Interview

Mobilfunk: Warum brauchen wir 5G?

Der Technik-Chef des Netzwerksausrüsters Ericsson, Ulf Ewaldsson, erklärt im Gespräch mit teltarif.de, warum wir 5G brauchen und was in den nächsten Jahren von der Evolution in den Mobilfunknetzen zu erwarten ist.
Das Interview führte Marie-Anne Winter

Bayer: In vielen Bereichen ist auch die ständige Verfügbarkeit einer Internetverbindung wichtig. Wir haben immer noch keine 100-prozentige geografische Abdeckung mit Breitband-Internet.

In Deutschland das ist wirklich traurig…

Ewaldsson: Es besteht ein Bedarf von 100 Prozent geographischer Breitband-Abdeckung, nicht nur von 100 Prozent der Haushalte. Dabei muss die Makro-Netzabdeckung im Fokus bleiben. Die komplette Abdeckung in der Fläche ist wirklich sehr wichtig. Wir haben schon viel über intelligente Klein-Zellen und Smart Cities gesprochen, und das ist auch wichtig. Aber man sollte nicht vergessen, dass genau das die Idee der Mobiltelefonie war: Sie baut auf eine möglichst große Abdeckung in der Fläche. Sie sollten überall in der Lage sein, mit Ihrem Gerät eine Internet-Verbindung aufzubauen. Das unterscheidet ein Mobilfunk-Makronetzwerk von Hotspots, die diesen Anspruch nicht erfüllen können. Eine möglichst große Flächendeckung ist für 5G sehr wichtig.

Ericsson-Technik-Chef Ulf Ewaldsson auf der Konferenz digitising europe. Ericsson-Technik-Chef Ulf Ewaldsson auf der Konferenz digitising europe.
Bild: Marie-Anne Winter
Und es gibt spezielle Technologien, die in den kommenden fünf Jahren entwickelt werden, um eine bessere Makroflächendeckung mit bestimmten Arten der Ausleuchtung zu erreichen. Eine neue Art der Antennen-Technologie, die quasi den Endgeräten folgt, ist ein Teil davon.

Ich schrieb vor kurzem einen Artikel über Phase-Array-Antennen

Ewaldsson: Richtig, mit Phase-Array-Antennen kann man Beam Forms herstellen. Beamforming ist ein Verfahren zur Positionsbestimmung von Quellen in Wellenfeldern, in diesem Fall wird die Position des Smartphones in der Mobilfunkzelle ermittelt, die Antenne kann die Strahlung dann gezielt in die richtige Richtung lenken, so dass die Sendeleistung insgesamt reduziert werden kann, die Verbindung dabei aber besser wird.

Bayer: Wir arbeiten in dem Bereich unter anderem mit IBM zusammen.

Ja, darüber schrieb ich.

Ewaldsson: Wir sind auch sehr erfreut, dass wir hier in Deutschland einen sehr engen Partner in unserer Antennen-Forschung haben: Kathrein [Link entfernt] .

Ah, Kathrein, das ist ein sehr bekannter Antennen-Hersteller.

Ewaldsson: Wir arbeiten sehr viel mit Kathrein zusammen. Das ist ein großartiges Unternehmen. In den letzten Jahren haben wir völlig neue Verfahren und Produkte zusammen mit Kathrein entwickelt.

Das ist sehr interessant, das habe ich gar nicht gewusst. So kann ich auch Kathrein fragen, wenn ich darüber mehr wissen möchte.

Ewaldsson: Selbstverständlich können Sie das tun. Und fragen Sie nach AIR - Antenna Integrated Radio! Das ist ein vor wenigen Jahren eingeführtes Antennen-Konzept, bei dem Teile einer Basisstation in die Antenne integriert sind.

Aber die meisten unserer Leser sind mehr daran interessiert, was es kosten wird, 5G zu benutzen - denn in Deutschland ist mobiler Datenverkehr noch sehr teuer. Mit einem aktuellen Tarif zahlen Sie etwa 10 Euro für 1 GB Datenverkehr. Deshalb ist es nicht wirklich toll, die ganze Zeit mobiles Internet zu verwenden - weil Sie es nicht bezahlen können.

Ewaldsson: Das ist - wie bei jeder Technik - am Anfang teuer. Aber mit der größeren Nutzung im Massenmarkt werden sich die Tarife werden im Laufe der Zeit noch anpassen.

Das hoffen wir auch.

Ewaldsson: Wir verdoppeln die Kapazität innerhalb von 18 Monaten. Von der technologischen Seite her tun wir sehr viel, um eine höhere Nutzung zu ermöglichen.

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