Einschätzung

HTC One ausprobiert: Für wen lohnt sich der neue HTC-Bolide?

Unter der Haube Überraschungen wie Infrarot und WLAN 802.11ac
Aus London berichtet

Warum kommen wir im Rahmen dieser Ersteinschätzung erst so spät auf die technischen Daten des HTC One zu sprechen? Weil HTC diesen selbst keine große Bedeutung mehr beimisst. Auf der einen Seite enthält das Datenblatt erwartete Kom­ponenten wie das 4,7-Zoll-Display oder den Quad-Core-Prozessor. Auf der anderen Seite gibt es auch positive Über­raschungen, mit denen nicht zu rechnen war. Dazu gehört das WLAN-Modul, das nicht nur die bekannten Standards 802.11 a/b/g/n, sondern auch die neueste Spezifikation 802.11ac beherrscht. Obwohl es noch kaum Hotspots und Heim-Router gibt, die den ac-Standard unterstützen, ist dies definitiv ein Schritt in die richtige Richtung.

HTC One

Systeminformationen des HTC One Systeminformationen des HTC One
Foto: teltarif.de / Alexander Kuch
Zur Micro-USB-Schnittstelle schreibt HTC, dass diese "Mobile High-De­fi­ni­ti­on Link" (MHL) unterstützt - diese Angabe findet sich beileibe nicht in allen Datenblättern von High-End-Smartphones. Auch bei den LTE-Frequenzen ist es begrüßenswert, dass das HTC One mit 800/1800/2600 MHz alle in Deutschland verfügbaren Frequenzbereiche beherrscht.

In einem ersten Performance-Test konnten wir uns davon überzeugen, dass sich das HTC One absolut flüssig und ohne Stockungen bedienen lässt - dafür dürfte nicht nur der Quad-Core-Prozessor, sondern auch der 2-GB-Arbeitsspeicher verantwortlich sein. Ein Ausstattungsmerkmal, mit dem auch niemand gerechnet hat, ist die "Wiederauferstehung" der Infrarot-Schnittstelle. HTC träumt davon, abseits von DLNA (das das Gerät trotzdem unterstützt) ein Smartphone zu kreieren, das den Haufen von Fernbedienungen auf dem Wohnzimmertisch ersetzen kann. Die Verfügbarkeit entsprechender Apps und die Unterstützung der wichtigsten TV-Hersteller vorausgesetzt, trauen wir das dem Telefon durchaus zu, können aber erst nach entsprechenden Tests ein endgültiges Urteil fällen.

Ein wachsames Auge werden wir im Test ebenfalls auf die Leistungsfähigkeit des nicht wechselbaren Akkus haben - es ist davon auszugehen, dass das Full-HD-Display seinen Tribut fordern wird. Auch die ins Aluminium integrierte Antenne verdient eine gründliche Überprüfung - ein "Antennagate" wie beim iPhone 4 ist dem HTC One keineswegs zu wünschen.

Einschätzung: Für wen wäre das HTC One ein geeigneter Alltagsbegleiter?

Wunsch oder Wirklichkeit? Soviel besser sollen Fotos vom HTC One sein. Wunsch oder Wirklichkeit? Soviel besser sollen Fotos vom HTC One sein.
Foto: teltarif.de / Alexander Kuch
Nachdem der Smartphone-Markt in den letzten Jahren mit so vielen Geräten regelrecht überschwemmt wurde, stellte sich schon während dem Launch-Event unter den anwesenden Fachjournalisten die Frage: Für wen wäre das HTC One ein geeigneter Alltagsbegleiter? Wir halten es für relativ unwahrscheinlich, dass Besitzer des iPhones, die dieses überwiegend aus Status-Gründen gekauft haben, zum HTC One wechseln werden. Trotzdem gibt es mittlerweile immer mehr technikaffine Apple-Nutzer, die die Ausstattung und die iOS-Oberfläche für überholt halten - diese würden mit dem HTC One definitiv ein moderneres Smartphone bekommen.

Problematisch wird es bei echten Samsung-Fans, die gerne mit den technischen Daten ihres Galaxy S3 (und in einigen Wochen wohl auch Galaxy S4) hausieren gehen. Diese wird das technische Understatement kaum überzeugen. In punkto Design würden sich ehemalige Plastikbomber-Nutzer zwar verbessern, doch ob sie den Verlust der Akku-Wechselmöglichkeit und des Speicherkartenslots in Kauf nehmen, ist unwahrscheinlich. Mit der neuen Sense-Oberfläche würden sie allerdings die momentan modernste Android-Oberfläche erhalten.

AOL ist einer der Content-Lieferanten für den HTC Blink Feed AOL ist einer der Content-Lieferanten für den HTC Blink Feed
Foto: teltarif.de / Alexander Kuch
Warm anziehen müssen sich allerdings die chinesischen Smartphone-Bauer wie ZTE und Huwawei, die in der letzten Zeit zwar technisch konkurrenzfähige Telefone vorgestellt, die aber bei der Android-Oberfläche nie wirkliche Akzente gesetzt haben. Denn der "HTC Blink Feed" setzt im Meer der Android-Geräte erstmals seit längerer Zeit wieder einen so starken Akzent, dass Nutzer dafür vielleicht gerne auch mehr Geld ausgeben würden. Der bisherige Preisvorteil der China-Konkurrenz wäre bedeutungslos.

HTC Zoe kombiniert Einzelbilder zu einer Animation HTC Zoe kombiniert Einzelbilder zu einer Animation
Foto: teltarif.de / Alexander Kuch
Für Windows Phone ist der "Blink Feed" allerdings keine echte Konkurrenz. Hier könnte HTC lediglich Microsoft-Nutzer abziehen, die mit dem App-Angebot ihrer Smartphones unzufrieden sind, denn hier spielt Android nach wie vor seine ganzen Vorteile aus. Und eine Funktion wie "HTC Zoe" könnte Nokia wahrscheinlich auch in relativ kurzer Zeit entwickeln. Bleiben schließlich die Nutzer älterer HTC-Phones, die das One schon mit großer Spannung erwartet haben und die mit Sense 5.0 nun endlich eine große Neuauflage ihrer Benutzeroberfläche erleben. Kurz nach dem Marktstart wird dies wohl die erste Käuferschicht sein, die auf das HTC One umsteigt.

Auf jeden Fall ist das HTC One ein Gerät für kreative Köpfe, die sich gerne in Bild und Ton ausdrücken und die dazu notwendigen Arbeiten direkt auf dem Telefon und nicht auf dem Computer ausführen möchten. Wir dürfen getrost damit rechnen, dass uns in den nächsten Wochen auf YouTube viele mit "HTC Zoe" erstellte, hochauflösende, leicht ruckelnde Videos entgegenflimmern werden.

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