vergällen) oder ob es an Problemen bei Pinger oder sonst irgendwo im Netz gelegen hat, wissen wir nicht. Bis dahin mag der Dienst als Spielerei ganz nett sein, praktisch nutzbar ist er aber auf Dauer nicht.

Options-Menü von Pinger Options-Menü von Pinger
Screenshot: teltarif.de
Selbst der kostenlose SMS-Versand ist ein zweischneidiges Schwert. Irgendwo muss jemand für teures Geld (meist 9 bis 19 Cent pro Stück) gekaufte SMS ins Netz von Telogic (vormals vistream) verschicken, was die etablierten Mobilfunknetzbereiber wie die Telekom natürlich freut, weil sie so noch einen Funken Hoffnung für ihr klassisches SMS-Geschäft sehen. Auch beim Versenden einer SMS von Pinger zu einem realen Mobilfunknetz werden Interconnect-Entgelte fällig und damit bleibt das Geschäftsmodell in Bewegung. Dennoch: Die Zukunft von SMS-Flatrates steht so möglicherweise auf wackligen Füßen, wenn zuviele Nachrichten in fremden Netzen "versickern". In der Branche wird schon diskutiert, künftig diese Angebote zu deckeln, etwa auf 2000 oder 3000 SMS-Nachrichten, was normalerweise reichen könnte, wenn man damit nicht andere Konten "aufladen" will.

Neue "Over-the-Top"-Dienste wie Whatsapp hingegen bewegen nur ein paar Bits und Bytes, für die aber kaum nennenswerte Erträge abfallen. Whatsapp selbst dürfte vom Verkauf seiner App leben können. Bis RCS-e - besser bekannt als Joyn - eine kritische Masse erreichen wird, kann es noch dauern.

Wenig Lust auf neue Nummern

Versuche, mit dem eigenen Umfeld via Pinger ins "Gespräch" zu kommen, scheiterten aus vielerlei Gründen. Zum einen sind heute viele Kontakte "genervt", wenn man schon wieder eine neue Rufnummer ins Spiel bringt.

Hier wäre eine Portierung der Rufnummer zu Pinger interessant. Das ist zwar eines Tages nicht ganz auszuschließen, aber im Moment nicht geplant. Intern diskutiert wird, ob man sein Punkteguthaben auch mit echtem Bargeld aufladen kann, falls mal Ebbe bei eingehenden Verbindungen sein sollte, selbst das ist noch nicht geklärt.

Im Moment laufen bei Pinger alle Vorbereitungen, um die Telefoniefunktion auch auf Android und später auf weitere Plattformen wie den Desktop-PC (zum Beispiel unter Windows) zu bringen.

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