Interview

Mobilfunk: Warum brauchen wir 5G?

Der Technik-Chef des Netzwerksausrüsters Ericsson, Ulf Ewaldsson, erklärt im Gespräch mit teltarif.de, warum wir 5G brauchen und was in den nächsten Jahren von der Evolution in den Mobilfunknetzen zu erwarten ist.
Das Interview führte Marie-Anne Winter

Auf der Konferenz digitising europe – Opportunities for the Next Generation trafen sich Anfang Dezember die Spitzen aus Politik, der Telekommunikations- und der IT-Branche, um über die Herausforderungen und Chancen zu diskutieren, die die rasch fortschreitende Digitalisierung für Europa mit sich bringt. Im Laufe dieser Konferenz hatten wir die Gelegenheit, mit dem Technik-Vorstand des Netzwerkausrüsters Ericsson, Ulf Ewaldsson, zu sprechen. Ebenfalls dabei war Lars Bayer, der Pressesprecher von Ericsson Deutschland.

Herr Ewaldsson - können Sie unseren Lesern erklären, warum wir 5G brauchen?

Ericsson-CTO Ulf Ewaldsson erklärt, warum wir 5G brauchen. Ericsson-CTO Ulf Ewaldsson erklärt, warum wir 5G brauchen.
Bild: Marie-Anne Winter
Ewaldsson: Das ist eine sehr gute Frage. Am wichtigsten ist, dass 5G kein komplett neues Netzwerk braucht - das ist wirklich anders als bei 2G, 3G, 4G und so weiter, wo immer ein neues Netz mit der neuen Technik aufgebaut werden musste. Wir bauen 5G in bestehenden Netzwerken auf. Bei 5G handelt es sich um eine Weiterentwicklung aller bestehenden Systeme und Frequenzen, die heute im Einsatz sind, ergänzt um neue Technologien vor allem auf höheren Frequenzbändern.

Wenn die ITU am Ende den neuen 5G-Standard definieren wird, gibt es bestimmte qualifizierte Anforderungen, die erfüllt werden müssen - und wir haben einige dieser Anforderungen für diesen Moment festgelegt: Etwa eine 1000-fach höhere Netz-Kapazität, 100 bis 1000 mal mehr Geräte, die eingebunden werden können, 10 bis 100 mal höhere Downlink-Geschwindigkeiten, Latenzzeiten von unter einer Millisekunde und viele Jahre Batterielaufzeit für Geräte wie beispielsweise Sensoren, die nicht ans Stromnetz angeschlossen werden können.

Also, das sind einige der Anforderungen und das ist, woran wir derzeit forschen. Das geschieht nun an verschiedenen Orten, so forschen wir beispielsweise auch hier in Deutschland. Ericsson ist hier seit rund fünf Jahren in der 5G-Forschung engagiert und diese Forschung dient dazu, technische Möglichkeiten zu finden, wie diese Probleme gelöst werden können. Und wenn wir und die anderen forschenden Unternehmen, Konkurrenten, aber auch Unternehmen aus ganz anderen Branchen, wie BMW, die technischen Vorschläge erarbeitet haben, fließen die Ergebnisse in die Standardisierung ein, so dass wir an der Weiterentwicklung des Netzwerks arbeiten können.

Der Bedarf an Datenkapazität wird rasch zunehmen, das ist offensichtlich.

Ewaldsson: Auf jeden Fall. Das sehen wir so. Und wenn bis zum Jahr 2020 die ITU den 5G-Standard verabschieden wird, ist das dann kein vorläufiges, sondern das endgültige 5G-System. Auch LTE wird in 5G überführt werden.

Das finde ich wirklich spannend.

Bayer: Herr Ewaldsson, könnten Sie erklären, warum eine niedrige Latenz für die Industrie so wichtig ist.

Ja, das ich würde gerne wissen.

Ewaldsson: Also der eigentliche - der wichtigste - Zweck von 4G, ist es, eine mobile Datenkommunikation zwischen Geräten wie iPhones und iPads - oder was immer es für Endgeräte sein werden – aufzubauen. Und ich denke, wir erfüllen dieses Versprechen heute schon sehr gut, so dass Sie auf Ihrem Tablet oder Smartphone eine sehr gute Verbindung bekommen. Aber wenn wir das gleiche Netzwerk für die Industrie nutzen - etwa mit Geräten für die Fernsteuerung oder Lösungen für intelligentere Städte, brauchen wir eine andere Netzperformance. Und dafür sind diese Anforderungen an niedrige Latenz und mehrere Jahre an Lebensdauer von Batterien wichtig. Sie können nicht bei einem Leistungsmesser, der irgendwo sitzt, regelmäßig die Batterie aufladen - bei so einem Ding muss sicher sein, dass es für eine sehr lange Zeit dort sein kann, ohne es aufzuladen zu müssen. Und es gibt technische Lösungen für solche Dinge.

Das sogenannte Internet der Dinge.

Ewaldsson: Ja. Wir sehen, dass 5G wirklich für das Internet der Dinge da ist. Oder, wie wir bei Ericsson sagen: Die vernetzte Gesellschaft, in der alles, was von einer Internetverbindung profitieren kann, tatsächlich eine haben wird. Auf diese Weise sehen wir mehr und mehr Industrien – wie die Automobilindustrie - die sich mit der ständigen Verfügbarkeit von Internetverbindungen, mit Breitband und der Cloud verwandeln, sich immer mehr digitalisieren und immer Software-zentrierter werden. Diese industrielle Transformation bringt die Notwendigkeit einer ständigen Verfügbarkeit eines hochleistungsfähigen, ausfallsicheren Internets mit sich. Deshalb müssen wir die Systeme weiter entwickeln, um dieses Versprechen erfüllen zu können.

Auf der folgenden Seite erfahren Sie, warum eine 100-prozentige Netzabdeckung für 5G so wichtig ist und wie sie erreicht werden kann.

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