Ruhestörung

Lufthansa: Lieber Internet- statt Telefonnutzung an Bord

Zum Wohle anderer Fluggäste soll es in der Kabine ruhig bleiben
Von dpa / Jennifer Buchholz

Lufthansa will zum Wohle der Fluggäste die Nutzung des Internets an Bord ausbauen, anstatt die Telefonie. Lufthansa will zum Wohle der Fluggäste die Nutzung des Internets an Bord ausbauen, anstatt die Telefonie.
Bild: dpa
Über den Wolken ist es mit der Daten­freiheit bislang nicht weit her. Aus Vorsichts­gründen haben die Luft­verkehrs­behörden seit Jahren die Nutzung privater elek­troni­scher Geräte an Bord stark ein­geschränkt - zum Ärger vieler Passa­giere, die auf ihren Flügen die Geräte für beruf­liche und private Belange nutzen wollen. Sie können in den nächsten Monaten auf längere Online-Nutzungs­zeiten und bessere Verbindungs­möglichkeiten ins Netz hoffen, da die einst­mals befürch­teten Störungen der Bord­elektronik nicht nach­zuweisen sind.

Aktuell scheint die US-Tele­komauf­sicht FCC den Vorreiter zu machen. Die Behörde hat vorge­schlagen, die Mobil­funk­nutzung an Bord der Maschinen zuzu­lassen. Was viele nicht wissen: Im Rest der Welt und damit auch in Deutsch­land ist das längst erlaubt, klappt nur meis­tens nicht wegen der fehlenden Empfangs­möglichkeiten über den Wolken. Der weiter­gehende FCC-Vorschlag, auch Tele­fonge­spräche zu gestatten, stößt zumin­dest bei den deut­schen Airlines auf Ableh­nung.

Gespräche als Stör­faktor für andere Flug­gäste

Lufthansa will zum Wohle der Fluggäste die Nutzung des Internets an Bord ausbauen, anstatt die Telefonie. Lufthansa will zum Wohle der Fluggäste die Nutzung des Internets an Bord ausbauen, anstatt die Telefonie.
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An Bord von Luft­hansa und Air Berlin ist mobiles Tele­fonieren bislang verboten, woran sich wohl auch so bald nichts ändern wird, wie beide Unter­nehmen berichten. Während sich Air Berlin gestern nicht zu seinen weiteren Plänen äußern wollte, ist Luft­hansa klar auf Kurs mehr Internet und kein Tele­fonieren. "Wir wissen, dass sich die deut­liche Mehr­heit der Flug­gäste durch Tele­fonate gestört fühlt", ist der zustän­dige Produkt- und Marketing­manager der Luft­hansa, Rein­hold Huber, über­zeugt.

Gleich­zeitig unter­nimmt Luft­hansa verstärkte An­strengungen, ihren Gästen während des Fluges Zugang zum Internet anzu­bieten, in dem dann gear­beitet, aber eben auch nicht via Skype oder andere Dienste tele­foniert werden sollte. So verfügen die meisten Kranich-Lang­stre­cken­flieger über ein bord­eigenes, kosten­pflich­tiges WLAN der Deut­schen Telekom, eigen­stän­dige Mobilfunk­anbindungen gibt es bislang aber nur in wenigen Maschinen. Einen weiteren Ausbau beider Tech­nolo­gien hat das Unter­nehmen bereits ange­kündigt. Und wer unbe­dingt tele­fonieren muss, wird auf die bord­eigenen Satel­liten­tele­fone verwiesen. Dort limi­tiert schon der Minu­tenpreis von 9,95 US-Dollar (7,30 Euro) die Nach­frage.

Vorreiter Deut­sche Bahn

In den ICE-Zügen der Deut­schen Bahn setzt man schon seit mehreren Jahren auf tele­fonier-freie Zonen, die in den Wagen räum­lich einfa­cher abzu­trennen sind als im Flug­zeug. Ein knappes Drittel der ange­botenen ICE-Sitz­plätze befindet sich in diesen Ruhe­zonen, berichtet ein Bahn-Spre­cher in Berlin. Tech­nisch verzichte man auf den Einsatz von Stör­sendern und vertraue auf die gegen­seitige Rück­sichtnahme der Fahr­gäste. Auch seien die Zugbe­gleiter ange­wiesen, laut­hals tele­fonie­rende Reisende in die Handy­zonen zu bitten. Dort sorgen dann zusätz­liche Repeater auch für tech­nisch bessere Ver­bindung in die Mobilfunk­netze.

Wer im Zug das komfor­tablere WLAN nutzen möchte, muss wie im Luft­hansa-Jet beim Monopol-Anbieter Deut­sche Telekom entspre­chende Gebühren zahlen oder sich mit seinem bestehenden Vertrag einloggen. Pläne für ein kosten­freies Angebot wie etwa bei den konkur­rierenden Fern­bussen gibt es derzeit nicht, heißt es in der Bahn­zentrale. Bis Ende 2014 will man zunächst die Komplett­versorgung des ICE-Kern­netzes mit den Telekom-Hotspots geschafft haben.

Im Flug­verkehr laufen in den USA und auch in Europa Bestre­bungen, die Offline-Nutzung der Geräte für die gesamte Reise­zeit "von Gate zu Gate" zu erlauben. Bislang mussten die Geräte in der Roll­zeit sowie bei Starts und Landungen komplett ausge­schaltet werden - wohl eine der am häufigsten miss­achteten Vorschriften im Luft­verkehr. Die euro­päische Flugsicher­heitsbehörde EASA in Köln hat ange­kündigt, den bereits erfolgten Locke­rungen in den USA folgen zu wollen: Im Flug­modus dürfen Tablets, Smart­phones und andere Geräte künftig die gesamte Zeit einge­schaltet bleiben. "Das wollen wir möglichst schon zum Jahres­wechsel umsetzen", sagte ein Luft­hansa-Spre­cher gestern.

Unbe­rührt von der Ent­scheidung bleiben aller­dings einige mobile, elek­troni­sche Geräte, die bereits seit einiger Zeit in Flug­zeugen benutzt werden dürfen.

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