Booster

Ericsson: Kurzzeitig mehr Netz-Speed

Nein, bis zum ersten April ist es noch einige Tage hin: Ericsson will Mobil­funk­kunden kurz­fristig mehr Speed und Netz-Perfor­mance bieten, wenn die Kunden den Aufpreis zahlen wollen.
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Mit einer neuar­tigen App will der Mobil­funk- und Fest­netz­aus­rüster Ericsson die Mobil­funk­kon­nek­tivität genau dann verbes­sern, wenn Kunden es benö­tigen.

Die App hört auf den grif­figen Namen "Ericsson Dynamic End-User Boost". Am Handy wäre dann (in der App) eine Art "Boost-Taste" zu finden, sofern der lokale Mobil­funk­netz­betreiber des Kunden diese Funk­tion reali­siert hat. Die App, so verspricht es Ericsson, könne "auf jedem Endgerät" verwendet werden, das mit einem 4G/LTE- oder 5G-Netz­werk verbunden ist (vermut­lich bevor­zugt für Android und iOS).

Mehr Dynamik im Netz

Kurzzeitig mehr Speed oder kürzere Reaktionszeiten gegen Aufpreis: Das verspricht Ericsson Kurzzeitig mehr Speed oder kürzere Reaktionszeiten gegen Aufpreis: Das verspricht Ericsson
Foto: Ericsson
Martin Zander, Chef von "One Network Solu­tions" bei Ericsson erklärt, wie das funk­tio­nieren soll: "Wir maxi­mieren Inhalte und Benut­zer­erfah­rungen auf eine dyna­mische Art und Weise, die bisher so nicht möglich war. Ob Sie unter­wegs eine Datei herun­ter­laden oder hoch­laden, eine Video­kon­ferenz abhalten, eine Geschäfts­anwen­dung nutzen oder ein Video­spiel auf Ihrem Mobil­telefon spielen – es funk­tio­niert einfach und problemlos.“

Kunden würden kurz­zeitig mehr bezahlen?

Unter­suchungen von Ericsson wollen ergeben haben, dass 50 Prozent der Geschäfts­kunden und 40 Prozent der Privat­kunden bereit wären, extra Geld auszu­geben, wenn sie dafür ihre Mobil­funk­per­for­mance in wich­tigen Momenten besser kontrol­lieren können.

Erstes Wirk­netz bei SmarTone in Hong­kong

Als erster Mobil­funk­netz­betreiber welt­weit bietet der Tele­kom­muni­kati­ons­anbieter SmarTone in Hong­kong seinen Kunden diese Lösung an. Stephen Chau, Technik-Chef bei SmarTone, erklärt warum: „Wir wissen, dass Kunden gele­gent­lich ihre mobile Daten­ver­bin­dung verbes­sern müssen, wenn sie sich in geschäfts­kri­tischen oder wich­tigen Social-Networ­king-Situa­tionen befinden. Dank dieser neuen inno­vativen Anwen­dung können wir Kunden in unserem Netz nun die Möglich­keit bieten, die Konnek­tivität mit einer einfach zu bedie­nenden mobilen App zu opti­mieren. So behalten sie immer die Kontrolle und können das beste Netz­erlebnis im Netz von SmarTone genießen.“

Für reale und virtu­elle Netz­betreiber

Ericsson Dynamic End-User Boost werde als Service für Mobil­funk­netz­betreiber ange­boten und soll welt­weit verfügbar sein. Der Service wird von dem "Ericsson One Network" unter­stützt, das ist eine Cloud-basierte intel­ligente Platt­form, die auf flexi­blen Netz­werk-Program­mier­schnitt­stellen (APIs) basiert und es Entwick­lern leicht machen soll, neue 5G-Anwen­dungen zu entwi­ckeln.

Der Begriff "Ericsson Dynamic End-User Boost" soll auch von Dienst­leis­tungs­anbie­tern (Service-Provi­dern, virtu­ellen Netz­betrei­bern) unter ihrer eigenen Marke vertrieben werden.

Viel Soft­ware im Spiel

Die neue Lösung nutze Funk­tionen und Fähig­keiten in den 4G- und 5G-Netz­werken, die vom Normungs-Gremium 3GPP spezi­fiziert und stan­dar­disiert wurden. Diese Netz­werk­funk­tionen würden auf sichere Weise mit soge­nannten "offenen APIs" über die Network Exposure Func­tion (NEF) für 5G und die Service Crea­tion Exposure Func­tion (SCEF) für 4G offen­gelegt.

Neuar­tige Tarif­modelle

Konkret sind es verschie­dene Soft­ware-gesteu­erte Funk­tionen (NFV, SDN), die jedem Kunden temporär unter­schied­liche Quali­täts­stufen zuteilen können. Dabei werden völlig neue Tari­fie­rungs­modelle denkbar: Was es heute schon im Fest­netz gibt, nämlich eine vom Kunden gewählte Down­load-Höchst­geschwin­dig­keit, wäre dann auch im Mobil­funk "Stan­dard". Sprich man könnte zeit­weise auch mehr oder weniger Geschwin­dig­keit wählen, was sich im Preis wider­spie­geln könnte. Kosten­bewusste Kunden würden lang­samer surfen oder ihre großen Down­loads auf spät in die Nacht legen (mit dann besserer Perfo­mance).

In Deutsch­land bietet nach unserem Kennt­nis­stand noch kein Netz­betreiber für seine Kunden diese Funk­tion an.

Es bleiben viele Fragen

Bleibt die Frage, ob Kunden hier­zulande für einen "Booster" kurz­zeitig mehr Geld ausgeben möchten und wenn ja wie viel. Werden andere Kunden so lange benach­tei­ligt? Das könnte die Diskus­sion um Netz­neu­tra­lität neu befeuern und am Ende von Aufsichts­behörden oder Gerichten ausge­bremst werden.

Derweilen startet bei Telefónica (o2) jetzt das VoLTE-Roaming. 5G-Roaming soll später folgen.

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