DAB+: Schaden zu viele Radioprogramme dem Markt?
Die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse hat heute mit der Veröffentlichung der Media Analsye Audio (ma 2023 Audio II) die aktuellen Ergebnisse zur Radio- und Audionutzung in Deutschland vorgelegt. Dabei nimmt die Verbreitung über DAB+ unvermindert an Bedeutung zu: So wird das terrestrische Digitalradio in der Messgröße "Weitester Hörerkreis" (WHK) nun von 28,6 Prozent (ma 2023 Audio I: 28,5 Prozent) gehört und insbesondere in der Zielgruppe der 30- bis 59-Jährigen überproportional genutzt (WHK: 33,6 Prozent – ma 2023 Audio I: 32,0 Prozent).
Kannibalisierung im Radiomarkt
Radiohören ist immer noch hoch im Kurs
Foto: Roberts Radio
Blickt man allerdings auf die Einzelauswertung der Zahlen, finden sich neben Gewinnern wie der Absolut-Radio-Gruppe auch Verlierer. Dazu zählen viele über Jahre etablierte Audio-Marken wie Antenne Bayern oder SWR3, aber auch noch relativ junge Sender wie Schwarzwaldradio. Dieser bekam durch Absolut Oldie Classics und Radio Nostalgie zuletzt zwei neue, nationale Konkurrenten im Sektor "Oldies/Classic Hits". Es stellt sich also die Frage, ob sich zu viele neue Digitalprogramme nicht zu sehr gegenseitig kannibalisieren und eher negativ auf den Markt auswirken, vor allem wenn es sich um ähnliche Formate handelt.
Das Problem: Der Werbekuchen wird nicht größer, er wird eben nur auf weit mehr Programme verteilt. Für viele Radiounternehmen bedeutet dies sinkende Einnahmen.
Radionutzung nimmt zu
Allen Unkenrufen zum Trotz nimmt die Radionutzung aber leicht zu. Im Weitesten Hörerkreis wird konstant von 94,1 Prozent (ma 2023 Audio I: 93,6 Prozent) der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren mindestens ein klassisches und/oder Online-Audio-Angebot genutzt (Audio Total). Die Hörer bleiben ihren Sendern dabei mit mehr als vier Stunden täglicher Nutzung (Verweildauer: 242 Minuten) auf hohem Niveau treu (ma 2023 Audio I: 242 Minuten).
Allerdings scheint sich der Trend zu verfestigen, dass vor allem in jungen Zielgruppen Radio nicht mehr so stark angesagt ist. Denn es sind vor allem Jugendradios wie bigFM, planet radio oder 1Live, die bis auf wenige Ausnahmen Hörer eingebüßt haben.
Podcasts immer beliebter, Internetradio erholt sich
Auch Podcasts werden weiterhin in der Bevölkerung mit leicht steigender Tendenz angenommen. So wurden die Audio-Beiträge auf Abruf oder per Streaming von 40,6 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung schon einmal genutzt (ma 2023 Audio I: 40,1 Prozent). In der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen haben sogar 55,8 Prozent schon einmal Podcasts gehört (ma 2023 Audio I: 55,2 Prozent).
Der Verbreitungsweg Online-Audio/Internetradio, der nach der starken "Corona-Zeit" zuletzt Reichweite abgeben musste, stabilisiert sich wieder: Im 4-Wochenzeitraum des WHK steigt die Nutzung auf 24,5 Prozent an (ma 2023 Audio I: 23,0 Prozent) wie zuletzt zur ma 2022 Audio II. Die junge Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen hört dabei immer noch am meisten (WHK: 40,5 Prozent – ma 2023 Audio I: 40,8 Prozent).
Bei den Kollegen vom Bewegtbild und TV verliert Streaming erstmals, während das TV stärkstes Medium bleibt.