Bald wieder mehr US-Inhalte im Fernsehen?
Deutsche Medienunternehmen wie ProSiebenSat.1 könnten von einer Marktbereinigung im Streaming profitieren
Foto: ProSiebenSat.1 Media SE
Bislang war der anhaltende Streaming-Boom vor allem eine sprudelnde Umsatzquelle für US-Medienkonzerne. Unternehmen wie Disney, Warner oder Paramount ließen in den vergangenen Jahren Lizenzen auslaufen und holten Inhalte auf ihre eigenen Plattformen zurück. Schlecht war diese Entwicklung insbesondere für deutsche Medienunternehmen wie ProSiebenSat.1 und RTL.
Sie finden immer weniger Hollywood-Blockbuster und müssen dementsprechend in der Primetime auf Eigenproduktionen zurückgreifen. Deren Qualität kann längst nicht immer mit Filmen und Serien aus der Traumfabrik mithalten. Womöglich ist das letzte Wort in dieser Entwicklung aber noch nicht gesprochen, denn aktuell zeigen sich bereits Entwicklungen einer Marktbereinigung.
Erste Unternehmen geben in Deutschland auf
Deutsche Medienunternehmen wie ProSiebenSat.1 könnten von einer Marktbereinigung im Streaming profitieren
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Ein Beispiel hierfür ist das Hollywood-Studio Lionsgate. Die Amerikaner versuchten sich hierzulande mit dem SVoD-Service STARZPLAY, welcher schließlich in LIONSGATE+ umbenannt wurde. Mit mäßigem Erfolg, wie sich nun zeigt. Für Lionsgate gehen in Deutschland und großen Teilen der Welt im Streaming die Lichter aus. Allerdings verfügt das Studio über eine durchaus ansehnliche Lizenzbibliothek, setzt jedoch im Gegensatz zu den großen Mitbewerbern eher auf günstigere Produktionen.
Interessanter ist da womöglich schon eher die Entwicklung bei Comcast. Auch hier ist mittlerweile klar, dass sich der Sky-Mutterkonzern, zu dem auch das US-Studio Universal Pictures gehört, mangels finanzieller Perspektive aus Deutschland verabschieden will. Da Comcast neben Sky nicht mit einer eigenständigen Variante seines Streaming-Dienstes Peacock vertreten ist, werden die Karten für Inhalte von NBCUniversal früher oder später wohl gleichermaßen neu gemischt.
Langfristige Partnerschaften mit Sony
Neben den bereits genannten Unternehmen gibt es weiterhin US-Studios, welche sich bisher weitestgehend aus Streaming herausgehalten haben. So zum Beispiel Sony Pictures. ProSiebenSat.1 zog dort erst kürzlich einen attraktiven Deal an Land. Last but not least gab es in der Vergangenheit auch Signale von Paramount, dass man dort nicht völlig auf das attraktive Lizenzgeschäft verzichten wolle. Nach der Übernahme von MGM durch Amazon werden voraussichtlich auch hier diverse Inhalte weiter lizenziert.
Insgesamt stehen die Chancen also gar nicht schlecht, dass Zuschauer in Deutschland künftig wieder mehr Hollywood im Free-TV serviert bekommen. Davon könnten letztendlich ebenso deutsche Streaming-Dienste wie Joyn oder RTL+ profitieren. Die Kölner kamen vor einiger Zeit sogar mit Warner Bros. Discovery ins Geschäft und besserten mit deren Inhalten ihre eigene Content-Bibliothek auf.
Hollywood bleibt unverzichtbar
Die bislang eher mäßigen Einschaltquoten in der ProSieben-Primetime machen deutlich, dass Hollywood nicht so einfach zu ersetzen ist, wie die Fernsehmanager in Unterföhring sich dies vorstellten. Mit dem Verlust von NFL-Ausstrahlungsrechten an RTL wird eine offensive Programmgestaltung für ProSieben zusätzlich nicht unbedingt einfacher. Umso wichtiger ist es nun, alle sich bietenden Chancen aus einer Streaming-Marktbereinigung in Deutschland zu nutzen und mit Hollywood im Gespräch zu bleiben.