Digitalradio

ARD-Sender ermöglichen Privatradios kostengünstigen DAB+-Einstieg

Bayern scheint mit gemischten Multiplexen den Königsweg gefunden zu haben, um privaten Radiosendern einen kostengünstigen Einstieg in die DAB+-Technologie zu ermöglichen. Jetzt könnten andere Bundesländer folgen.
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Radio Primaton sendet jetzt auch auf DAB+ Radio Primaton sendet jetzt auch auf DAB+
Foto: Radio Primaton Facebook, Screenshot: Michael Fuhr
Aus der Not wurde in Bayern eine Tugend: Das Konzept eines landesweiten DAB+-Multiplexes für Privatradios ist im Freistaat gescheitert, da die kommerziellen Sender das Bouquet nicht mehr finanzieren konnten. Um den verbleibenden landesweiten Privatradios weiter eine Ausstrahlung zu ermöglichen, wird der Betrieb und die Nutzung der DAB+-Digitalradio-Netze in Bayern auf Basis einer Infra­struktur­ver­ein­barung zwischen dem Bayerischen Rundfunk (BR), der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) und der Bayern Digital Radio GmbH (BDR) neu geordnet.

Das landesweite Hörfunkprogramm Antenne Bayern wird seit dem 1. Juli 2017 im landesweiten DAB+-Netz des Bayerischen Rundfunks im Kanal 11D verbreitet. Die anderen landesweiten Hörfunkprogramme Rock Antenne, Kultradio und Absolut Hot werden über die bestehenden Regionalnetze Unterfranken (Kanal 10A), Oberfranken (Kanal 10B), Mittelfranken (Kanal 8C) sowie die neuen Netze, Oberpfalz-Niederbayern (Kanal 12D) und Oberbayern-Schwaben (Kanal 10A) verbreitet. Bis Ende August ist die Umstellung im Gange, danach kann der alte, landesweite Kanal 10D stillgelegt werden. In den neuen Netzen ist auch der Bayerische Rundfunk mit den jeweiligen Regionalversionen von Bayern 1 und Bayern 2 aktiv und trägt damit maßgeblich zur Finanzierung der neuen Muxe bei.

Lokalradios erhöhen Reichweite erheblich

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Foto: Radio Primaton Facebook, Screenshot: Michael Fuhr
Außerdem ermöglicht die neue Netzstruktur lokalen Privatradios einen vergleichsweise preisgünstigen Einstieg in die digitale Terrestrik, bei gleichzeitiger erheblicher Erhöhung der technischen Reichweite. Beispiel Radio Primaton: Das fränkische Lokalradio war bisher auf UKW lediglich im Großraum Schweinfurt und Teilen der bayerischen Rhön über Antenne hörbar. Via DAB+ versorgt der Programmanbieter nun ein Sendegebiet von Mainz bis Nürnberg, und von Fulda bis Heilbronn und sorgt damit beispielsweise auf den Autobahnen auf einer Strecke von über 200 km für störungsfreien Empfang.

Neben Radio Primaton sind im Mux Unterfranken schon die Würzburger Privatsender Radio Gong und Charivari Würzburg zu hören, in Kürze folgen noch die Aschaffenburger Programme Radio Primavera und Galaxy Aschaffenburg. Im Mux Mittelfranken sind Radio 8 und Galaxy Ansbach zu hören, und im Mux Oberfranken Radio Plassenburg (Kulmbach), Radio Mainwelle (Bayreuth) und Radio Eins (Coburg). Hier folgen noch Radio Bamberg, Radio Galaxy Oberfranken sowie Radio Euroherz und extra radio.

Bis Anfang Oktober soll eine weitere Kapazität in Unterfranken mit dem neuen Jugendprogramm radio hashtag# belegt werden. Der alternative Jugendsender egoFM soll ab 1. September landesweit in den Regionalnetzen starten.

Das regionale DAB-Netz Oberpfalz-Niederbayern (derzeit Kanal 12D) soll ab Mitte 2018 in zwei eigenständige Netze für die Oberpfalz und Niederbayern aufgeteilt werden. In jedem dieser DAB-Netze sollen sechs regionale Hörfunkprogramme, meist im Simulcast-Betrieb, laufen.

Für das Netz Oberbayern-Schwaben 10A plant die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) derzeit keine regionalen DAB-Programme. Es sind aber DAB-Netze im Allgäu und in der Region Oberland-Südostoberbayern durch den Betreiber Bayern Digitalradio (BDR) geplant. Die Inbetriebnahme soll am 1. November 2018 starten. Mit der Inbetriebnahme der südlichen Netze wären insgesamt elf regionale Digitalradio-Netze in Betrieb, die für eine flächendeckende DAB-Versorgung in Bayern sorgen.

Vorbild für andere Bundesländer?

Das bayerische Modell könnte auch in anderen Bundesländern Vorbild sein. Etwa in Norddeutschland, wo in den Netzen des Norddeutschen Rundfunks (NDR) jeweils noch Platz für kommerzielle Sender wäre. In Mitteldeutschland könnte der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) ein neues, grenzüberschreitendes Netz für die überregionalen Sender in Betrieb nehmen. Die bisherigen regionalen Versionen von MDR1 könnten weiter in den bisherigen Landesnetzen übertragen werden, zusammen mit Privatradios.

Definitiv scheint bisher aber nur eine Kooperation in Hessen zu sein: Um die Reichweite zu erhöhen, plant die FFH-Gruppe ab Anfang 2018 einen Ausstieg ihrer drei Programme HitRadio FFH, planet radio und harmony.fm aus dem regionalen Ensemble Rhein-Main (Kanal 11C) und einen Wechsel in das landesweite Paket des Hessischen Rundfunks (hr, Kanal 7B).

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