Digitalisierung

DAB+ in NRW: Bedarf an mehr Kapazität?

Neues von Rhein und Ruhr: Das digital-terrestrische Antennenfernsehen (DVB-T2) wird ab sofort im Großraum Köln/Bonn erprobt. Außerdem erkundet die Medienanstalt das Interesse an Hörfunksendern für regionale DAB+-Multiplexe.
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Von diesem Sender in Köln wird DVB-T2 gesendet Von diesem Sender in Köln wird DVB-T2 gesendet
Quelle: Media Broadcast
Nordrhein-Westfalen ist ein besonderes Bundesland, was die Radiolandschaft angeht. Auf der einen Seite gibt es hier die meisten Einwohner und das größte Potenzial für Hörfunkunternehmen, auf der anderen Seite aber das mit Abstand magerste Radioangebot in Deutschland. So ist NRW das einzige Bundesland ohne landesweiten privaten UKW-Radiosender. Stattdessen ist pro Region nur ein privates Lokalradio zu hören - mit Mantelprogramm von radio NRW aus Oberhausen und einem in Deutschland einzigartigem "dualen System", bei dem Radiosender sowohl eine Veranstalter- als auch eine Betriebsgesellschaft bilden müssen. Einziger Konkurrent der Lokalradios ist der Westdeutsche Rundfunk (WDR) mit insgesamt sechs Hörfunkprogrammen, der jedoch auch an radio NRW beteiligt ist.

"Echten" Privatfunk gibt es an Rhein und Ruhr erst seit dem Start des bundesweiten DAB+-Multiplexes und der nationalen Privatradios. Daneben endet ein landesweiter DAB+-Pilotversuch am 31. Dezember 2015. Für diesen Versuch hatten das Domradio, Radio Impala, Radio Kulturschocker und Megaradio je eine Zuweisung bekommen, tatsächlich auf Sendung ist aktuell jedoch nur Domradio.

Wie hoch das Interesse von Hörfunkveranstaltern am neuen digitalen Radiostandard in Nordrhein-Westfalen ist und ob sich die Ausschreibung von regionalen oder landesweiten Kapazitäten lohnt, das will die Landesanstalt für Medien NRW (LfM) heraus finden und hat jetzt eine Bedarfsabfrage an private Radioveranstalter und an Plattform- und Telemedienanbieter gestartet. Dabei spricht die LfM sowohl landesweite als auch regionale und lokale Anbieter an. Diese haben bis zum 24. September 2015 Zeit, ihr Interesse an einem Regelbetrieb in dem neuen Standard, der UKW ablösen soll, zunächst formlos zu bekunden. Für DAB+ steht nach heutigem Stand für eine landesweite Versorgung voraussichtlich ein Frequenzblock zur Verfügung. Für eine regionale Versorgung der Ballungsräume Rhein und Ruhr stehen weitere Kapazitäten bereit. Auch kleinzellige Versorgungsgebiete lassen sich für eine lokale DAB+-Versorgung bilden.

Großes Interesse von Hörfunkveranstaltern erwartet

Von diesem Sender in Köln wird DVB-T2 gesendet Von diesem Sender in Köln wird DVB-T2 gesendet
Quelle: Media Broadcast
Nach Informationen von teltarif.de gibt es großes Interesse von kommerziellen Veranstaltern am Radiomarkt NRW. Hintergrund ist neben dem bislang mageren Angebot auf der UKW-Skala, dass hier bislang in Deutschland die meisten Digitalradio-Geräte verkauft worden sind. Über zwei Millionen Haushalte besitzen laut neuesten Zahlen alleine an Rhein und Ruhr bereits ein entsprechendes Radiogerät. Hörfunkveranstalter können hier also zumindest potenziell eine vergleichsweise große Hörerschaft erreichen. Für DAB+ in NRW haben neben r egionalen Betreibern auch die auswärtigen Unternehmen Neue Welle Bayern und Regiocast bereits Interesse gezeigt. Netzbetreiber Media Broadcast würde gerne nach Hamburger Vorbild eine Plattform betreiben.

In jedem Fall ist vom Ausgang des Call-of-Interest abhängig, ob die LfM in diesem Jahr noch Kapazitäten oder alternativ eine Plattform für DAB+ ausschreibt. Dieses Vorhaben dürfte vor allem den lokalen UKW- Privatradios gar nicht schmecken, die den Start von Privatradio-Multiplexen am liebsten noch weiter verzögert hätten. Zusammen mit einer entsprechenden Ausschreibung ist jedoch ein Start von solchen Muxxen vor Mitte 2016 nicht zu erwarten.

DVB-T2 in NRW im Testbetrieb

Realität ist dagegen der Start einer anderen Technologie in NRW: Der WDR und Media Broadcast beginnen am 18. August mit Tests für das künftige hochauflösende Antennenfernsehen (DVB-T2 HD). Bei diesem Test wird die DVB-T2-Sendetechnik mit dem neuen Kompressionsstandard HEVC kombiniert. Der WDR wird für den Test einen Multiplex auf Kanal 40 mit frei empfangbaren öffentlich-rechtlichen Programmen in der neuen Technik ausstrahlen. Der Plattformbetreiber Media Broadcast wird auf einem zweiten Kanal (43) einen Multiplex mit weiteren Inhalten übertragen. Die Ausstrahlung erfolgt vom Sender Venusberg in Bonn (WDR) und vom Senderstandort Colonius in Köln (Media Broadcast) im sogenannten Gleichwellennetzbetrieb mit einer Strahlungsleistung von jeweils 20 Kilowatt. Neben den öffentlich-rechtlichen Angeboten wird die Übertragung auch mit Programmen privater Fernsehsender getestet. Die Testausstrahlung dient der technischen Erprobung der gesamten Signalkette vom Sender bis zum Empfangsgerät.

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