DAB+-Ausbau in Österreich wird vorgezogen
Vom Gaisberg bei Salzburg wird ab Dezember DAB+ ausgestrahlt
Foto: ORS
Das digitale Radio DAB+ wird aufgrund der großen Nachfrage in Österreich schneller ausgebaut als ursprünglich geplant. Mit großer Freude nimmt der Verein Digitalradio Österreich und die digitalen Programmanbieter die vorgezogene Inbetriebnahme der zweiten Phase des bundesweiten Mux, die erst für Ende März 2020 geplant war, durch den Senderbetreiber ORS zur Kenntnis. Diese Ausbaustufe wird vor Weihnachten, am 11. Dezember dieses Jahres, fertig sein und die Sendeanlagen Innsbruck-Patscherkofel, Salzburg-Gaisberg und St. Pölten-Jauerling umfassen. Aktuell werden neun Privatradios in dem Paket ausgestrahlt, weitere sollen in Kürze folgen.
Mit der Schließung der Versorgungslücke auf der Weststrecke sind bis zu 75 Prozent der österreichischen Einwohner mit DAB+ Empfang versorgt. "Wir können damit dem Elektrofachhandel für das heurige Weihnachtsgeschäft ein weiteres attraktives Argument für den Vertrieb von DAB+-Endgeräten bieten", sagte Wolfgang Struber, Vorsitzender des Vereins Digitalradio Österreich und Geschäftsführer von Radio Arabella, am Rande einer Veranstaltung vor den Medientagen.
Durch den Ausbau wird auch ein durchgehender Empfang von DAB+ für Pendler von Salzburg nach Innsbruck über die A8 und die Inntalautobahn in Deutschland möglich, so dass vor allem Autofahrer von diesem Schritt profitieren.
DAB+ auch in Österreich mit viel Rückenwind
Vom Gaisberg bei Salzburg wird ab Dezember DAB+ ausgestrahlt
Foto: ORS
Insgesamt freut man sich bei den Radioveranstaltern über den gelungenen DAB+-Start in Österreich, denn die Branche verspüre weiterhin viel Rückenwind. Nicht nur der österreichische Endgerätemarkt entwickelte sich mit einem DAB+–Geräteanteil von über 32 Prozent zum Ende des ersten Quartals 2019 positiv. Auch Deutschland meldete laut aktuellem Digitalisierungsbericht der Medienanstalten vor kurzem einen DAB+-Zuwachs von 34 Prozent in den Haushalten und Rekordmarken beim DAB+-Geräteabsatz.
DAB+ verzeichnet als zentrale Zukunftsplattform europaweit hohe Zuwächse. Mit den hybriden Nutzungswegen DAB+/UKW und IP wird der Konsum linearer und non-linearer Programmangebote weiter zunehmen. Klar sei aber laut dem Digitalradio-Verein auch, dass sich DAB+ – so wie in Deutschland – als der Empfangsweg mit dem größten Zuwachs entwickelt, während UKW langfristig an Bedeutung verlieren wird. Damit ergeben sich für die flächendeckende, österreichische Versorgung mit Hörfunk einige Forderungen. Wolfgang Struber: "Die Medienregulierungsbehörde RTR/KommAustria ist meiner Ansicht nach bereits jetzt gefordert, zu prüfen, ob die ORF-Radios den gesetzlichen Versorgungsauftrag ohne DAB+ Verbreitung überhaupt noch wahrnehmen können". Bislang beteiligt sich der ORF nicht an DAB+, weil ihm gesetzlich keine digitalen Zusatzprorgamme erlaubt werden.
Reine UKW-Geräte sollen auslaufen
Bezüglich der Endgeräte für den Haushalt spricht sich Digitalradio Österreich dafür aus, dass der entsprechende Empfangschip standardgemäß eingebaut werden muss, sodass reine UKW-Geräte in absehbarer Zeit am Markt nicht mehr erhältlich sind. In diesem Zusammenhang appelliert Struber auch an den – in Kürze neugewählten – Gesetzgeber, den European Electronics Communication Code (ECC) zeitnahe in nationales Recht umzusetzen und neben der UKW auch die DAB+ Empfangsmöglichkeit – sowie ab 2020 in Neuwagen – in allen neuen Radioendgeräten verpflichtend vorzuschreiben.
Regulierung: Spielregeln für 5G Broadcast
Weiteren regulatorischen Bedarf sieht der Verein Digitalradio Österreich auch im Zusammenhang mit dem neuen Übertragungsstandard 5G Broadcast, da dieser freies Broadcasting ohne Datenverbrauch über 5G mit Smartphones und Tablets ermöglicht. "Kostenloser digitaler linearer Rundfunk ohne Zwischenhändler zwischen Rundfunkanstalten und Hörern ist ein wichtiges künftiges Medienthema. Hier muss der Gesetzgeber seine Verantwortung gegenüber dem Bürger wahrnehmen und darf nicht die Telekommunikationsunternehmen, die an jedem Bit and Byte verdienen wollen, die Spielregeln überlassen. Denn sonst müssen am Ende des Tages die Bürger die Rechnung dafür zahlen", warnt Alexander Wagner, Geschäftsführer von Energy Österreich.
Die DAB+-Gesellschaften sehen 5G Broadcast fürs Radio nicht länger als Konkurrent an, sondern als ergänzenden "Freund" bei der Radio-Digitalisierung. Ziel ist, den Bereich Mobilempfang auf Smartphones zu stärken, ohne dass es DAB+ kannibalisiert. Denn DAB+ wird nicht in Smartphones und Tablets integriert und es gibt in naher Zukunft hierfür auch keine Pläne. Aber den Bereich Smartphones kann man nicht bei einer erfolgreichen digitalen Migration beim Radio ausklammern.