Handy-Kamera

Geschichte der Handy-Kamera: Vom Pixel-Bild bis High-End

Jeder hat sie heut­zutage im Handy dabei: Eine leis­tungs­fähige Kamera steckt in jedem modernen Smart­phone. Das war nicht immer so. Wann kam eigent­lich die Linse ins Handy?
Von dpa /

Früher waren Foto­kameras unhand­liche Appa­rate, heute passen sie im Handy einge­baut in jede Hosen­tasche.

Der Trend, mit dem Gerät zum Tele­fonieren auch Bilder machen zu können, begann kurz vor der Jahr­tau­send­wende. Ein Rück­blick zum heutigen Welt-Foto-Tag.

Foto

Das erste über ein Handy verschickte Foto der Welt zeigte ein Baby. Der Soft­ware-Unter­nehmer Phil­ippe Kahn wartete im Jahr 1997 darauf, dass seine Frau die gemein­same Tochter zur Welt bringt. In der Klinik in Kali­for­nien kam Kahn auf die Idee, eine Tech­nologie zu entwi­ckeln, Bilder sofort teilen zu können.

Er verknüpfte seine Digi­tal­kamera mit seinem aufklapp­baren Handy. So konnte er die ersten Momente seiner Tochter einfangen und das Foto sofort per E-Mail weiter­leiten.

Kamera

So sieht eine moderne Smartphonekamera aus: Quadkamera des Samsung Galaxy S21 Ultra So sieht eine moderne Smartphonekamera aus: Quadkamera des Samsung Galaxy S21 Ultra
Bild: teltarif.de
Bis das erste Handy mit einge­bauter Kamera auf den Markt kam, sollten zwei Jahre vergehen. 1999 veröf­fent­lichte Toshiba sein Modell Camesse, das es ausschließ­lich in Japan gab. Der Vorreiter einer Gene­ration von Smart­phones mit Foto- und Video­funk­tion schoss Bilder mit einer Auflö­sung von 0,1 Mega­pixel (100.000 Pixel). Zum Vergleich: Der bereits im Jahr 1987 von IBM einge­führte Compu­ter­grafik-Stan­dard VGA (Video Graphics Array) bot mit maximal 640 mal 480 Pixel etwa das Drei­fache.

Die moderne 4k-Auflö­sung (auch Ultra-HD genannt) stellt Filme mit 3840 zu 2160 Pixel dar. Ein einziges Stand­bild ist demnach etwa acht Mega­pixel groß. Mit etwas Verzö­gerung erreichte der Trend zur inte­grierten Kamera 2002 auch Deutsch­land - mit Multi­media-Mobil­tele­fonen wie dem Nokia 7650.

Video

Nur ein Jahr später lernten die Handy-Bilder laufen. Das auf der Tech­nik­messe CeBIT im Jahr 2003 vorge­stellte Nokia 3650 hatte eine Camcorder-Funk­tion, wie es damals hieß. Das bedeutet: Mit dem Modell konnten neben Fotos auch Videos aufge­nommen werden. Die inte­grierte Kamera brachte die Umge­bung in VGA-Auflö­sung ins Handy.

Aller­dings konnte kein Ton aufge­nommen werden, und die Aufnahmen liefen ledig­lich mit zehn Bildern pro Sekunde bei einer maxi­malen Datei­größe von 100 Kilo­byte. Zum Vergleich: Strea­ming­dienste bringen heute Filme mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde in hoch­auf­lösendem 4k ins heimi­sche Wohn­zimmer. Voraus­set­zung: Schnelles Internet mit mindes­tens 25 Megabit pro Sekunde - das sind umge­rechnet über 3000 Kilo­byte pro Sekunde.

Selfie

iPhone 7 Das iPhone 7
Bild: teltarif.de
Gegen Ende des Jahres 2003 ging ein weiterer Anbieter mit einer anderen Neue­rung - nämlich einer Front­kamera - an den Start. In einer Zeit, als Selbst­por­träts über­wie­gend noch nicht als Selfies bezeichnet wurden, veröf­fent­lichte Sony Ericsson mit dem Z1010 ein Handy mit einer Kamera zwischen Bild­schirm und Tastatur. Sowohl diese vordere als auch die hintere Optik hielten Bilder mit 300.000 Pixeln - als VGA-Auflö­sung - fest.

Die eigent­liche Inten­tion hinter der Front­kamera war ihrer Zeit voraus: Da das Z1010 auch eine Video-Funk­tion hatte, sollten mit der Front­kamera Geschäfts­kunden ange­spro­chen werden, die sich über Video­tele­fonie verstän­digen wollen.

Doppel­linse

Datenblätter

Wer heute ein neues Handy umdreht, sieht oft mehr als eine Linse. Dieser Trend begann bereits vor zehn Jahren, hatte aber bei den ersten Modellen mit Doppel­kamera einen anderen Hinter­grund. Sowohl LG mit dem Optimus 3D als auch HTC mit dem Evo 3D wollten dem Nutzer Aufnahme und Wieder­gabe von drei­dimen­sio­nalen Videos ermög­lichen.

Der 3D-Hype ebbte ab, die Doppel­linsen blieben - bei beiden Herstel­lern: HTC setzte mit dem One M8 (2014) auf eine bessere Bild­qua­lität, LG mit dem G5 (2016) auf größere Tiefen­schärfe. Die Doppel­linse kam Ende 2016 auch bei Apple an. Das dama­lige Flagg­schiff iPhone 7 Plus war das erste Modell mit zwei Kameras. Aktu­elle Geräte bieten auf der Rück­seite drei (etwa iPhone 12 Pro), vier (Samsung Galaxy A72) oder sogar fünf Kame­ralinsen (Nokia 9 PureView).

Soft­ware/KI

Nokia 9 PureView Nokia 9 PureView
Bild: teltarif.de
Moderne Smart­phones können erst­mals bessere Bilder als normale Kameras machen. Dies ermög­licht eine in der Soft­ware einge­baute KI (Künst­liche Intel­ligenz). Die Kamera scannt dadurch Motive und nimmt eigen­ständig Einstel­lungen vor. Das heißt: Die KI erkennt auto­matisch, ob ein Haus, eine Gruppe von Menschen oder ein sich bewe­gender Sportler abge­lichtet werden soll.

Bei Nacht­auf­nahmen oder schlechten Licht­ver­hält­nissen können auch mit dem Smart­phone Fotos gelingen, für die bisher eine teure Spie­gel­reflex­kamera nötig war. Vorreiter auf dem Gebiet war Google mit seiner Pixel-Reihe, inzwi­schen zogen auch Apple mit dem iPhone 12 und andere Hersteller nach. Die KI-Soft­ware baut dabei zum Teil ein Foto aus mehreren Aufnahmen zusammen.

Holly­wood

Im Port­folio des Kult-Regis­seurs Steven Soder­bergh finden sich Filme wie "Sex, Lügen und Video", "Traffic" oder "Out of Sight". 2018 wagte der US-Ameri­kaner etwas Neues. Den Streifen "Unsane" drehte der Filme­macher ausschließ­lich mit seinem Smart­phone.

Zum Einsatz kam Medi­enbe­richten zufolge ein iPhone 7 Plus. Vorreiter bei dieser Art zu filmen war Soder­bergh aber nicht. Bereits 2011 drehte der südko­rea­nische Regis­seur Park Chan-wook ("Oldboy") seinen bei der Berli­nale prämierten Kurz­film "Night Fishing" mit einem iPhone 4.

Neue Tech­nolo­gien ermög­lichen wieder die Rück­kehr zur Klassik. Das kürz­lich vorge­stellte Galaxy Z Flip 3 5G kann in der Mitte gefaltet werden. Möglich wird das durch ein bieg­bares Display.

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