Im Praxistest: Nothing Phone (2) versus Unihertz Luna
Speicherausstattung und Performance
Das Nothing Phone (2) geht mit einem Snapdragon 8+ Gen 1 und 8 bis 12 GB RAM plus 128 bis 512 GB Flash-Speicher an den Start. Unser Testmodell beläuft sich auf 12/256 GB.
Unihertz wählte für sein Luna den Mittelklasse-Prozessor MediaTek MT6789, auch bekannt als Helio 99, in Kombination mit einem 8 GB großen Arbeitsspeicher und einem 256 GB fassenden internen Speicher. Eine Erweiterungsmöglichkeit gibt es bei keinem der Smartphones.
Die Unterschiede in der Hardware-Ausstattung merkt man den Konkurrenten an. So gönnt sich das Luna ganze 22 Sekunden vom Drücken des Einschaltknopfes bis zum Start, während das Nothing Phone (2) bereits nach 10 Sekunden einsatzbereit ist. Beim Navigieren durch Menüs laufen beide Geräte flüssig und ohne sichtbare Ruckler. Apps öffnen sich auf dem Nothing-Handy etwas zügiger. Im Geekbench-Test schnitt der Nothing-Sprössling mit 1725 Punkten (Single) und 4615 Punkten (Multi) ab, das Luna lag mit 735 Punkten (Single) und 2040 Punkten (Multi) deutlich dahinter. Im Antutu 3D kam das Nothing Phone (2) auf 1.184.166 Punkte, der Konkurrent stemmte lediglich 421.308 Punkte.
Software und Updates
Werksseitig kommt das Nothing Phone (2) mit Android 13, beim Luna finden wir das ältere Android 12 vor. Bei beiden Smartphones haben die Hersteller erfreulicherweise weitestgehend auf Bloatware verzichtet, es sind lediglich Google-Dienste und die üblichen Standard-Apps vorhanden. Negativ fielen uns einige fehlerhaft oder nicht übersetzte Einträge in den Menüs des Unihertz Luna auf. Seinem zweiten Smartphone-Modell sichert Nothing drei größere Android-Updates (Android 14, 15 und 16) sowie vier Jahre Sicherheitspatches (alle zwei Monate) zu.
Auf Nachfrage nach Updates bei Unihertz bekamen wir folgende Auskunft:
"We don't update our phones very often. And we're not sure of the exact frequency of updates."
Eine zumindest ehrlich formulierte Antwort, die jedoch wenig Hoffnung auf regelmäßige Sicherheitspatches (das letzte stammt vom 5. Dezember 2022) vermittelt und die Aussicht auf Android 13 gänzlich zunichtemacht.
GPS ohne Mobilfunk und WLAN: Nothing Phone (2) versus Unihertz Luna
Screenshots: teltarif.de / Claudia Krüger
Akku und Connectivity
Mit 4700 mAh ist der Akku des Nothing Phone (2) etwas kleiner als jener des Unihertz Luna, das mit einer 5000-mAh-Kraftzelle aufwartet. Nichtsdestotrotz leerte sich der Akku des Phone (2) im Test langsamer als jener des Unihertz-Handys, was am effizienteren Prozessor und stromsparenden OLED-Panel liegen dürfte. Auch die Software spielt hier sicher eine ausschlaggebende Rolle.
Im Labor kam der Nothing-Neuling auf eine Laufzeit von 12:48:31 Stunden, das Unihertz-Gerät hielt im gleichen Verfahren 08:59:31 Stunden durch. Das Luna unterstützt eine kabelgebundene Schnellladung mit 18 W, das Nothing Phone (2) lädt mit maximal 45 W. Kabellos lässt sich nur das Phone (2) beladen, und das mit 15 W, das entsprechende Lade-Pad muss man sich jedoch selbst besorgen. 5-W-Reverse-Charging ist ebenfalls möglich. Eine übermäßige Wärmeentwicklung bei starker Beanspruchung konnten wir bei keinem der beiden Smartphones verzeichnen.
Im Gegensatz zum Unihertz Luna, das nur 4G kann, wartet das Nothing Phone (2) mit einer 5G-Unterstützung auf. Da wir das Luna aufgrund des defekten SIM-Kartenslots diesbezüglich nicht testen konnten, verzichten wir an dieser Stelle auf einen entsprechenden Vergleich.
Der WLAN-Empfang funktionierte bei beiden Geräten innerhalb des Hauses durch zwei Zimmer plus zwei Mauern hindurch, ohne dass es zu Abbrüchen kam. Ohne Barrieren brach der Empfang beim Unihertz nach 18 Metern und beim Nothing Phone (2) erst nach 38 Metern ab.
Beide Smartphones verfügen über erweitertes GPS. Bei Deaktivierung der Standortgenauigkeit und ausgeschaltetem WLAN und Mobilfunk erreichten sowohl das Phone (2) als auch das Luna unter freiem Himmel einen sofortigen 3D-Fix mit einer Standortgenauigkeit von 3 Metern. Einzelheiten entnehmen Sie den Screenshots. Ein USB-Typ-C-Steckplatz ist beiden Handys zu eigen, ebenso ein NFC-Sensor und Bluetooth in der Version 5.3. Beim Luna kommen ein 3,5-mm-Audioanschluss und ein Infrarotsensor hinzu.
Preise und Verfügbarkeit
Im Online-Shop von Nothing kostet das Phone (2) je nach Speicherausstattung zwischen 649 und 799 Euro, außerdem gibt es das Handy inzwischen bei einigen deutschen Vertragshändlern.
Unihertz hat seinen Sitz in Shanghai, das Luna kann man jedoch auch über den deutschen Unihertz-Shop bei Amazon für 259,99 Euro und bei Ebay für derzeit 356,99 Euro (in Weiß) beziehungsweise 259,99 Euro (in Schwarz) erwerben. Im hauseigenen Online-Shop ist das Device für 249,99 US-Dollar zu haben, hier kommen jedoch noch Einfuhrabgaben obendrauf. Die hier genannten Preise sind natürlich unverbindlich und betreffen nur das Artikeldatum.
Fazit: Bling-Bling ist nicht alles!
Wenngleich das Unihertz Luna auf den ersten Blick wie ein Nothing-Phone-Clone wirkt, haben die beiden Mobiltelefone bis auf die LED-beleuchteten Rückseiten (und selbst die sind nicht gleich) so gut wie nichts gemeinsam. Das Unihertz Luna kostet gerade mal halb so viel wie das Nothing Phone (2), hat dafür jedoch auch weniger zu bieten. Wer mit dem Luna glücklich werden will, darf sich nicht an einem übermäßig dicken und schweren Smartphone stören, das besonders bei längerem Gebrauch fast wie ein Ziegelstein in der Hand liegt. Kaum zu glauben, dass derselbe Hersteller mit dem Jelly Star das kleinste Smartphone der Welt mit Android 13 herstellt. Gegen das Unihertz-Modell wirkt das Nothing Phone (2) edel und schlank.
Das defekte SIM-Kartenfach des Luna kann ein Zufallsbefund sein, nicht aber die fehlerhaft übersetzten Menüeinträge. Ansonsten präsentierten beide Smartphones eine gute, spaltfreie Verarbeitung. Sollten Sie Wert auf einen langen Update-Zyklus legen, ist eher der Griff zum Nothing-Handy angesagt, da Unihertz das Luna nur sporadisch und kurzzeitig mit Sicherheitspatches versorgt. Die Bildschirme gefielen uns bei beiden Geräten, aber auch hier punktet das Phone (2) durch ein Always-On-Display.
Bei den Konfigurationsmöglichkeiten der Glyph-Beleuchtung hat das Luna die Nase vorn, ebenso wie beim vorhandenen 3,5-mm-Audio-Anschluss, den frei belegbaren Zusatztasten und dem Infrarot-Sensor.
Ansprechende Fotos knipsen beide Smartphones bei guter Beleuchtung. Bei schlechten Lichtverhältnissen fällt das Luna ebenso ab wie bei der teilweise fehlerbehafteten Kamera-Software; die Frontkamera des Nothing Phone (2) enttäuschte im Nachtmodus.
Die 5G-Unterstützung, eine längere Akkulaufzeit und schnellere Performance sprechen für das teurere Nothing Phone (2), wenngleich die Schnelligkeit des Unihertz Luna für Alltagsaufgaben absolut ausreicht. Am Ende haben wir es mit zwei völlig unterschiedlichen Smartphones aus verschiedenen Preisklassen zu tun, die sich eigentlich nur auf den ersten Blick gleichen.
Wie wir das Nothing Phone (2) und das Unihertz Luna bewertet haben, lesen Sie im jeweiligen Datenblatt.