Telekom legt BNetzA Ausbauzahlen für Mobilfunk vor
In einem ausführlichen Zahlenwerk mit Tabellen, Grafiken und Bildern hat die Deutsche Telekom der Bundesnetzagentur, wie vorgeschrieben, ihre Fortschritte beim Mobilfunkausbau vorgelegt.
Dabei geht es um LTE-Abdeckung, 5G-Standorte, Mobilfunk für die Schiene und Straßen und das Schließen von Funklöchern.
Vorgeschriebener Bericht
Die Deutsche Telekom ist, wie Vodafone, Telefónica oder 1&1 dazu verpflichtet, die Auflagen aus der Frequenzauktion 2019 zu erfüllen.
Für die Telekom zeigen die eigenen Zahlen, dass in den vergangenen Monaten und Jahren "wie nie zuvor" investiert worden sei. Es wurden 4800 neue Mobilfunkstandorte "in ganz Deutschland aufgebaut" und in Betrieb genommen.
Zusätzlich betont die Telekom, das bestehende Netz kontinuierlich verbessert zu haben, beispielsweise durch die Inbetriebnahme zusätzlicher Frequenzen an bereits bestehenden Standorten. Damit sei eine LTE-Abdeckung von 99,6 Prozent der Haushalte (nicht der Bevölkerung und schon gar nicht der Fläche) in Deutschland mit einer Bandbreite von mindestens 100 MBit/s erreicht worden.
Die Grafik der Telekom zeigt ein optimistisches Bild. Kritiker bemängeln, dass es auf Autobahnen und Fernstraßen noch Lücken gibt, von Zügen ganz zu schweigen.
Grafik: Deutsche Telekom
5G-Netz beschleunigt
Tempo hat die Telekom beim Ausbau des 5G-Netzes vorgelegt: 94 Prozent der Menschen in Deutschland könnten heute schon den "superschnellen Mobilfunkstandard" bei der Telekom nutzen, sofern sie dort Kunde sind und ein passendes Smartphone ihr eigen nennen. Die Telekom will bis 2025 dann 99 Prozent der Bevölkerung mit 5G versorgen.
Für die Telekom ist klar: "Wir erfüllen vollständig die Auflagen aus der Frequenzauktion 2019", aber mit Einschränkungen: "soweit dies rechtlich und tatsächlich möglich war."
Wo klemmt es noch?
Im Grunde wäre der "kleinste Teil" der Auflagen die Versorgung von 500 sogenannten "weißen Flecken". Für die Telekom sind das Gegenden, in denen den Kunden noch keine 100 MBit/s zur Verfügung stehen, wo aber bereits eine Grundversorgung mit mobilem Breitband besteht. Das klingt verwirrend, weil "weiße Flecken" eigentlich Ecken sind, wo gar nichts geht (nicht einmal 2G).
Auf Nachfrage erklärt die Telekom dazu: "Die Länder haben den Netzbetreibern insgesamt 2400 Polygone (eine Fläche wird durch ein Vieleck = Polygon definiert) benannt, die aus Sicht der Länder nicht mit Mobilfunk besser als 2G versorgt waren. Wenn wir jetzt von Grundversorgung sprechen, ist in der Zeit zwischen Auswertung durch die Länder und heute durch Maßnahmen im Netz eine Mobile Breitbandversorgung entstanden, die wohl noch nicht vollständig der Vorgabe der Auflage von 100 MBit/s entspricht, aber trotzdem mobile Datenkommunikation mit allen Diensten bis hin zu Video-Streaming ermöglicht. Aus weißen Flecken sind somit bereits versorgte Gebiete geworden."
Telekom muss ein Drittel von 500 "Flecken" ausbauen
Zurück zu den 500 Flecken: Auch hier habe sich einiges bewegt: Gemäß Absprache ist die Telekom für den Ausbau von 167 dieser weißen Flecken (also einem Drittel) verantwortlich. 52 davon seien mittlerweile fertig. Das Problem dabei: Die finale Liste der weißen Flecken sei erst Ende 2021 von der Netzagentur benannt worden.
Bei einer "Genehmigungsdauer von bis zu drei Jahren für einen neuen Mobilfunkstandort" konnte logischerweise das Ziel, alle weißen Flecken bis Ende 2022 zu schließen, nicht erreicht werden.
Verbliebene Funklöcher müssen begründet werden
Das bedeutet für die Telekom, sie darf der Bundesnetzagentur für jeden einzelnen Standort detailliert erklären, welche Verzögerungsgründe es gab. Beispielsweise lokale Bedenken, mangelnde Kooperation vor Ort, fehlende oder hängende Genehmigungen und so weiter.
Telekom-Sprecherin Sandra Rohrbach sagt aber: "Wir werden diese weißen Flecken so schnell wie möglich ausbauen!" Und betont: Die Unterstützung der Kommunen, Behörden und Menschen vor Ort ist hier entscheidend.
Zahlreiche Herausforderungen beim Ausbau
Für jeden Mobilfunkmast braucht es einen geeigneten Standort. Dieser muss zunächst gefunden und dann angemietet werden. Oft gehören die Grundstücke den Gemeinden (Kommunen), manchmal sind sie auch in Privatbesitz. Die Zusammenarbeit mit Städten und Gemeinden sei vertrauensvoll, betont die Telekom, aber da gibt es auch Fälle, in denen durch den Widerstand aus der Bevölkerung gegen Mobilfunk sich kein Standort findet.
Kompliziert wird es auch in Naturschutzgebieten. Zwar führen aus der Vergangenheit Bahntrassen oder Straßen dort hindurch. Die staatlichen Behörden wollen aber solche Standorte nicht für Mobilfunk genehmigen.
Ausreichend Mobilfunk an Straße und Schiene?
Bei der Mobilfunkversorgung der Verkehrswege erfülle sie die Auflagen der Bundesnetzagentur, behauptet die Telekom: An den Autobahnen seien es 99,9 Prozent der Strecken, was einer "Vollversorgung" entspreche. An den Bundesstraßen gibt die Telekom eine Abdeckung von 99,3 Prozent an. An den sogenannten "Hauptschienenwegen" (mit mehr als 2000 Fahrgästen am Tag) seien es 98,8 Prozent.
Werte, die von Szenekennern stark bezweifelt werden. Sie nennen zahlreiche Autobahnstrecken, wo es bis heute kein Netz gibt, etwa einen 4 km langen Autobahntunnel "Hirschhagen" der Autobahn A44. Dort gibt es UKW-Rundfunk (HR3 und FFH), aber keinen Mobilfunk, bei keinem Anbieter.
Auch verschiedene Eisenbahnstrecken sind nach wie vor nicht versorgt. Nehmen wir z.B. die Odenwaldbahn von Eberbach (Baden) über Erbach weiter nach Darmstadt. Da bleiben die Fahrgäste über weite Strecken vom klingelnden Telefon verschont. Sicher, das mögen krasse Beispiele sein, aber es gibt sie - viel zu oft. Die Telekom plant bereits den Ausbau des Mega-Funklochs zwischen Eberbach und Erbach (kein 2G kein gar nichts, höchstens GSM-R) aber es wird wohl noch dauern.
Im Rahmen der Kooperation mit der Deutschen Bahn sei der Mobilfunk entlang der Schienenwege verbessert worden. Damit übersteige das Engagement die Vorgaben der Behörde. Dabei ist die Telekom sich bewusst: Der Ausbau an den Bahnstrecken und in den Bahn-Tunnels ist und bleibt eine Riesen-Herausforderung. Denn während die Telekom gerne ausbauen würde, fahren die ICE-Züge weiterhin mit 300 km/h durch die Tunnel und dann ist klar: Allein aus Sicherheitsgründen kann dort nur gearbeitet können, wenn der Zugverkehr in Tunneln wegen Wartungsarbeiten eingestellt ist. Das kommt aber zum Glück der Bahn nur selten vor. Die Kunden hätten gerne Netz, wären aber genauso sauer, wenn tagelang kein Zug fahren würde.
Neben dem Telefonieren gilt das auch für das Surfen im Zug: Selbst wenn die Bahnstrecke gut versorgt ist, muss das Mobilfunksignal auch in den Zug hinein gelangen. Dafür müssen Funkverstärker (Repeater) im Zug eingebaut oder die richtigen Fensterscheiben vorhanden sein, die die Mobilfunksignale ins Innere des Waggons durchlassen. Nur dann haben die Kunden auch ausreichend Empfang.
4800 ist mehr als drei
Trotz aller Kritik kann die Telekom auf ihren Ausbau durchaus stolz sein, wobei sie sich im Klaren ist, dass es an der ein oder anderen Stelle noch hakt. Mit Genuss nimmt die Telekom zur Kenntnis, dass der neue Mitbewerber schon drei Sendestationen eingeschaltet hat: "Wir haben Tausende neue Standorte gebaut und erweitert und Deutschland in schwierigen Zeiten einen Digitalisierungsschub gegeben." Und weiter: "Andere kündigen ihren Ausbau nur an und haben lediglich drei Standorte geschafft. Wir sind erst dann zufrieden, wenn alle dabei sind!"
Abschließend appelliert die Telekom an alle Kunden, die unter Funklöchern leiden, sich zu melden: "Falls Sie einen guten Tipp für uns haben, wir sind immer auf der Suche nach Flächen für unsere Mobilfunkmasten. Denn die letzten Funklöcher zu schließen, das schaffen wir nur gemeinsam."
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Man merkt es an unserer wöchentlichen Statistik oder wenn man durchs Land fährt: Die Telekom baut wirklich viel aus, gefühlt und tatsächlich deutlich mehr als ihre Wettbewerber - wobei wir 1&1 mal außen vor lassen, die haben ja gerade erst wirklich angefangen (obwohl sie seit 2019 wussten, was zu tun ist).
Und trotzdem reicht es nicht. Wer regelmäßig unterwegs ist, durch Wald und Feld, wer wandert, zeltet oder schöne Landschaften erkundet, kann über Funklöcher berichten, wo nichts - absolut nichts geht.
Bei den Vorgaben der Bundesnetzagentur wurde ein praxisfremder Ansatz gewählt: Wenn ein Anbieter A schon ausgebaut hat, kann das dem Anbieter B, der dort nichts hat, "angerechnet" werden und umgekehrt. Damit sieht die Ausbau-Statistik schön aus. Den Kunden nutzt das wenig, oder sie legen sich eine Zweit- oder Drittkarte im Zweit- oder Dritt-Netz zu.
Andererseits: Als Laie kann man sich nur schwer vorstellen, welcher gigantischer Aufwand es ist, eine Stadt, einen Landkreis, eine Fläche wirklich zu versorgen. Das wäre eigentlich eine gemeinsame Aufgabe für alle Netzbetreiber gewesen, aber da spielen historische, kartell- und wettbewerbsrechtliche Dinge eine Rolle. Und natürlich auch ein gewisser Eigenstolz, die Konkurrenz nicht mehr zu unterstützen, als unbedingt nötig. Sollen die Kunden doch zu dem Anbieter kommen, der am meisten für sie tut. Denn das ist ja die Rechtfertigung für die Kostenrechner, die jede Station, jedes Kabel, jede Antenne auflisten und nachrechnen. Sie grübeln darüber, wie das alles zu bezahlen sein könnte, wenn die Kunden immer nur jammern, dass Mobilfunk ja "so teuer" sei.
Und doch gibt es weiter unendlich viele kleinere, aber auch größere Funklöcher, die endlich auf eine Versorgung warten. Die Bundesnetzagentur sollte ihr Messkriterien neu definieren. Messantennen in großer Höhe über dem Erdboden sind wenig realistisch. Abdeckung der Fläche sollte das neue Ziel sein. Viele Smartphones liegen in Autos in der Mittelkonsole, Nutzer möchten auch in der Kellerwohnung oder im Nobel-Büro-Turm ausreichend Netz haben. Das ist viel Stoff für weitere Baumaßnahmen, so richtig fertig werden sie wohl nie werden.
Zum Jahreswechsel wurden z.B. bei der Telekom unzählige neue Stationen gemeldet.