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Stiftung Warentest: Telekom hat das beste Mobilfunknetz

Die Stiftung Warentest hat nach eineinhalb Jahren Pause wieder einen Mobilfunk-Netztest durchgeführt. Dabei zeigt selbst der Testsieger in einem Szenario Schwächen.
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Die Stiftung Warentest hat ihren aktuellen Netztest veröffentlicht. Dazu haben die Tester regulär erworbene Mobilfunkverträge in Verbindung mit dem Sony Xperia Z5 verwendet. Für jedes der nach dem Zusammenschluss von E-Plus und o2 verbliebenen drei deutschen Mobilfunknetze kamen zwei Smartphones zum Einsatz, so dass neben Datendiensten und netzübergreifenden Telefonaten auch netzinterne Gespräche geführt werden konnten.

Den Angaben der Stiftung Warentest zufolge fuhren die Tester durch Innenstädte und über Autobahnen, aber auch über Landstraßen, um das beste deutsche Mobilfunknetz zu ermitteln. Zusätzlich waren sie mit der Deutschen Bahn unterwegs, um das Telefonieren im Zug zu testen. Der Internet-Zugang im ICE wurde nicht getestet, da die Bahn dafür mittlerweile einen kostenlosen WLAN-Zugang zur Verfügung stelle.

Im Test der Stiftung Warentest zeigte sich, dass die Deutsche Telekom - wie schon beim im Herbst 2015 durchgeführten Test - das beste deutsche Mobilfunknetz betreibt. Dabei habe das Bonner Telekommunikationsunternehmen seinen Abstand zum Zweitplatzierten, Vodafone, sogar geringfügig ausgebaut. Telefónica landet auf dem dritten Platz, zumal der nach Kundenzahlen größte deutsche Mobilfunk-Netzbetreiber Nachholbedarf beim LTE-Ausbau im ländlichen Raum habe.

Schnellste Downloads bei der Telekom

Mobilfunknetze auf dem Prüfstand Mobilfunknetze auf dem Prüfstand
Logo: Telekom, Foto: Stiftung Warentest
Einer der Tests bestand darin, eine 20 MB große Datei herunterzuladen. Das klappte im Telekom-Netz im Schnitt in rund acht Sekunden. Im Vodafone-Netz war der gleiche Download in 13 Sekunden erledigt, während der gleiche Vorgang im Mobilfunknetz der Telefónica 22 Sekunden in Anspruch nach.

Ausprobiert wurde auch die Wiedergabe von YouTube-Videos. Dabei wählt die App stets automatisch die beste Übertragungsqualität aus. Im Telekom-Netz wurden die Filme in 90 Prozent alle Fälle in Full-HD, also der bestmöglichen Auflösung, gezeigt. Bei Vodafone lag die Quote bei knapp 80 Prozent, während Telefónica mit nur 56 Prozent deutlich sichtbar Nachholbedarf hat.

Deutliche Unterschiede gab es vor allem bei den Netztests in ländlichen Regionen. Außerhalb der Städte schlugen im Telefónica-Netz mehr als zehn Prozent aller Versuche, auf Webseiten zuzugreifen, fehl. Im Telekom-Netz lag der Wert bei weniger als einem Prozent. Kein Wunder, denn der LTE-Ausbau von Telefónica bleibt gerade auf dem Land noch deutlich hinter dem der Mitbewerber zurück.

LTE-Ausbau in ländlichen Regionen im Vergleich

Stiftung Warentest hat die Entwicklung des LTE-Netzausbaus speziell in ländlichen Regionen untersucht, zumal das 4G-Netz in Städten auch beim letzten Test vor eineinhalb Jahren schon recht gut ausgebaut war. Ergebnis: Alle drei Netzbetreiber haben sich auch in der Fläche verbessert, allerdings ist der Abstand beim Versorgungsgrad recht ähnlich geblieben.

Im Telekom-Netz lag der LTE-Anteil an den Datenverbindungen bei Testfahrten außerhalb von Städten bei 97 Prozent. Vor eineinhalb Jahren waren es noch 81 Prozent. Vodafone verbesserte sich im Vergleichszeitraum von 75 auf 91 Prozent. Auch bei Telefónica macht der 4G-Ausbau Fortschritte. Lag der Wert der LTE-Verbindungen im Herbst 2015 bei 41 Prozent, so sind es nun 55 Prozent.

Die Tester hoben hervor, dass sich der LTE-Netz neben Datenverbindungen auch für Telefonate lohnt. Der Verbindungsaufbau ist schneller und zuverlässiger, die Sprachqualität ist besser. Allerdings muss dazu ein Smartphone verwendet werden, das für den VoLTE-Standard im verwendeten Mobilfunknetz auch geeignet ist und nicht zuletzt muss auch der Tarif des Kunden die LTE-Nutzung sowie speziell die Telefonie über 4G erlauben. Das ist bei Prepaid- und Discounter-SIM-Karten oft nicht der Fall. LTE-Anteil in ländlichen Regionen LTE-Anteil in ländlichen Regionen
Foto: Stiftung Warentest

Sprachqualität im Zug eher bescheiden

Kein gutes Urteil gab die Stiftung Warentest für Handy-Telefonate an Bord der Deutschen Bahn ab. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass die Tests vermutlich überwiegend noch in Zügen mit dem alten Repeater-Equipment durchgeführt wurden. Aktuell werden die Mobilfunk-Verstärker in den ICEs umgerüstet, so dass dann neben GSM auch das UMTS- und LTE-Netz entsprechend verstärkt wird. Selbst Telekom und Vodafone, die ansonsten einen guten Eindruck hinterließen, kamen im Zug nur auf die Note "Befriedigend". Telefónica muss sich gar mit "Ausreichend" begnügen.

Telekom mit Note 1,9 vorne

Insgesamt betrachtet erreichte das Netz der Deutschen Telekom im Test der Stiftung Warentest Note 1,9 mit guten Ergebnissen in der Stadt und auch in ländlichen Regionen. Knapp dahinter landete das Vodafone-Netz mit der Note 2,2 und einem geringfügig schlechteren LTE-Ausbau. Telefónica wurde nur mit der Note 2,6 eingestuft, auch wenn sich die Netzqualität seit dem letzten Test verbessert habe.

In den kommenden Jahren wollen alle drei Betreiber ihre LTE-Netze weiter ausbauen und dabei vor allem noch bestehende Lücken in ländlichen Regionen schließen sowie für mehr Kapazitäten in den Städten sorgen. Die Deutsche Telekom will zu diesem Zweck auch den bislang ausschließlich für das klassische GSM-Netz verwendeten Frequenzbereich um 900 MHz für 4G nutzen. Der Startschuss für LTE 900 fiel bereits im März. In einer weiteren Meldung beleuchten wir, wie die Telekom das 900-MHz-Band nutzt, um nahezu flächendeckend einen zeitgemäßen mobilen Internet-Zugang zu ermöglichen.

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