Überblick

Glasfaser-Ausbau in Deutschland: Was ist, was wird

Erschließung mit Highspeed-Internet lohnt sich nur unter bestimmten Bedingungen
Von Thorsten Neuhetzki

Das erklärt die aktuell noch sehr schlechte Versorgung in Deutschland mit derartigen Glasfaser-Anschlüssen. Aktuell sind geschätzt 150 000 bis 250 00 Anschlüsse potenziell an ein FTTB/FTTH-Netz anschließbar, was nicht einmal 0,07 Prozent aller privaten Haushalte darstellt.

In vielen Städten und Kommunen gibt es einzelne Pilotprojekte. So bauen die Stadtwerke München für M-Net in einigen Stadtvierteln ein Glasfasernetz auf, an das aktuell 3 000 Häuser angeschlossen werden können. Vodafone hat 300 Haushalte in Hanau erschlossen, HanseNet 500 Haushalte in Hamburg. Das größte Netz hat NetCologne in Köln ausgerollt und bringt es auf aktuell 116 000 Haushalte.

Knackpunkt der ganzen Glasfasernetze ist das Stichwort Open Access. Die Netzbetreiber sind sich allesamt derzeit uneinig, ob und wie sie ihren Mitbewerbern den Zugang zu den eigenen teuer gelegten Leitungen ermöglichen werden. Umgekehrt haben sie aber gleichzeitig Interesse daran, Zugriff auf nicht selbst verlegte Leitungen zu haben. Vorrangig geht es darum zu vermeiden, dass mehrere Glasfasernetze in einem Straßenzug aufgebaut werden, was wirtschaftlich nicht tragfähig wäre. Umgekehrt wollen die Netzbetreiber ihre Investionen aber auch nicht an andere verschenken, sondern haben Interesse daran, möglichst selbst die Kundenbeziehungen zu führen.

Keine neuen Inselmonopole

Wenn über das Thema Open Access gesprochen wird, ist auch die Frage, wie dieser offene Zugang zwischen den einzelnen Netzen realisiert wird. Dass FTTx eine Insellösung werden wird, zeichnet sich bereits jetzt ab: In vielen Städten oder Stadtteilen wird ein anderer Netzbetreiber die Netze installieren. Doch wie gewährt nun ein Netzbetreiber in Berlin-Mitte gleichzeitig Mitbewerbern aus Hamburg, München und Köln Zugang zu seinem Netz? Findet die Übergabe, ähnlich wie bei IP-Bitstream, erst ziemlich tief um Netz statt und muss der Netzbetreiber die Glasfaser "beleuchten", oder soll jeder Alternativ-Netzbetreiber eigene Technik möglichst nah zum Kunden bringen?

Ein anderes Problem, das die Netzbetreiber beschäftigt: Sie dienen oftmals nur noch als Durchleitungsunternehmen für Unternehmen wie Youtube oder Flickr. Eigene Dienste können sie ihren Kunden aber nur noch selten anbieten. Das macht sich folglich im Umsatz und damit auch im Gewinn bemerkbar - das Geld an Diensten verdienen andere, ohne das der Netzbetreiber beteiligt ist. Bei Traffic im Gigabyte-Bereich ist das auch ein nicht zu verachtender finanzieller Aspekt.

Bis es einen offenen Wettbewerb im Glasfaser-Netz geben wird, wird folglich noch mehr Zeit vergehen wie beim Aufbau der Netze schon vergangen ist. Den Disskussionen der Art, wie sie diese Woche in Düsseldorf geführt werden, werden schon seit langem immer wieder von Branchenbeobachtern verfolgt - eine Annäherung ist dabei jedoch nicht zu verzeichnen. Zwar will jeder Breitband-Anschlüsse, doch niemand hat den Mut, als erstes zu investieren. Doch in einem sind sich fast alle einig: Neue (Insel-)Monopole, in denen der Kunde an seinen Glasfaser-Anbieter vor Ort gebunden ist, will eigentlich niemand.

Weitere Artikel vom Euroforum "Telecom Trends"