VR-Brille

Holodeck-VR-Brille: "Mit Hightech auf Verbrecherjagd"

Konnte der Zeuge die Tat von seinem Standort aus wirk­lich sehen? Wo genau war der Täter? Das baye­rische LKA hat einen Raum entwi­ckelt, in dem Tatorte virtuell nach­gebaut werden können. Damit gelingen auch Zeit­reisen.
Von dpa /

Das baye­rische Landes­kri­minalamt (LKA) will künftig stärker virtu­elle Nach­bil­dungen von Tatorten für die Ermitt­lungen nutzen. Am Montag stellten LKA-Präsi­dent Harald Pickert, Innen­minister Joachim Herr­mann und Digi­tal­minis­terin Judith Gerlach (beide CSU) in München den 670.000 Euro teuren "Tatort-Virtual-Reality-Raum" des LKA vor - kurz "Holo­deck".

Dank High­tech und einer Virtual-Reality-Brille können die Ermittler in dem rund 70 Quadrat­meter großen Raum virtuell und drei­dimen­sional exakt nach­gebaute Tatorte begehen und so beispiels­weise Zeugen­aus­sagen über­prüfen. Nicht nur Ermittler von der Polizei sollen künftig damit arbeiten, auch Sach­ver­stän­dige und die Justiz.

Tatort erkunden per VR-Brille

Ralf Breker, Leiter der forensischen Medientechnik beim LKA, mit der Holodeck-VR-Brille Ralf Breker, Leiter der forensischen Medientechnik beim LKA, mit der Holodeck-VR-Brille
Foto: dpa
Sie alle können so über einen langen Zeit­raum den Tatort selbst erkunden und über­prüfen, wie glaub­würdig von Zeugen - oder Tatver­däch­tigen - geschil­derte Szena­rien sind. Das geht dann auch lange, nachdem der tatsäch­liche, reelle Tatort wieder frei­gegeben wurde. Ermitt­lungs­teams aus verschie­denen Regionen können den Tatort dann virtuell mit entspre­chender Brille und eigens ange­fer­tigtem Avatar betreten, Infor­mationen und Hypo­thesen austau­schen.

Rund 100 Giga­byte Spei­cher­platz werden nach LKA-Angaben für einen digital nach­gebil­deten Tatort benö­tigt, der dann Teil der Ermitt­lungs­akte wird.

"Das Holo­deck revo­lutio­niert die moderne Tatort- und Ermitt­lungs­arbeit", sagte Herr­mann. "Im Holo­deck können unsere Ermittler jeden annä­hernd denk­baren Tather­gang nach­voll­ziehen." Mit dem Projekt nehme das baye­rische LKA "deutsch­land­weit eine Vorrei­ter­rolle" ein. Gerlach fasste das Ganze so zusammen: "mit High­tech auf Verbre­cher­jagd".

"Poli­zei­liche Pionier­arbeit"

Der Leiter des LKA-Sach­gebiets Foren­sische Medi­entechnik, Ralf Breker, sprach von "poli­zei­licher Pionier­arbeit". Den S-Bahnhof am Stachus in München haben die Ermittler seinen Angaben zufolge digital nach­gebaut, einen "digi­talen Zwil­ling" erstellt, um einen Fall zu unter­suchen, bei dem ein Mann vor eine Bahn gestoßen wurde.

Und mit dieser Technik gelingen auch regel­rechte Zeit­reisen: In der Test­phase sind nach LKA-Angaben beispiels­weise der Eingang zum Okto­ber­fest 1980 digital nach­gebaut worden, wo eine Bombe ein Dutzend Besu­cher und den Atten­täter in den Tod riss und mehr als 200 Menschen verletzte. Auch das Zugun­glück von Garmisch-Parten­kir­chen aus dem vergan­genen Jahr sei schon virtuell nach­gestellt worden, hieß es weiter.

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