Digital Radio

DAB+ soll auf Smartphones und Tablets kommen

Netzwerklösungen und Gespräche über direkten Chip-Einbau
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DAB plus auf Samsung-Smartphones DAB+ auf Samsung-Smartphones
Bild: Samsung
Drei Millionen Digitalradios (DAB/DAB+) stehen bis Jahresende in deutschen Haushalten. Jetzt soll in einem nächsten Schritt das digitale Radio auch auf Smartphones und Tablets kommen. Während es DAB-Empfänger als Zubehör für die mobilen Endgeräte bereits seit einiger Zeit im Handel gibt, soll Digitalradio nun auch direkt in die mobilen Endgeräte implementiert werden, entweder mit einem Chip der direkt in die Gadgets eingebaut wird oder als Netzwerklösung per WLAN in den eigenen vier Wänden.

DAB-Radioempfang im Netzwerk

DAB plus auf Samsung-Smartphones DAB+ auf Samsung-Smartphones
Bild: Samsung
Am Digitalradio-Stand des ARD-Hörfunks und am Stand von Deutschlandradio präsentierte das Institut für Rundfunktechnik (IRT [Link entfernt] ) auf der IFA den Digitalradio-Prototyp "DABberry". Auf Basis der kreditkartengroßen Minirechnerplattform Raspberry Pi lassen sich alle Digitalradioprogramme in einer Basisstation empfangen. Diese sollte dort im Haus aufgestellt werden, wo der DAB-Empfang am besten ist, also dort wo die meisten Hörfunksender empfangbar sind - etwa in einem Dachgeschossraum oder in Fensternähe. Das Digitalradio wird über WLAN mit einem Tablet-PC fernbedient. Die Navigation und Programmwahl erfolgt per App. Mittels Bluetooth oder kabelgebunden können die digitalen Hörfunkprogramme über die Lautsprecher einer vorhandenen HiFi-Anlage - etwa im Wohnzimmer - wiedergegeben werden, während der Hörer Dienste wie Dynamic Label, EPG und Slideshows, etwa programmbegleitende Zusatzinformationen wie CD-Covers, Programmhinweise, Wetterinformationen, Staukarten und Schlagzeilen, bequem mit seinem Tablet nutzen kann. Außerdem lassen sich mit dieser Lösung Digitalradio-Programme aufzeichnen und zeitunabhängig abspielen.

Eine ähnliche Netzwerktechnik gibt es bereits für das digital-terrestrische Antennenfernsehen DVB-T, etwa von Samsung. Wann die ersten serienmäßigen DAB-Lösungen in den Handel kommen ist noch offen. Über Sinn und Unsinn lässt sich allerdings streiten. Denn alle über DAB/DAB+ empfangbaren Hörfunkprogramme sind auch per Internetradio direkt auf Tablets zu empfangen. Für Digitalradio spricht lediglich das dann eingesparte Breitbandvolumen. Das könnte spätestens dann interessant werden wenn Unternehmen wie die Telekom die Drossel bei Breitbandzugängen einführen wollen. Außerdem kann der Nutzer Zusatzdienste bequem auf seinem Tablet nutzen und muss hierfür nicht immer direkt zum Digitalradio-Gerät gehen.

Vorstoß auf EU-Ebene: DAB+ direkt in Smartphones

Neben dieser Netzwerklösung soll eine Digitalradio-Schnittstelle mit den Standards DAB und DAB+ künftig auch direkt in Smartphones und Tablets integriert werden. Zusammen mit Partnern wie der BBC versucht das Deutschlandradio über die European Broadcasting Union (EBU) auf EU-Ebene durchzusetzen, dass in alle Smartphones ein Chip implementiert werden soll, der den Empfang von Radiostationen via UKW und DAB+ ermögliche, so Intendant Willi Steul in einem Interview mit dem Magazin Radioszene. Ein solcher Hybridempfänger könnte auch den Datenverbrauch beim mobilen Internetradio reduzieren. Es ist allerdings fraglich ob die Telekommunikationsunternehmen, die derzeit mit mobilen Internetdiensten sehr gut verdienen, auch Interesse an einer solchen Lösung haben.

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