Telefonie

Reuters: EU will Telefonie-Regulierung teilweise aufgeben

Die EU plant offenbar weit­gehende Dere­gulierungen im Tele­kommunikations­markt. Dabei soll es anscheinend auch um die Sprachtelefonie gehen. Langfristig könnte das zu steigenden Preisen vor allem bei Call by Call führen.
Von Thorsten Neuhetzki

Die Deregulierung von Sprachtelefonie rückt in den Fokus der EU-Kommission Die Deregulierung von Sprachtelefonie rückt in den Fokus der EU-Kommission
Foto: teltarif.de
Nach einem Bericht der Zeit, die sich auf die Nachrichtenagentur Reuters beruft, plant die EU, die Telekom-Konzerne in der EU weiter aus der Regulierung zu entlassen. Dabei geht es dem Bericht zufolge vor allem um die Sprachtelefonie, die weiter dereguliert werden soll. Die Folge könnte jedoch sein, dass die Kosten für Telefonate wieder steigen. Allerdings betrifft das nicht die Terminierung, die bei nahezu jedem Telefonat zum Tragen kommt, sondern um den so genannten Markt zwei, die Zuführung aus dem Festnetz. Diese trifft primär Mehrwertdienste und Call-by-Call-Anbieter.

Dem Bericht, dessen Informationen sich auf einen nicht näher bezeichneten Insider stützen, sollen bestimmte Preisgrenzen von den nationalen Regulierungsbehörden - in Deutschland also der Bundesnetzagentur - eigenständig aufgehoben werden können. Bislang war dazu ein Nachweis erforderlich, dass kein Anbieter eine beträchtliche Marktmacht im jeweiligen Land hat. Die Telekom hat jedoch nach wie vor einen sehr hohen Anschlussanteil in Deutschland.

So könnte es nach der Deregulierung weitergehen

Die Deregulierung von Sprachtelefonie rückt in den Fokus der EU-Kommission Die Deregulierung von Sprachtelefonie rückt in den Fokus der EU-Kommission
Foto: teltarif.de
Zum Hintergrund: Damit Telefonkunden von kleineren Anbietern auch Kunden der Telekom anrufen können (und umgekehrt), sind Netzzusammenschaltungen erforderlich. Diese werden in der Fachsprache auch als Interconnection oder Terminierung bezeichnet. Der Anbieter, dessen Kunde angerufen wird, verlangt von seinem Mitbewerber für die Weiterleitung eine Gebühr - zuletzt meist im Zehntel-Cent-Bereich. Diese Kosten werden durch die Telekom auch erhoben, leitet sie ein Gespräch von ihrem Anschluss zu einem Call-by-Call-Anbieter oder einem Anbieter, der eine Sonderrufnummer betreibt. Um diese Kosten geht es bei der nun offenbar beschlossenen Deregulierung.

Die Folge könnte sein, dass die Kosten für Call by Call steigen, wenn die Call-by-Call-Anbieter mehr an die Telekom zahlen müssen - sofern diese die Deregulierung nutzt, um die Preise zu erhöhen. Für den Sonderrufnummernmarkt dürfte sich aus Endkundensicht nur wenig ändern, da die meisten Tarife für Sonderrufnummern festgelegt sind. Allerdings könnte es eine Bewegung innerhalb des Marktes gehen, so dass eine Sonderrufnummer in dem Netz geschaltet wird, aus dem die meisten Anrufe stammen. Dann würden die Kosten für die Zuführung wegfallen.

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