Ericsson: Kurzzeitig mehr Netz-Speed
Mit einer neuartigen App will der Mobilfunk- und Festnetzausrüster Ericsson die Mobilfunkkonnektivität genau dann verbessern, wenn Kunden es benötigen.
Die App hört auf den griffigen Namen "Ericsson Dynamic End-User Boost". Am Handy wäre dann (in der App) eine Art "Boost-Taste" zu finden, sofern der lokale Mobilfunknetzbetreiber des Kunden diese Funktion realisiert hat. Die App, so verspricht es Ericsson, könne "auf jedem Endgerät" verwendet werden, das mit einem 4G/LTE- oder 5G-Netzwerk verbunden ist (vermutlich bevorzugt für Android und iOS).
Mehr Dynamik im Netz
Kurzzeitig mehr Speed oder kürzere Reaktionszeiten gegen Aufpreis: Das verspricht Ericsson
Foto: Ericsson
Martin Zander, Chef von "One Network Solutions" bei Ericsson erklärt, wie das funktionieren soll: "Wir maximieren Inhalte und Benutzererfahrungen auf eine dynamische Art und Weise, die bisher so nicht möglich war. Ob Sie unterwegs eine Datei herunterladen oder hochladen, eine Videokonferenz abhalten, eine Geschäftsanwendung nutzen oder ein Videospiel auf Ihrem Mobiltelefon spielen – es funktioniert einfach und problemlos.“
Kunden würden kurzzeitig mehr bezahlen?
Untersuchungen von Ericsson wollen ergeben haben, dass 50 Prozent der Geschäftskunden und 40 Prozent der Privatkunden bereit wären, extra Geld auszugeben, wenn sie dafür ihre Mobilfunkperformance in wichtigen Momenten besser kontrollieren können.
Erstes Wirknetz bei SmarTone in Hongkong
Als erster Mobilfunknetzbetreiber weltweit bietet der Telekommunikationsanbieter SmarTone in Hongkong seinen Kunden diese Lösung an. Stephen Chau, Technik-Chef bei SmarTone, erklärt warum: „Wir wissen, dass Kunden gelegentlich ihre mobile Datenverbindung verbessern müssen, wenn sie sich in geschäftskritischen oder wichtigen Social-Networking-Situationen befinden. Dank dieser neuen innovativen Anwendung können wir Kunden in unserem Netz nun die Möglichkeit bieten, die Konnektivität mit einer einfach zu bedienenden mobilen App zu optimieren. So behalten sie immer die Kontrolle und können das beste Netzerlebnis im Netz von SmarTone genießen.“
Für reale und virtuelle Netzbetreiber
Ericsson Dynamic End-User Boost werde als Service für Mobilfunknetzbetreiber angeboten und soll weltweit verfügbar sein. Der Service wird von dem "Ericsson One Network" unterstützt, das ist eine Cloud-basierte intelligente Plattform, die auf flexiblen Netzwerk-Programmierschnittstellen (APIs) basiert und es Entwicklern leicht machen soll, neue 5G-Anwendungen zu entwickeln.
Der Begriff "Ericsson Dynamic End-User Boost" soll auch von Dienstleistungsanbietern (Service-Providern, virtuellen Netzbetreibern) unter ihrer eigenen Marke vertrieben werden.
Viel Software im Spiel
Die neue Lösung nutze Funktionen und Fähigkeiten in den 4G- und 5G-Netzwerken, die vom Normungs-Gremium 3GPP spezifiziert und standardisiert wurden. Diese Netzwerkfunktionen würden auf sichere Weise mit sogenannten "offenen APIs" über die Network Exposure Function (NEF) für 5G und die Service Creation Exposure Function (SCEF) für 4G offengelegt.
Neuartige Tarifmodelle
Konkret sind es verschiedene Software-gesteuerte Funktionen (NFV, SDN), die jedem Kunden temporär unterschiedliche Qualitätsstufen zuteilen können. Dabei werden völlig neue Tarifierungsmodelle denkbar: Was es heute schon im Festnetz gibt, nämlich eine vom Kunden gewählte Download-Höchstgeschwindigkeit, wäre dann auch im Mobilfunk "Standard". Sprich man könnte zeitweise auch mehr oder weniger Geschwindigkeit wählen, was sich im Preis widerspiegeln könnte. Kostenbewusste Kunden würden langsamer surfen oder ihre großen Downloads auf spät in die Nacht legen (mit dann besserer Perfomance).
In Deutschland bietet nach unserem Kenntnisstand noch kein Netzbetreiber für seine Kunden diese Funktion an.
Es bleiben viele Fragen
Bleibt die Frage, ob Kunden hierzulande für einen "Booster" kurzzeitig mehr Geld ausgeben möchten und wenn ja wie viel. Werden andere Kunden so lange benachteiligt? Das könnte die Diskussion um Netzneutralität neu befeuern und am Ende von Aufsichtsbehörden oder Gerichten ausgebremst werden.
Derweilen startet bei Telefónica (o2) jetzt das VoLTE-Roaming. 5G-Roaming soll später folgen.