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Nebenkostenprivileg: Immer noch große Info-Defizite

Beim Thema Neben­kos­ten­pri­vileg scheint es immer noch große Infor­mations-Defi­zite zu geben. Laut einer aktu­ellen Umfrage kann die Mehr­heit mit dem Begriff nichts anfangen.
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Zuletzt gab es eine Umfrage von Zattoo, wonach nun weit mehr Menschen Kenntnis über das Neben­kos­ten­pri­vileg haben. Die Unter­nehmen Freenet und waipu.tv kommen zu einem anderen Ergebnis: Demnach sei der Wissens­stand über den Wegfall des Neben­kos­ten­pri­vilegs und damit über das Ende der Umla­gefä­hig­keit des Kabel­anschlusses zum Juli 2024 nach wie vor über­raschend niedrig. So lauten die Ergeb­nisse einer aktu­ellen Umfrage, durch­geführt durch Appinio im Auftrag der beiden Schwes­ter­firmen. Bei der Befra­gung gaben deut­lich mehr als die Hälfte (61,2 Prozent) der Kabel-Haus­halte an, noch nicht vom Neben­kos­ten­pri­vileg gehört zu haben. 8,8 Prozent waren sich zumin­dest unsi­cher und nur 30 Prozent konnten den Begriff Neben­kos­ten­pri­vileg korrekt zuordnen. Des Weiteren brachten längst nicht alle den Begriff Neben­kos­ten­pri­vileg über­haupt mit Kabel­fern­sehen in Verbin­dung.

Infor­mati­ons­defizit seitens Vermieter

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Foto/Montage: teltarif.de, Logos: Anbieter
Diese Zahlen zeigen laut den beiden Unter­nehmen eine beträcht­liche Unkenntnis in den Haus­halten mit Kabel­emp­fang. So wussten über 10 Prozent nicht, wie sie ihren Kabel­anschluss bezahlen. "Wir spüren eine deut­liche Unsi­cher­heit im Markt und raten Miete­rinnen und Mietern zum Blick auf die Neben­kos­ten­gesamt­abrech­nung, die gerade zum Jahres­anfang in vielen Brief­kästen liegen", so Bettina Bellmer, Vorständin bei Exaring AG, Betrei­berin von waipu.tv. Nicht einmal ein Drittel der Haus­halte wurden laut Umfrage bereits über ihre Vermieter oder Haus­ver­wal­tung über den Sach­ver­halt infor­miert (28,6 Prozent). "Das zeigt eine deut­liche Zurück­hal­tung des Vermie­ter­marktes", erläu­tert Bellmer dazu.

Eigen­initia­tive gefragt

Zumin­dest wissen bereits viele Haus­halte, dass eine Ände­rung kommt. Bei näherer Erklä­rung der Bedeu­tung des Neben­kos­ten­pri­vilegs gaben immerhin 63,4 Prozent an, davon schon einmal gehört zu haben. Außerdem ergaben die Umfragen der letzten vier Wellen, dass durch­schnitt­lich mehr als 85 Prozent aller befragten Kabel­haus­halte ihren Anschluss direkt über die Neben­kosten bezahlen. "Basie­rend auf diesen Ergeb­nissen gehen wir von mindes­tens 12 Millionen betrof­fenen Haus­halten aus", so Bettina Bellmer. Sie rät: "Kabel­nutzer sollten schon jetzt aktiv werden und sich infor­mieren. Ein großer Kabel­netz­betreiber hat bereits mögliche Konse­quenzen ange­kün­digt, sollten Haus­halte nach dem Wegfall des Neben­kos­ten­pri­vilegs das Kabel-TV-Signal ohne neue Vertrags­bezie­hung einfach weiter nutzen. Auch raten wir den Miete­rinnen und Mietern, sich bei Unklar­heiten über die Vertrags­bezie­hung an den Verbrau­cher- oder Mieter­schutz zu wenden und sich keines­falls zu über­eilten Entschei­dungen, zum Beispiel durch Vertreter an der Haustür, drängen zu lassen."

Preis­abhän­gige Wech­sel­bereit­schaft ist hoch

Die Befragten wurden auch nach ihren zukünf­tigen Absichten zum TV-Empfang befragt. Hier halten es mehr als die Hälfte (51,6 Prozent) für wahr­schein­lich, den Fern­seh­anschluss zu wech­seln. 31 Prozent sind noch unent­schlossen und nur 17,4 Prozent, also nicht einmal jeder fünfte Haus­halt, möchte am Fern­sehen via Kabel fest­halten. Zu ähnli­chen Ergeb­nissen kam die Umfrage zu Konkur­rent Zattoo.

80 Prozent der Befragten zeigen sich wech­sel­bereit, wenn es eine güns­tigere Alter­native im Markt gibt. Ausge­gangen wurde bei der Frage­stel­lung vom aktu­ellen Preis für den Fern­seh­emp­fang. Aller­dings haben erste Kabel­netz­betreiber schon eine Preis­stei­gerung von mehreren Euro ange­kün­digt und auch der Verbrau­cher­schutz geht von 2 bis 3 Euro pro Monat als Mehr­kosten für einen direkten Kabel­anschluss aus.

Hälfte aller Kabel­haus­halte zahlt aktuell über zehn Euro für den TV-Anschluss

Mehr als ein Viertel der befragten Kabel­haus­halte weiß nicht, wie viel sie für den Kabel­anschluss monat­lich zahlen (26,4 Prozent). Knapp ein Drittel gibt aber an zwischen 10 bis 15 Euro für den Kabel­anschluss abgeben zu müssen (32 Prozent), 17,2 Prozent zahlen sogar über 15 Euro. Nur rund ein Viertel der Befragten zahlen unter zehn Euro für den Kabel­anschluss (24,4 Prozent).

Die Umfrage wurde mit 500 Teil­neh­mern im Auftrag von waipu.tv durch Freenet AG und Appinio umge­setzt. Erhe­bungs­zeit­raum war vom 2. bis zum 7. Januar 2024, Alter der Befragten: 18 bis 65 Jahre, Geschlecht: 50 Prozent männ­lich, 50 Prozent weib­lich. Methodik: bundes­weite Online-Befra­gung bei Kabel­haus­halten.

Eigent­lich sollte das Neben­kos­ten­pri­vileg im TV-Kabel ab Juli fallen. Doch nun droht neues Unge­mach: Ersten Mietern wird eine Durch­lei­tungs­gebühr berechnet oder der Anschluss abge­klemmt. Was steckt dahinter?

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