Band III wieder für Fernsehen statt für Digitalradio
Das Fernsehen könnte die Kanäle im Band III übernehmen.
Bild: Bayerischer Rundfunk
Im Jahr 2006 hat die Regional Radiocommunication Conference (RRC 06) einen neuen Frequenzplan für die Frequenzbänder 174 bis 230 MHz und 470 bis 862 MHz, also den für terrestrischen Rundfunk nutzbaren Bereich, erstellt. Der Plan soll endgültig im
Jahr 2015 in Kraft treten und löst ein 1961 verabschiedetes Abkommen, das Stockholm 61 Agreement, ab. Ein wichtiger Eckpunkt des Planes: Das bis dato vom Fernsehen (mit)genutzte Band III (VHF-Kanäle 5 bis 12) soll spätestens ab Ende 2015 gänzlich dem digital-terrestrischen Hörfunk (DAB/DAB+) überlassen werden, während das Fernsehen ausschließlich den UHF-Bereich (Kanäle 21 bis 69) nutzen soll.
Im Jahr 2006 konnte jedoch niemand ahnen, dass der Mobilfunk einmal einen solch großen Frequenzbedarf haben würde; an den Datenhunger von Smartphones, Tablets im mobilen Internet war seinerzeit noch nicht zu denken. Im Rahmen der Digitalen Dividende musste das digital-terrestrische Fernsehen in den Folgejahren die Kanäle 61 bis 69 (790 bis 862 MHz) zugunsten des Mobilfunks räumen. Im Februar 2012 gab es bei der World Radiocommunications Conference (WRC-12) einen Antrag bezüglich einer zweiten digitalen Dividende, demnach sollen die Mobilfunkbetreiber in Zukunft auch im Bereich von 694 bis 790 MHz funken dürfen.
DAB+: In einigen Ländern top, in anderen Flop
Das Fernsehen könnte die Kanäle im Band III übernehmen.
Bild: Bayerischer Rundfunk
Da das Fernsehen aber parallel einen unverändert hohen Kapazitätsbedarf hat, wollen einige Länder nun die Regelung der RRC 06 außer Gefecht setzen und planen die Wiederansiedlung von Fernsehsendern im eigentlich ausschließlich für den digitalen Hörfunk reservierten Band III.
Während in Deutschland, Großbritannien, Norwegen und der Schweiz das digital-terrestrische Radio inzwischen sehr gut läuft, dümpelt es in anderen Ländern wie Belgien oder Schweden seit Jahren dahin. Andere wie Spanien oder Finnland haben das DAB-Engagement zurückgefahren oder gänzlich beendet. In vielen osteuropäischen Staaten gibt es aktuell überhaupt keine Ausstrahlungen über DAB/DAB+ und auch keine konkreten Pläne zur Einführung. Auch in Österreich wird nur ein grenznaher Sender auf dem Pfänder in Vorarlberg zur Versorgung Deutschlands und der Schweiz für Digitalradio genutzt, ein Versuchsbetrieb in Wien wird immer wieder verschoben und soll nun frühestens im ersten Quartal 2015 starten. Damit die Frequenzen in diesen Ländern nicht über weitere Jahre oder Jahrzehnte brach liegen, soll das Fernsehen sie nun nutzen.
EBU kritisiert Fernsehpläne für das Band III
Die European Broadcasting Union (EBU) übt jedoch Kritik an dem Vorhaben, das Band III in Europa wieder für Fernsehen zu reaktivieren: Einerseits sei das Frequenzspektrum nicht ausreichend, um den Wegfall der Frequenzen im 700 MHz-Band zu kompensieren. Andererseits würden die Frequenzen für weitere Digitalradio-Ensembles benötigt, eine Koexistenz von Hörfunk und Fernsehen würde gegenseitige Störungen vor allem in Grenzregionen verursachen. Außerdem nutzten viele Länder das Band III noch nie für Fernsehen, somit müssten sich die Zuschauer neue Antennen und/oder neue Empfangsgeräte anschaffen.