Joyn: Wie erfolgreich wird Streaming in Österreich?
Joyn will in Österreich wachsen
Quelle: joyn.at, Screenshot: Michael Fuhr/teltarif.de
Schon beim Deutschlandstart der Streaming-Plattform Joyn waren die Ambitionen im Hause ProSiebenSat.1 groß. Man wollte in Unterföhring einen nationalen Streaming-Champion schaffen. Ziel war eine offene Plattform, auf der sich nicht nur die konzerneigenen Sender, sondern auch öffentlich-rechtliche Mitbewerber sowie RTL finden sollten. Die Strategie war von Anfang an klar: Eine starke nationale Plattform gegen die US-Riesen Netflix und Amazon. Doch die ambitionierte Joyn-Chefin Katja Hofem musste eingestehen, dass aus dem Streaming-Champion nichts wird, weil vor allem RTL trotz regelmäßiger Avancen aus München nicht mitspielt. Bleibt nun die Frage: Warum sollte die Marke Joyn bei einem zweiten Anlauf in Österreich erfolgreicher sein?
Vergleichbare Situation
Joyn will in Österreich wachsen
Quelle: joyn.at, Screenshot: Michael Fuhr/teltarif.de
Grundsätzlich ist der TV-Markt in Österreich mit Deutschland vergleichbar. Neben dem öffentlich-rechtlichen ORF finden sich vor allem österreichische Ableger der deutschen Privatsender, wobei speziell ProSiebenSat.1 aber auch mit eigenen Angeboten wie Puls24 vertreten ist. Damit wird schon klar, dass die Ausgangsvoraussetzungen für eine eigene Streaming-Plattform mehr oder weniger identisch sind.
Gleiches gilt im Prinzip auch für die Wettbewerbssituation. In Österreich muss sich ProSiebenSat.1 ebenso mit Netflix & Co. auseinandersetzen. Womöglich ist die Lizenzsituation sogar noch komplizierter, denn der ORF zeigt traditionell mehr US-Content als ARD und ZDF in Deutschland. Beispielsweise lief der ProSieben-Dauerbrenner "Big Bang Theory" bislang regelmäßig in der ORF-Daytime.
Knackpunkt Content
Das Thema US-Content bleibt auch in Österreich ein Knackpunkt für Joyn. Nach dem Ende der Partnerschaft mit Warner Bros. Discovery zog Entertainment-Vorstand Wolfgang Link zwar einen attraktiven Deal mit NBCUniversal an Land, auf der anderen Seite hat sich Mitbewerber RTL jedoch in der Vergangenheit Content von Warner gesichert. Und wer Filme und Serien von Paramount schauen will, muss auch zu Alternativen greifen.
Kurzum: Selbst wenn Joyn es in Österreich schafft, einen nationalen Streaming-Champion zu formen, bleibt der Markt für US-Inhalte auch in Österreich weiterhin stark zersplittert. Zumindest für eine kostenpflichtige SVoD-Option wären die Aussichten für Joyn deshalb in Österreich vermutlich ähnlich düster, denn warum sollten Zuschauer neben Netflix und Prime Video zusätzlich zahlen?
Fokus auf AVoD
Nun ist SVoD auch nicht die Strategie von ProSiebenSat.1. Die Stoßrichtung ist werbefinanziertes Streaming, ergänzt vor allem mit FAST-Channels. Damit hebt sich das Streaming-Angebot deutlich von seinen US-Mitbewerbern ab. Da speziell diesen Modellen auch stetiges Wachstum prophezeit wird, bestehen somit durchaus attraktive Wachstumsperspektiven in der Alpenrepublik.
Entscheidend bleibt aber die Frage, ob ProSiebenSat.1 seine Stärken in Österreich nachhaltig ausspielen kann. Aufgrund der kulturellen Nähe zu Deutschland lassen sich Inhalte in Österreich einfacher auswerten. Doch all das hätte man gleichermaßen unter der bereits etablierten Marke "Zappn" haben können. Der Marken-Relaunch zu Joyn wirkt also eher kosmetisch. Auch deutete sich an, dass man in Österreich von dem Relaunch selbst gar nicht so begeistert war. Dennoch, wird der Relaunch in Österreich zum Erfolg, dürfte das Thema einer nationalen Plattform auch hierzulande wieder an Fahrt gewinnen. Letztendlich hängt diese Entwicklung aber weniger an ProSiebenSat.1 als an RTL und den Kartellwächtern.