Fernsehen

ProSiebenSat.1: Fokus auf Unterhaltung und Streaming

ProSiebenSat.1 hat heute eine neue Stra­tegie ange­kün­digt. Künftig will sich der Konzern wieder auf sein Kern­geschäft Enter­tain­ment konzen­trieren. Im Mittel­punkt steht dabei ein Ausbau der Strea­ming-Platt­form Joyn.
Von Björn König

ProSiebenSat.1 kündigte heute eine stra­tegi­sche Neuaus­rich­tung an. Künftig wird der Medi­enkon­zern sich wieder auf sein Kern­geschäft Enter­tain­ment konzen­trieren. Im Mittel­punkt steht dabei die Strea­ming-Platt­form Joyn, welche zur Enter­tain­ment- und Life­style-Marke für die DACH-Region ausge­baut wird. Der Umsatz soll wieder primär aus TV-Werbe­erlösen kommen, zudem will sich ProSiebenSat.1 auf die Produk­tion von Programm­inhalten konzen­trieren.

Inves­titionen in Unter­hal­tung

ProSiebenSat.1-Chef Bert Habets stellt die neue Konzernstrategie vor ProSiebenSat.1-Chef Bert Habets stellt die neue Konzernstrategie vor
Foto: ProSiebenSat.1 Media SE
Bert Habets, Vorstands­vor­sit­zender der ProSiebenSat.1 Media SE: "Wir haben bei ProSiebenSat.1 alles, was es braucht, um täglich Millionen von Menschen zu errei­chen. Das wollen wir jetzt noch besser in Wachstum über­setzen und vor allem digital noch attrak­tiver werden. Dafür stellen wir unsere Zuschauer und Nutzer konse­quent in den Mittel­punkt, damit sie so viel Zeit wie möglich mit uns und unseren Ange­boten verbringen.

Mit smarten Werbe­tech­nolo­gien werden wir diese maxi­mierte Sehdauer schließ­lich gewinn­brin­gend vermarkten. Künftig liegt auch unser Inves­titi­ons­fokus auf dem Enter­tain­ment-Geschäft. Ich bin davon über­zeugt, dass wir auf diese Weise unsere Führungs­posi­tion im deutsch­spra­chigen Enter­tain­ment-Markt stärken und unser mittel­fris­tiges Umsatz­wachs­tums­ziel von durch­schnitt­lich 4 bis 5 Prozent pro Jahr errei­chen."

Live TV für "Best Agers"

Die Sender­gruppe will sich über verschie­dene Ausspiel­wege diffe­ren­zieren, wobei sich die Digi­tal­platt­form Joyn vor allem an ein jüngeres Publikum richten soll und im linearen TV auch "Best Ager" ange­spro­chen werden sollen. Im Bereich Content hob Habets insbe­son­dere einen Lizenz­ver­trag mit NBCUniversal hervor, der es ProSiebenSat.1 nun erst­mals erlaube, Inhalte für verschie­dene Ausspiel­wege zu verwenden.

Mit Blick auf die ParshipMeet Group will der Konzern die opera­tive Perfor­mance stärken und dabei die Geschäfte neu ordnen. ProSiebenSat.1 hatte erwogen, den Dating­portal-Anbieter an die Börse zu bringen. Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg legten den Plan wie bei vielen anderen Unter­nehmen dann aber auf Eis. Abseits des Kern­geschäfts Enter­tain­ment will Habets weiterhin an der soge­nannten "Best Owner"-Stra­tegie fest­halten. Dementspre­chend werden Unter­neh­mens­teile veräu­ßert, wenn ProSiebenSat.1 für das entspre­chende Geschäft nicht mehr der best­mög­liche Eigen­tümer sei.

Kritik aus Mailand zu erwarten

Trotz klarer Schär­fung des Enter­tain­ment-Profils lieferte das Unter­nehmen weiterhin ein Bekenntnis zum Bereich Commerce, so wolle man mit dieser stra­tegi­schen Ausrich­tung "die Markt­posi­tion als führendes Enter­tain­ment- & Commerce-Haus in Deutsch­land, Öster­reich und der Schweiz nach­haltig stärken." Ob das aller­dings auch im Sinne von Groß­investor Media For Europe ist, steht durchaus infrage.

So hatten die Italiener immer wieder kriti­siert, dass ein Enga­gement in Geschäfts­berei­chen abseits von TV und Enter­tain­ment aus ihrer Sicht keinen Sinn ergebe. Ein klarer Fokus im Sinne der Tren­nung von diesen Segmenten wurde jedoch im Rahmen des Stra­tegie­updates nicht deut­lich, selbst wenn sich die Gewich­tung nun wieder deut­lich ändert.

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