Huawei: Die Sicherheit der Netze hat für uns oberste Priorität
Ein Ausschluss von Huawei beim 5G-Netzausbau scheint in immer mehr Ländern als unwahrscheinlich.
Foto: Picture-Alliance / dpa
Im Streit um die Rolle von Huawei beim 5G-Ausbau hat sich nun der Deutschlandchef des chinesischen Mobilfunkausrüsters Dennis Zuo zu Wort gemeldet. Er hat die Spionagevorwürfe gegen sein Unternehmen ein weiteres Mal zurückgewiesen. „Die Sicherheit der Netze hat für uns oberste Priorität“, sagte Zuo dem Handelsblatt. Das Unternehmen gehöre zu 100 Prozent der Belegschaft. „Der Staat hält keinen Anteil an Huawei. Und er hält sich aus unseren Geschäften raus“, sagte Zuo. Künftig werde Huawei daran arbeiten, sich offen und transparent in die Debatte um die Sicherheit der Mobilfunknetze einzubringen. Zuo betonte, Huawei sei unabhängig und es habe niemals einen Zugriff des chinesischen Staates gegeben.
Huawei-Gründer: Die USA repräsentieren nicht die Welt
Ein Ausschluss von Huawei beim 5G-Netzausbau scheint in immer mehr Ländern als unwahrscheinlich.
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Die Zweifel an Huawei werden vor allem von den USA geschürt. In den vergangenen Monaten machte die US-Regierung Stimmung gegen den chinesischen Hersteller und forderte Partner dazu auf, Huawei wegen Sicherheitsbedenken vom Netzausbau des neuen Mobilfunkstandards auszuschließen. „China sind nicht die USA. Dort setzt die Regierung vielleicht ihren langen Arm über Grenzen hinweg ein“, sagte Zuo. Zudem werde Huawei in den kommenden fünf Jahren rund zwei Milliarden Dollar investieren, um die Netzwerksicherheit zu erhöhen.
Huawei sieht sich durch die Boykottaufrufe aus den USA nicht gefährdet. „Es wird nicht passieren, dass die USA uns vernichten werden“, sagte Konzern-Gründer Ren Zhengfei in einem TV-Interview mit der BBC. „Die Welt kann uns nicht den Rücken kehren, weil wir fortschrittlicher sind“, sagte der Huawei-Präsident. Selbst wenn es den USA gelänge, mehr Länder davon überzeugen, Huawei vorübergehend nicht zu benutzen, könne sein Unternehmen die Geschäfte „jederzeit ein wenig zurückfahren“.
Ren Zhengfei stellte auch die wirtschaftspolitische Macht in der aktuellen Auseinandersetzung infrage: „Wenn die Lichter im Westen ausgehen, wird der Osten immer noch leuchten. Und wenn der Norden dunkel wird, gibt es immer noch den Süden. Amerika repräsentiert nicht die Welt. Amerika repräsentiert nur einen Teil der Welt.“
Auch Ericsson hält nichts von einem Ausschluss
Mittlerweile mehren sich die Stimmen, die zur Mäßigung im Umgang mit Huawei aufrufen. Mehrere europäische Länder, darunter auch Deutschland, sind nicht überzeugt, dass ein Verbot gerechtfertigt ist. Die Bundesregierung in Berlin diskutiert allerdings über die Sicherheit der Produkte von Huawei. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik ist beauftragt worden, einen neuen Sicherheitskatalog für Ausrüstung in der Mobilfunktechnik auszuarbeiten, der jedoch für alle Ausrüster Gültigkeit haben soll.
Ein Ausschluss von Huawei ist scheinbar noch nicht mal von der Konkurrenz gewünscht. Börje Ekholm, Chef des Netzwerkausrüsters Ericsson, sieht in der aktuellen Debatte eine Gefahr für den zügigen 5G-Netzausbau in Europa. „Wir riskieren, uns auf nur eine Frage zu fokussieren. Alle unsere Kunden versuchen zu verstehen, was das bedeutet - und das schafft Unsicherheit“, sagte Börje Ekholm der „Financial Times“.
Die Diskussion und ein potenzieller Ausschluss von Huawei könnten die Kosten für Netzbetreiber und Nutzer erhöhen, die heutigen LTE-Netze gefährden und den Start des superschnellen 5G-Datenfunks „auf Jahre“ verzögern, warnte Ekholm. Zugleich dränge die Debatte wichtige Probleme wie eine weitreichende Regulierung und die hohen Kosten von Mobilfunk-Frequenzen in den Hintergrund.
Großbritannien: Entscheidung mit Vorbild-Charakter?
In Großbritannien scheinen die Unsicherheiten für Huawei aber bereits ein Ende gefunden zu haben. Der britische Geheimdienst sieht das Risiko für den Einsatz von Netzwerkausrüstung von Huawei offenbar als kalkulierbar an. Das berichtete die britische Financial Times vor zwei Tagen unter Berufung auf informierte Personen, die mit der Entscheidung vertraut sind. Das sei ein schwerer Schlag für die US-amerikanischen Bemühungen, die Verbündeten davon zu überzeugen, den chinesischen Ausrüster zu verbieten.
Möglicherweise geht von der Entscheidung eine Signalwirkung aus. Eine Person, die mit der Debatte vertraut ist, sagte der Financial Times, dass die britische Entscheidung bei den europäischen Regierenden „großes Gewicht“ habe, da das Land über seine Mitgliedschaft im Five-Eyes-Netzwerk für Geheimdienste über sensible US-Informationen verfügt. The Five Eyes ist eine Geheimdienstallianz, bestehend aus Australien, Kanada, Neuseeland, Großbritannien und den Vereinigten Staaten. Das Vertrauen in das Wissen der britischen Regierung könnte so groß sein, dass auch die übrigen Staaten, die noch am Zweifeln sind, ihren Kurs ändern, und die Debatte um die Zulassung von Huawei als 5G-Lieferant beenden. Möglicherweise ist das auch der Anschub für eine europäische Lösung, wie sie Luxemburgs Ministerpräsident Xavier Bettel gefordert hat. teltarif.de berichtete.