Internet-Unternehmen fordern Netzneutralität
Zahlreiche Aktivisten, Internet-Start-Ups und Tech-Investoren fordern die EU auf, die Netzneutralität in ihren Gesetzen zu verankern.
Bild: dpa
Mehr als 30 Start-Ups,
Internet-Unternehmen und Investoren aus Europa und den USA haben sich
für eine stärkere Verankerung der Netzneutralität in der EU stark
gemacht. Unmittelbar vor einer wichtigen Abstimmung im
Europaparlament forderten die Unternehmen und Einzelpersonen die
Abgeordneten in einem offenen Brief auf, schwerwiegende Probleme mit
dem gegenwärtigen Entwurf der Netzneutralitätsregeln zu beheben.
Zahlreiche Aktivisten, Internet-Start-Ups und Tech-Investoren fordern die EU auf, die Netzneutralität in ihren Gesetzen zu verankern.
Bild: dpa
Netzneutralität bedeutet, dass Netzbetreiber alle Datenpakete
gleichberechtigt durch ihre Leitungen schicken, egal woher sie
stammen oder welchen Inhalt sie haben. Bisher gibt es für dieses
"offene Internet" keine europäischen Regeln, nur einzelne EU-Staaten
haben Vorschriften. Doch die Datenmenge wächst und damit auch die
Gefahr von Staus im Netz. Deshalb wurde diskutiert, ob in
Sonderfällen nicht doch manche Internetnutzer Vorfahrt bekommen
sollten.
Überholspur für alle
Das Thema steht morgen auf der Tagesordnung des Europaparlaments. Kritiker befürchten, dass mit der "Verordnung über Maßnahmen zum Zugang zum offenen Internet" die Netzneutralität wegen schwammiger Formulierungen de facto abgeschafft wird.
Zu den Unterzeichnern des Appells gehören die Unternehmen Automatic (WordPress.com), BitTorrent, Etsy, Kickstarter, Netflix, Reddit, Soundcloud, Tumblr und Vimeo. Außerdem haben Wagniskapitalgeber wie Fred Wilson und Brad Burnham (Union Square Ventures), Brad Feld (Foundry Group), David Pakman (Venrock) sowie weitere wichtige Investoren aus Europa und den USA unterschrieben.
Sie befürchten, dass die Entwicklung innovativer Dienste behindert wird, wenn Internet-Provider "Überholspuren" für bestimmte Daten einrichten und andere Daten ausbremsen dürfen. Sie wenden sich auch gegen den Vorschlag, dass der Datenverbrauch bestimmter Dienste wie Musik-Streaming aus den Datentarifen ausgeklammert wird, um diese Dienste gegenüber anderen zu bevorzugen.
Auch Tim Berners-Lee, der Erfinder des World Wide Web, hat die vorgeschlagene EU-Verordnung zur Netzneutralität als "schwach und verwirrend" kritisiert. "Wenn die vorliegenden Regelungen so übernommen werden, dann werden sie die Innovation, die Meinungsfreiheit und Privatsphäre bedrohen, erklärte Berners-Lee. Außerdem beeinträchtige die Verordnung die Fähigkeit der Europäer, eine führende Rolle in der Digital-Wirtschaft zu übernehmen. Der britische Wissenschaftler hatte in den 80er Jahren am europäischen Forschungszentrum CERN das WWW entwickelt.