Netze

Mobilfunk-Netze: Investitionen gegen Kapazitätsengpässe

Kapazitätserweiterung mit WLAN oder Mikro-Zellen möglich
Von Hans-Georg Kluge

Bekommt von Kapazitätsproblemen in Mobilfunknetzen kaum etwas mit: Störche haben nur selten ein Mobiltelefon - freuen sich aber über einen schönen Platz für ihr Heim. Störche bekommen von Kapazitätsproblemen in Mobilfunknetzen nur wenig mit.
Bild: dpa
Mobilfunknetz-Betreiber stehen in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen. Das Problem: Es wird erwartet, dass der Kapazitätsbedarf für Datenverbindungen in den nächsten Jahren sich deutlich erhöhen wird. Amdocs, ein Anbieter für Studien, Marktforschungen und Techniklösungen, spricht von einem bis zu zwanzigfach höheren Bedarf über die nächsten fünf Jahre. Amdocs hat sich bei 65 Betreibern weltweit umgehört, wie diese planen, auf die absehbaren Kapazitätsengpässe zu reagieren.

Bekommt von Kapazitätsproblemen in Mobilfunknetzen kaum etwas mit: Störche haben nur selten ein Mobiltelefon - freuen sich aber über einen schönen Platz für ihr Heim. Störche bekommen von Kapazitätsproblemen in Mobilfunknetzen nur wenig mit.
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"Service Provider stehen vor einem wahren Datenansturm, der in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich um das Zwanzigfache steigen wird. Aber mit 4G allein ist das Problem nicht zu lösen, denn die meisten Geräte laufen weiterhin im 3G-Standard", spricht Caroline Gabriel, Research Director bei Rethink Technology Research, das größte Problem an. Manche Anbieter wollen nach Amdocs-Angaben die Kapazität ihres Netzes um das Fünfzigfache erhöhen.

Mikro-Zellen, Femto-Zellen

Viele Provider sehen in Mikro- bzw. Femto-Zellen eine wichtige Säule für die Weiterentwicklung der Netze. Während herkömmliche Mobilfunk-Anlagen (auch: Makro-Zellen) große Bereiche von bis zu zehn Kilometern abdecken, sollen kleinere Zellen stark frequentierte Orte wie Einkaufszentren oder Bürogebäude abdecken. Die kleinen Mikro-Zellen sollen mit Hilfe eines eigenen Internet-Anschlusses - zum Beispiel über DSL - in das Netz des Mobilfunk-Providers integriert werden.

Nach Amdocs-Angaben sollen mehr als die Hälfte der befragten Netzbetreiber planen, die Zahl der Mikro-Zellen in den nächsten Jahren um das Zehnfache zu erhöhen.

Der Provider Vodafone hat in Deutschland für August ein Angebot mit dem Namen Sure Signal angekündigt. Dabei können Geschäftskunden selbst für eine bessere Netzabdeckung innerhalb ihres Gebäudes sorgen. Kunden, die eine der beiden Sure-Signal-Lösungen bei sich installiert haben, können entscheiden, ob die Femto-Zelle nur für einen eingeschränkten Teilnehmerkreis freigeschaltet werden soll oder ob alle Kunden von Vodafone die Zelle nutzen dürfen.

WLAN als weitere Übertragungstechnik

Das sogenannte WLAN-Offloading soll eine weitere Lösung sein, um die Kapazität der Netze deutlich zu erhöhen. Da viele mobile Endgeräte weiterhin mit dem 3G-Standard ausgestattet sind, kann der Kapazitätsausbau nicht alleine mit dem 4G-Standard LTE stattfinden. Viele Provider wollen deswegen ihre Funkzellen mit WLAN-Funktionen ausstatten, um die Datenlast auf UMTS und LTE weiter zu reduzieren.

Denkbar sei auch, dass Netzbetreiber WLAN-Dienste unabhängig von ihren Mobilfunkzellen anbieten. So könnten Kunden auf WLAN umschalten, wenn sie in einem Café sitzen oder im Büro tagsüber Dienste ihres Smartphones in Anspruch nehmen möchten.

Alternativen?

Wie wichtig der Ausbau der Netze ist, konnte zuletzt am Beispiel von o2 beobachtet werden. War Ende 2011 von einigen Netzstörungen und Kapazitätsengpässen die Rede, wurde die Technik der Funkzellen aktualisiert. Außerdem wurde der Anschluss der Zellen an das Netz des Betreibers deutlich verbessert, indem weitere Glasfaser-Leitungen angemietet wurden.

Klar ist, dass die Netzbetreiber nicht umhin kommen, in die bestehenden Netze zu investieren. "Die große Anzahl an neuen Zellen, die benötigt werden, stellen die Provider in klammer finanzieller Situation zunehmend vor große Probleme", sagte Rebecca Prudhomme, Amdocs Vice President of Product and Solutions Marketing. Geringere Investitionen in die Infrastruktur erwartet jedenfalls keiner der befragten Netzbetreiber.

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