Bekanntheit

Google Street View: Oberstaufen von Null auf Hundert

Erster Ort bei Street View zu sein, beschert dem Ort große Bekanntheit
Von Thorsten Neuhetzki

Google Street View soll den Ort Oberstaufen im Allgäu bekannt machen. Google Street View soll den Ort Oberstaufen im Allgäu bekannt machen.
Grafik: teltarif.de
8160 Gästebetten, davon 3660 Hotelbetten aber nur etwas mehr als 7000 Einwohner - drei Zahlen, die eine Stadt beschreiben, die bis Dienstag nur ein Bruchteil der Deutschen gekannt haben dürften: Oberstaufen im Allgäu. Am Dienstag jedoch rückte die Gemeinde ins Medieninteresse: Der Internet-Riese Google startete mit einigen Straßenzügen aus der Gemeinde seinen in Deutschland sehr umstrittenen Dienst Google Street View.

Google Street View soll den Ort Oberstaufen im Allgäu bekannt machen. Google Street View soll den Ort Oberstaufen im Allgäu bekannt machen.
Grafik: teltarif.de
Für Oberstaufen ist die Wahl von Google ein geschickt eingefädelter PR-Coup. Während sonst vermutlich auch in den nächsten Wochen und Monaten weder die Tagesschau noch die ZDF-Nachrichten über Oberstaufen berichtet hätten, kam seitdem niemand, der Nachrichten konsumierte, an dem Ort vorbei, zu dessen Haupteinnahmequellen der Tourismus zählt.

Wie deutlich Google Street View die Betrachtung des Ortes in den Medien veränderte, zeigt ein Blick auf Google Trends. Während die Anzahl der Online-Nachrichten mit Bezug auf Oberstaufen sich in der Regel nahe der Null-Linie bewegten, schoss die Google-Kurve mit der entsprechenden Auswertung mit dem gestrigen Tag in die Höhe.

Bürgermeister: "Erster Ort erregt große Aufmerksamkeit"

Die Suchanfragen und News-Referenzen auf den Begriff Oberstaufen sind deutlich angestiegen. Die Suchanfragen und News-Referenzen auf den Begriff Oberstaufen sind deutlich angestiegen.
Screenshot: teltarif.de
Zufall war die Wahl auf Oberstaufen nicht. "Unsere Touristiker waren der Meinung, warum eigentlich die Anti-Haltung gegenüber Google?", sagt Bürgermeister Walter Grath in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. Man war der Meinung, der Ort sei so schön, "den können wir doch ruhig herzeigen". Doch das ist nicht der einzige Hintergedanke. "Man weiß es ja aus anderen Ländern, wie zum Beispiel der Schweiz, dass dieses Medium von potenziellen Gästen sehr stark genutzt wird", so Grath in dem Gespräch weiter. "Wenn man sich durch Google sozusagen durch den Ort durchsteuern kann, dann erhoffen wir uns schon, dass wir hier als erster Ort eine relativ große Aufmerksamkeit erregen werden", gibt Grath unumwunden zu.

Sicher hätte Oberstaufen deutlich weniger virtuelle Gäste gehabt, wäre der Ort zu einem späteren Zeitpunkt in Street View erschienen. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Denn derjenige, dessen Haus als einziges in den veröffentlichten Oberstaufener Straßen verpixelt ist, erregte am Dienstag genau so viel Aufmerksamkeit wie der Ort selbst. Inzwischen ist das Haus aus Street View aufgrund einer Panne komplett verschwunden.

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