E-Auto: Studie belegt enorme Preisaufschläge an Ladesäulen
Fahrer von Elektroautos müssen an Ladesäulen deutlich überhöhte Preise zahlen. So sei der Strom an einer Standardladesäule bis zu 49 Prozent teurer als herkömmlicher Haushaltsstrom, an Schnellladepunkten gar bis zu 140 Prozent.
Das ist das Ergebnis einer Marktauswertung von Statista im Auftrag des Hamburger Ökostromanbieters Lichtblick, worüber das Magazin DER SPIEGEL in seiner aktuellen Ausgabe berichtet.
Demnach koste die Ladung eines VW ID.3 für 100 Kilometer mit einem durchschnittlichen Haushaltsstromtarif etwa 4,48 Euro. An einer Ladesäule seien hierfür bis zu 6,68 Euro fällig, an einer Schnellladesäule in der Spitze gar bis zu 10,77 Euro.
Kostenfalle ad hoc Laden
Die Ladesäulen von Ionity können sehr teuer sein
Bild: picture alliance/Martin Schutt/zb/dpa
Besonders teuer wird es nach Angaben von Lichtblick für Kunden, die ihr E-Auto an einen Ladepunkt stellen, mit dessen Betreiber sie keinen direkten Vertrag haben. Bei Abrechnung über einen Ladekartenanbieter können Zuschläge auftreten, die aber in den Preislisten der Kartenanbieter vorher genannt werden.
Wird an einer Ladesäule "ad hoc" bezahlt, beispielsweise über eine Kreditkarte oder einen neutralen Zahlungsdienstleister wie Paypal können die Strompreise um 25 bis 100 Prozent teurer, in Einzelfällen sollen es sogar bis zu 300 Prozent Preisaufschlag von den Fremdkunden sein. Wer sich nicht auskennt, könnte den teureren Stromtanktarif vor dem Tanken übersehen.
Wenig Auswahl
In vielen Regionen haben die Verbraucher jedoch kaum eine Wahl, eine preiswerte Säule gezielt auszuwählen. Hier kann man nur empfehlen, verschiedene gängige Ladekarten mitzuführen, welche möglichst viele Anbieter abdecken können.
Laut der Statista-Untersuchung gebe es bundesweit mittlerweile mehr als 1000 verschiedene Betreiber von Ladesäulen, regional aber seien bis zu 95 Prozent der Stromtankstellen in der Hand eines Anbieters. "Die Daten dokumentieren einen klaren Fall von Marktversagen, regionale Monopole behindern die Verkehrswende", sagt Lichtblick-Sprecher Ralph Kampwirth.
Bundeskartellamt untersucht den Markt
Das Bundeskartellamt führt aktuell eine Sektoruntersuchung des Ladesäulenmarkts durch. Erste Zwischenergebnisse möchte die Behörde schon in der kommenden Woche vorstellen.
"Wir beobachten die Entwicklung sehr genau und kritisch", sagt Andreas Mundt, der Präsident des Bundeskartellamts. Auch die Monopolkommission, welche die Bundesregierung berät, hatte sich die Struktur der E-Ladepunkte in Deutschland erst kürzlich angesehen. Angemessene Preise an Ladesäulen erforderten "Wahlmöglichkeiten der Ladekunden", heißt es in dem Abschlussgutachten von Anfang September.
Ladeparks und Hochleistungssäulen brauchen Infrastruktur
Die Betreiber von Hochleistungssäulen und Ladeparks weisen darauf hin, dass der Aufbau der Ladeparks mit Trafostationen, Überdachungen, Toiletten und gastronomischen Angeboten auf keinen Fall über von zu Hause gewohnte Tarife zu finanzieren sei.
Wer dem Tarifdschungel entgehen möchte, sollte sich schon vor dem Kauf seines Elektro-Autos verschiedene Ladekarten besorgen. Dann gilt der Preis der Ladekarte, der schon vor dem Tanken bekannt ist. Wir empfehlen Karten von EnBW (z.B. im ADAC-Tarif), EWE-Go, Plugsurfing und Maingau.
Die Preise der Kartenanbieter sind genau definiert, auch beim Laden an Säulen von "Hochpreis-Anbietern" wie Ionity, die überwiegend an Autobahnen und Fernstraßen ein Hochleistungs-Lade-Netz betreiben. Zahlt man mit der EWE-Go Karte werden derzeit keine Zuschläge berechnet, EnBW oder Maingau nehmen hier einen Hochpreis-Anbieter-Tarif.
Was kostet der Strom?
Man unterscheidet zwischen "AC" (Wechselstom) meist an Stationen mit "Typ2"-Stecker und Leistungen von 3,6 bis 22 kW. "DC" (Gleichstrom) über einen CCS-Anschluss (Hochleistungsanschluss) können nicht alle Autos aufnehmen. DC-Aufladungen gehen schneller, sind dafür etwas teurer. Ladeleistungen reichen von 22 bis 300 kW je nach Fahrzeug und darin verbauter Technik.
Maingau berechnet aktuell 44 Cent/kWh für AC und 54 Cent für DC, Ausnahme sind die Säulen von Ionity wo generell 75 Cent pro kWh abgerechnet werden.
EnBW (ADAC)-Kunden zahlen im "Vorteilstarif" zwischen 38 und 42 Cent für AC ("eigene" und "fremde" Ladestationen) und 48 und 52 Cent an DC-Ladestationen (eigen/fremd). Ab vier Stunden Ladezeit kommt eine Blockiergebühr von zehn Cent/Minute (bis maximal zwölf Euro) dazu. Werden Hochpreisbetreiber wie Ionity genutzt, sind 79 Cent/kWh zu bezahlen.
EWE-Go-Kunden zahlen 39-44 Cent/kWh für AC und 49-54 Cent/kWh für DC. Plugsurfing-Kunden zahlen in Deutschland 48 Cent/kWh für AC und 64 Cent für DC. Bei Ionity sind es unattraktive 89 Cent/kWh
Auch Lichtblick hat eine eigene Ladekarte, die für AC 42 Cent/kWh und für DC 62 Cent/kWh berechnet, sofern man nicht auch "Hausstrom"-Kunde ist.
Die (meist monatliche) Abrechnung und Bezahlung kann über eine Kreditkarte erfolgen.
Wer eine spezielle Sonderanfertigung kauft, hat unter Umständen kein Rückgaberecht.