Neue Technologie

Qualcomm: Puls erfassen über das Display

Qualcomm hat jüngst einen ersten Prototyp seiner neuen Display-Technologie vorgeführt, womit sich ein Fingerabdrucksensor im Display realisieren lässt. Doch die Technologie hat noch einen Trick mehr zu bieten.
Von Stefan Kirchner

Qualcomm ist nicht nur Entwickler von Prozessoren, LTE-Modems und integrierten Schalt­kreisen in Form diverser SoC's (System-on-a-Chip), sondern auch in anderen Feldern tätig. So forscht das Unternehmen aus Kalifornien zum Beispiel an neuen Technologien für Smartphone-Displays. Auf dem Mobile World Congress Shanghai hat das Unternehmen daher eine neue Technologie vorgestellt, womit sich Finger­abdrücke über das Display erkennen lassen. Technische Grundlage dafür bildet Ultra­schall, was neben Glas als Material für das Gehäuse auch mit Metall funktioniert. Fraglich, inwiefern ein Apple zugesprochenes Patent mit Ultraschall-Technik davon berührt wird.

Das zum chinesischen Elektronik­konzern BBK gehörende Unternehmen Vivo hat einen ersten Prototyp mit dieser Technologie ausgestellt [Link entfernt] . Allerdings darf das Glas nicht dicker als 800 Mikrometer sein, sonst funktioniert die Technik nicht mehr. Außerdem wird nach aktuellem Stand der Entwicklung ein OLED-Panel mit 1200 Mikrometer benötigt, da ein IPS-Panel inklusive benötigter Hintergrund­beleuchtung noch zu dick ist für die Ultraschall-Technik. Qualcomm Fingerabdrucksensor mit Ultraschall Auf dem MWC Shanghai hat Qualcomm einen Fingerabdrucksensor für den Einsatz im Display vorgestellt - einschließlich Messung des Puls
Bild: Vivo

Biometrie mit Finger und Puls

Neu ist hingegen, dass die Technologie von Qualcomm auch in der Lage ist, den Puls zu erkennen. Selbst den Blut­fluss im aufgelegten Finger kann der Sensor erkennen, was ein nicht unwesentlicher Schutz gegen kopierte Finger­abdrücke darstellt. Immerhin hatte der Chaos Computer Club schon mehrfach Finger­abdruck­sensoren erfolgreich ausgetrickst, indem Kopien mit simplen Fotos und Holzleim angefertigt wurden. Genau dem könnte die Überprüfung mit dem Blut­fluss entgegen­wirken.

Unter anderem greift Qualcomm auf die TrustZone genannte Technologie von ARM zurück, um die Sicherheit zu gewähr­leisten. Dabei handelt es sich um einen abgeschotteten Bereich auf dem Chip selbst, der sensible Daten schützt. Trotzdem unterstützt der Sensor im Display Wisch­gesten, wie sie schon jetzt diverse Hersteller über ihre Finger­abdruck­sensoren umgesetzt haben.

Erste Tester auf dem MWC Shanghai bemängelten an dem Proto­typ von Vivo lediglich, dass der Sensor den Finger­abdruck langsam erkennt, verglichen zu traditionellen Finger­abdruck­sensoren für Smartphones.

Erste Geräte Anfang 2018

Technisch gesehen wird diese zweite Generation der Ultraschall-Erkennung für das Display erst mit dem kommenden Snapdragon 845 unterstützt. Ob bereits zum MWC 2018 die ersten Geräte vorgestellt werden ist fraglich, da es davon abhängt, wann Qualcomm die noch vorhandenen Probleme wie besagte Geschwindigkeit in den Griff bekommt. Branchen­beobachter rechnen daher mit ersten Geräten frühestens im Sommer 2018. Was eine Vorstellung sowie Ankündigung während des MWC 2018 nicht prinzipiell ausschließt.

Außerdem handelt es sich hierbei um die Variante für den Einbau im Display. Anfang 2018 könnten hingegen die ersten Modelle der gehobenen Mittel­klasse erscheinen, da die Technologie ohne Ultra­schall für Glas- und Metall­gehäuse bereits mit dem Snapdragon 630 und Snapdragon 660 unterstützt wird.

Womit Qualcomm jedoch schon jetzt punkten kann: Der Finger­abdruck lässt sich auch im Wasser erkennen. Den Angaben nach ist die Technologie kompatibel zu den IP68-Spezifikationen, was den Einsatz in Outdoor-Smartphones begünstigt.

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