Praxistest

Im Praxistest: Nothing Phone (2) versus Unihertz Luna

Auf den ersten Blick erin­nert das güns­tige Unihertz Luna aufgrund seiner Glyph-Beleuch­tung stark an das teurere Nothing Phone (2). Ob das Luna dem Nothing-Neuling das Wasser reichen kann, erfahren Sie in unserem Praxis­test.
Von Claudia Krüger

Spei­cher­aus­stat­tung und Perfor­mance

Das Nothing Phone (2) geht mit einem Snap­dragon 8+ Gen 1 und 8 bis 12 GB RAM plus 128 bis 512 GB Flash-Spei­cher an den Start. Unser Test­modell beläuft sich auf 12/256 GB.

Unihertz wählte für sein Luna den Mittel­klasse-Prozessor MediaTek MT6789, auch bekannt als Helio 99, in Kombi­nation mit einem 8 GB großen Arbeits­spei­cher und einem 256 GB fassenden internen Spei­cher. Eine Erwei­terungs­mög­lich­keit gibt es bei keinem der Smart­phones.

Die Unter­schiede in der Hard­ware-Ausstat­tung merkt man den Konkur­renten an. So gönnt sich das Luna ganze 22 Sekunden vom Drücken des Einschalt­knopfes bis zum Start, während das Nothing Phone (2) bereits nach 10 Sekunden einsatz­bereit ist. Beim Navi­gieren durch Menüs laufen beide Geräte flüssig und ohne sicht­bare Ruckler. Apps öffnen sich auf dem Nothing-Handy etwas zügiger. Im Geek­bench-Test schnitt der Nothing-Spröss­ling mit 1725 Punkten (Single) und 4615 Punkten (Multi) ab, das Luna lag mit 735 Punkten (Single) und 2040 Punkten (Multi) deut­lich dahinter. Im Antutu 3D kam das Nothing Phone (2) auf 1.184.166 Punkte, der Konkur­rent stemmte ledig­lich 421.308 Punkte.

Soft­ware und Updates

Werks­seitig kommt das Nothing Phone (2) mit Android 13, beim Luna finden wir das ältere Android 12 vor. Bei beiden Smart­phones haben die Hersteller erfreu­licher­weise weitest­gehend auf Bloat­ware verzichtet, es sind ledig­lich Google-Dienste und die übli­chen Stan­dard-Apps vorhanden. Negativ fielen uns einige fehler­haft oder nicht über­setzte Einträge in den Menüs des Unihertz Luna auf. Seinem zweiten Smart­phone-Modell sichert Nothing drei größere Android-Updates (Android 14, 15 und 16) sowie vier Jahre Sicher­heits­patches (alle zwei Monate) zu.

Auf Nach­frage nach Updates bei Unihertz bekamen wir folgende Auskunft:

"We don't update our phones very often. And we're not sure of the exact frequency of updates."

Eine zumin­dest ehrlich formu­lierte Antwort, die jedoch wenig Hoff­nung auf regel­mäßige Sicher­heits­patches (das letzte stammt vom 5. Dezember 2022) vermit­telt und die Aussicht auf Android 13 gänz­lich zunich­temacht. GPS ohne Mobilfunk und WLAN: Nothing Phone (2) versus Unihertz Luna GPS ohne Mobilfunk und WLAN: Nothing Phone (2) versus Unihertz Luna
Screenshots: teltarif.de / Claudia Krüger

Akku und Connec­tivity

Mit 4700 mAh ist der Akku des Nothing Phone (2) etwas kleiner als jener des Unihertz Luna, das mit einer 5000-mAh-Kraft­zelle aufwartet. Nichts­des­totrotz leerte sich der Akku des Phone (2) im Test lang­samer als jener des Unihertz-Handys, was am effi­zien­teren Prozessor und strom­spa­renden OLED-Panel liegen dürfte. Auch die Soft­ware spielt hier sicher eine ausschlag­gebende Rolle.

Im Labor kam der Nothing-Neuling auf eine Lauf­zeit von 12:48:31 Stunden, das Unihertz-Gerät hielt im glei­chen Verfahren 08:59:31 Stunden durch. Das Luna unter­stützt eine kabel­gebun­dene Schnell­ladung mit 18 W, das Nothing Phone (2) lädt mit maximal 45 W. Kabellos lässt sich nur das Phone (2) beladen, und das mit 15 W, das entspre­chende Lade-Pad muss man sich jedoch selbst besorgen. 5-W-Reverse-Char­ging ist eben­falls möglich. Eine über­mäßige Wärme­ent­wick­lung bei starker Bean­spru­chung konnten wir bei keinem der beiden Smart­phones verzeichnen.

Im Gegen­satz zum Unihertz Luna, das nur 4G kann, wartet das Nothing Phone (2) mit einer 5G-Unter­stüt­zung auf. Da wir das Luna aufgrund des defekten SIM-Karten­slots dies­bezüg­lich nicht testen konnten, verzichten wir an dieser Stelle auf einen entspre­chenden Vergleich.

Der WLAN-Empfang funk­tio­nierte bei beiden Geräten inner­halb des Hauses durch zwei Zimmer plus zwei Mauern hindurch, ohne dass es zu Abbrü­chen kam. Ohne Barrieren brach der Empfang beim Unihertz nach 18 Metern und beim Nothing Phone (2) erst nach 38 Metern ab.

Beide Smart­phones verfügen über erwei­tertes GPS. Bei Deak­tivie­rung der Stand­ort­genau­igkeit und ausge­schal­tetem WLAN und Mobil­funk erreichten sowohl das Phone (2) als auch das Luna unter freiem Himmel einen sofor­tigen 3D-Fix mit einer Stand­ort­genau­igkeit von 3 Metern. Einzel­heiten entnehmen Sie den Screen­shots. Ein USB-Typ-C-Steck­platz ist beiden Handys zu eigen, ebenso ein NFC-Sensor und Blue­tooth in der Version 5.3. Beim Luna kommen ein 3,5-mm-Audio­anschluss und ein Infra­rot­sensor hinzu.

Preise und Verfüg­bar­keit

Im Online-Shop von Nothing kostet das Phone (2) je nach Spei­cher­aus­stat­tung zwischen 649 und 799 Euro, außerdem gibt es das Handy inzwi­schen bei einigen deut­schen Vertrags­händ­lern.

Unihertz hat seinen Sitz in Shanghai, das Luna kann man jedoch auch über den deut­schen Unihertz-Shop bei Amazon für 259,99 Euro und bei Ebay für derzeit 356,99 Euro (in Weiß) bezie­hungs­weise 259,99 Euro (in Schwarz) erwerben. Im haus­eigenen Online-Shop ist das Device für 249,99 US-Dollar zu haben, hier kommen jedoch noch Einfuhr­abgaben oben­drauf. Die hier genannten Preise sind natür­lich unver­bind­lich und betreffen nur das Arti­kel­datum.

Fazit: Bling-Bling ist nicht alles!

Wenn­gleich das Unihertz Luna auf den ersten Blick wie ein Nothing-Phone-Clone wirkt, haben die beiden Mobil­tele­fone bis auf die LED-beleuch­teten Rück­seiten (und selbst die sind nicht gleich) so gut wie nichts gemeinsam. Das Unihertz Luna kostet gerade mal halb so viel wie das Nothing Phone (2), hat dafür jedoch auch weniger zu bieten. Wer mit dem Luna glück­lich werden will, darf sich nicht an einem über­mäßig dicken und schweren Smart­phone stören, das beson­ders bei längerem Gebrauch fast wie ein Ziegel­stein in der Hand liegt. Kaum zu glauben, dass derselbe Hersteller mit dem Jelly Star das kleinste Smart­phone der Welt mit Android 13 herstellt. Gegen das Unihertz-Modell wirkt das Nothing Phone (2) edel und schlank.

Das defekte SIM-Karten­fach des Luna kann ein Zufalls­befund sein, nicht aber die fehler­haft über­setzten Menü­ein­träge. Ansonsten präsen­tierten beide Smart­phones eine gute, spalt­freie Verar­bei­tung. Sollten Sie Wert auf einen langen Update-Zyklus legen, ist eher der Griff zum Nothing-Handy ange­sagt, da Unihertz das Luna nur spora­disch und kurz­zeitig mit Sicher­heits­patches versorgt. Die Bild­schirme gefielen uns bei beiden Geräten, aber auch hier punktet das Phone (2) durch ein Always-On-Display.

Bei den Konfi­gura­tions­mög­lich­keiten der Glyph-Beleuch­tung hat das Luna die Nase vorn, ebenso wie beim vorhan­denen 3,5-mm-Audio-Anschluss, den frei beleg­baren Zusatz­tasten und dem Infrarot-Sensor.

Anspre­chende Fotos knipsen beide Smart­phones bei guter Beleuch­tung. Bei schlechten Licht­ver­hält­nissen fällt das Luna ebenso ab wie bei der teil­weise fehler­behaf­teten Kamera-Soft­ware; die Front­kamera des Nothing Phone (2) enttäuschte im Nacht­modus.

Die 5G-Unter­stüt­zung, eine längere Akku­lauf­zeit und schnel­lere Perfor­mance spre­chen für das teurere Nothing Phone (2), wenn­gleich die Schnel­lig­keit des Unihertz Luna für Alltags­auf­gaben absolut ausreicht. Am Ende haben wir es mit zwei völlig unter­schied­lichen Smart­phones aus verschie­denen Preis­klassen zu tun, die sich eigent­lich nur auf den ersten Blick glei­chen.

Wie wir das Nothing Phone (2) und das Unihertz Luna bewertet haben, lesen Sie im jewei­ligen Daten­blatt.

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