Streaming

Android: Netflix bei Root-Zugriff nicht mehr verfügbar

Über die Jahre hat Google die Sicherheit von Android stark verbessert. Eine dieser Funktionen sorgt nun allerdings für großen Ärger bei Kunden des Streaming-Anbieters Netflix, denn dieser sperrt Nutzer mit Root-Zugriffen neuerdings konsequent aus.
Von Stefan Kirchner

Netflix gegen die Root-Community Das jüngste Update der Netflix-App sorgt für Ärger
Logos: Android/Netflix, Foto/Montage: teltarif.de
Wer ein Android-Smartphone mit Root-Zugriff besitzt, hat bei Nutzung von Netflix per App das Nachsehen. So können diese Nutzer ab sofort nicht mehr die App des Streaming-Dienst-Anbieters über den Play Store herunterladen. Netflix schließt Smartphones mit erweiterten Nutzerrechten davon künftig aus. Grund dafür sei ein verwendeter Kopierschutz­mechanismus, der sich wohl nur noch mit mobilen Geräten nutzen lässt, die eine Google-Zertifizierung haben.

Digital Rights Management von Google

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Logos: Android/Netflix, Foto/Montage: teltarif.de
Technisch gesehen macht sich Netflix die Wivedine DRM Rechte­verwaltung von Google zunutze. Der Streaming-Anbieter hat nach langem Zögern im vergangenen Jahr die Möglichkeit in seiner Android-App implementiert, Filme und Serien des eigenen Angebots auch offline zu speichern. Dies sorgte für zahlreichen Ärger bei den Nutzern, die nur ein sehr kleines mobiles Datenvolumen im Monat besitzen. Aber auch bei Zugfahrten war ein Anschauen in Tunneln quasi nicht möglich, aufgrund der fehlenden Verbindung zum Mobilfunknetz.

Beginnend mit der kürzlich ausgerollten Version 5.0 setzt Netflix den Angaben zufolge komplett auf Widevine DRM von Google. Die Auswirkungen sind aktuell noch von eher geringer Tragweite, die sich nur in speziellen Situationen zeigt. Hat man sein Android-Smartphone oder Tablet entsperrt sowie gerootet, wird die Netflix-App kurzerhand bei einer Neuinstallation nicht mehr im Google Play Store auf dem Gerät angezeigt. Ist die App bereits installiert oder installiert man sich die APK-Datei manuell, funktioniert Netflix wie gewohnt.

SafetyNet und der Ärger von Android-Nutzern

Technisch gesehen liegt die Sperrung nicht direkt an Googles Widevine DRM, sondern an den Auswirkungen der sogenannten SafetyNet-API von Android. Dabei handelt es sich um eine Sicherheits­funktion, die regelmäßig überprüft, ob das Android-Gerät in irgendeiner Weise anfällig für sicherheits­kritische Angriffe ist. Kurz gesagt, ob der Bootloader entsperrt und das Gerät gerootet ist. In diesen Fällen fällt der SafetyNet-Check negativ aus und bestimmte Funktionen werden vom Hersteller oder einer App verweigert.

Das die Sache eng an den SafetyNet-Status gekoppelt ist, zeigt sich bei den Versuchen der US-Kollegen bei Android Police. So ist deren Bootloader-entsperrtes Google Pixel laut Widevine DRM auf dem Sicherheitslevel 1, dem sichersten der drei möglichen Level des DRM-Systems. Der SafetyNet-Check schlägt trotzdem fehl und die App taucht nicht im Google Play Store auf. Auf einem Bootloader-entsperrten und gerooteten Samsung Galaxy Tab S wiederum lässt sich die App wie gewohnt installieren und nutzen, trotz Sicherheitslevel 3 und damit dem schlechtesten der Sicherheits­level.

Kommentar: Nutzer unter Generalverdacht?

Im Fall von Netflix ist es bisher lediglich die Installation der App aus dem Google Play Store. In Zukunft könnte die Wirkung aber noch ausgeweitet werden, sodass die eigentliche Wiedergabe ebenfalls geblockt wird. Eventuell handelt es sich um einen Versuch, illegale Kopien von lokal zwischen­gespeicherten Inhalten zu erschweren. In jedem Fall ist die Sache ärgerlich, denn nicht jeder rootet sein Android-Gerät, um damit Schindluder zu betreiben.

Jedenfalls hinterlässt die Sache rund um die SafetyNet-API trotz ihrer gut gemeinten Intention von Google einen Nachgeschmack, wenn immer mehr Entwickler auf einen erfolgreichen SafetyNet-Check setzen. Letztes Jahr sorgte Niantic für Frust, Entwickler von Pokemon GO und Ingress, indem der er erfolgreich bestandene SafetyNet-Check Grund­voraussetzung zum Start der beiden Spiele wurde. Wer nur wegen AdBlocker-Apps und dem Xposed Framework rootet, wird einfach so vor die Tür gestellt.

Deswegen bleibt denjenigen Nutzern, die die App nicht mehr sehen, nur noch der Weg über die manuelle Installation übrig. Die aktuellen und auch älteren Versionen der Netflix-App findet man zum Beispiel bei APK Mirror.

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