Datenklau

Datenklau und Heiratsschwindel: Abzocke mit privaten Daten

Vorsicht bei Preisgabe von privaten Daten im Internet
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

Je mehr private Daten Nutzer in sozialen Netzwerken preis geben, desto anfälliger werden sie für Angriffe von Cyberkriminellen. Je mehr private Daten Nutzer in sozialen Netzwerken preisgeben, desto anfälliger werden sie für Angriffe von Cyberkriminellen.
Bild: dpa
In sozialen Netzwerken wie Facebook und Google+ posten Nutzer unzählige Details über ihr Privatleben. Wer dort aber zu viel Persönliches preisgibt, wird schnell zur Zielscheibe für Kriminelle. Beim Europäischen Polizeikongress, der während dieser Woche in Berlin statt fand, stand das Thema Sicherheit in Sozialen Netzwerken deshalb ganz oben auf der Tagesordnung. Wir geben Ihnen eine Übersicht zu den Maschen von Betrügern, Dieben und Lästermäulern im Netz und einige Tipps dazu, wie Betroffene sich schützen können.

Fake-Accounts und Identitätsdiebstahl

Je mehr private Daten Nutzer in sozialen Netzwerken preis geben, desto anfälliger werden sie für Angriffe von Cyberkriminellen. Je mehr private Daten Nutzer in sozialen Netzwerken preisgeben, desto anfälliger werden sie für Angriffe von Cyberkriminellen.
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Soziale Netzwerke leben davon, dass sie mit persönlichen Daten gefüttert werden. Möglichst umfangreich und leicht zu finden sollen die Profile der Nutzer sein. Aber Offenheit im Netz kann gefährlich werden, warnt Andreas Mayer von der Polizeilichen Kriminalprävention des Bundes und der Länder. Kriminelle spähen zum Beispiel Namen, Adressen oder Geburtsdaten aus und laden sich Fotos herunter. Mit den geklauten Daten legen sie dann neue Profile an, sogenannte Fake-Accounts. Ein Betrüger kann mit Informationen von Facebook zum Beispiel bei Google+ einen neuen Account anlegen. Dort versucht er das Vertrauen der Freunde seines Opfers zu gewinnen, sich Geld zu erschleichen oder die Bekannten mit intimen Geheimnissen zu erpressen.

Der beste Schutz ist ein sensibler Umgang mit den eigenen Daten: Nur Informationen und Fotos im eigenen Profil veröffentlichen, die man für unerlässlich hält. Außerdem kann man zum Beispiel bei Facebook über den Menüpunkt "Privatsphäre-Verknüpfungen" prüfen und einstellen, wer welche Inhalte sehen kann.

Account Takeover: Wenn das Konto gekapert wird

Wenn Kriminelle an das Passwort für das Nutzerkonto gelangt sind und das Profil übernehmen, spricht man von einem sogenannten Account Takeover. Dann schreiben sie zum Beispiel Nachrichten an dessen Freunde und Bekannte. Im schlimmsten Fall begehen sie Straftaten unter falschem Namen: Die Kriminellen gaukeln Freunden des Opfers zum Beispiel eine Notlage vor und bitten um Geld oder verschicken Phishing-Nachrichten, in denen sie versuchen, anderen sensible Daten zu entlocken.

Sichere Passwörter [Link entfernt] können Betrügern einen Riegel vorschieben. Ein sicheres Passwort ist ein Fantasiewort, das aus mindestens zehn Zeichen besteht und Groß- und Kleinbuchstaben, Ziffern und Sonderzeichen umfasst.

Falsche Flirts beim Romance-Skamming

Mit dieser Masche sind Kriminelle vor allem bei Online-Partnerbörsen unterwegs - aber auch bei Netzwerken wie Facebook und Google+ kann sie vorkommen. Mit geklauten Fotos und falschen Daten gehen Betrüger auf die Suche nach einsamen Herzen und täuschen ihren Opfern oft wochenlang über das Netzwerk eine Liebesbeziehung vor. Die Täter behaupten dann, durch Unfall oder Krankheit, plötzlich in Geldnot zu sein - die vermeintliche neue Liebe soll aushelfen. Wenn das Betrugsopfer nicht mehr zahlt, wird der Kontakt abgebrochen. "Das ist quasi ein virtueller Heiratsschwindel", erklärt der Experte.

Gegen eine solche Masche hilft ebenfalls vor allem ein gesundes Misstrauen. E-Mails von Fremden im Zweifel gar nicht erst beantworten oder dem Netzwerkbetreiber als verdächtig melden. Wenn das Opfer den offensichtlichen Betrug selbst nicht durchschaut, sollten Bekannte die Polizei einschalten.

Schlimmer als Schulhof: Cybermobbing

Gerade Kinder und Jugendliche werden in sozialen Netzwerken häufig zu Opfern von Häme und Sticheleien. In den Netzwerken verbreiten Lästermäuler Gerüchte und Hänseleien, und andere steigen ein. Das alles passiert im Netz viel schneller und wird von deutlich mehr Menschen wahrgenommen als auf dem Schulhof. Gerade bei Heranwachsenden können schwere psychische Schäden und Störungen - bis hin zu Suizidgedanken - die Folge sein.

Wie gefährlich Cybermobbing werden kann, zeigte vor wenigen Monaten der Tod der fünfzehnjährigen Amanda Todd: Die junge Kanadierin beging Selbstmord, nachdem sie Opfer einer perfiden Rufmordkampagne geworden war. Das Cyber-Mobbing an sich ist zwar laut Mayer noch kein eigener Straftatbestand. Aber im Zusammenhang mit den Sticheleien komme es häufig zu Straftaten: Beleidigung, üble Nachrede, Fotos landen gegen den Willen des Abgebildeten im Netz - auch die Leidensgeschichte mit Amanda Todd begann mit einem solchen Foto.

Gerade wenn Kinder und Jugendliche betroffen sind, sollten sich die Eltern frühzeitig einschalten. Betroffene können die Plattform-Betreiber informieren, welche die Mobber dann abmahnen, rät der Experte. Die Opfer sollten auf jeden Fall Screenshots aller Äußerungen und Kommentare machen, um sie notfalls vor Gericht belegen zu können. Wenn es zu Straftaten kommt: unbedingt die Polizei einschalten.

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