UKW-Abschaltung

WLAN, DAB+ und Co. - das sollte ein modernes Radio können

Kaum ein anderes technisches Gerät hat in deutschen Haushalten eine derart lange Lebensdauer wie ein Radio. Wer sich ein neues Modell anschaffen will, kommt mittlerweile am Thema DAB+ nicht mehr vorbei. Denn dem Digitalradio gehört die Zukunft.
Von David Rist

Ein Radio mit Digitalempfang steht auf einem Tisch. Viele Hersteller setzen bei modernen Digitalradios auf ein klassisches Design
Bild: dpa
Internet und Streaming-Diensten zum Trotz: Das Radio verliert nichts von seiner Popularität. Vier Stunden täglich hören Deutsche ab zehn Jahren laut Arbeits­gemeinschaft Media-Analyse im Schnitt Musik, Nachrichten und Sport­sendungen. Der klassische UKW-Empfang hat dabei gegenüber dem Digital­radio (DAB+) immer noch die Nase vorne. Knapp 140 Millionen analogen Radios stehen nach Zahlen der Landes­medien­anstalten erst rund 8,2 Millionen Digital-radios mit DAB+ gegen­über.

"Auch wenn es die Pläne zur UKW-Abschaltung schon seit Jahr­zehnten gibt, ist mit einer endgültigen Abschaltung nicht vor 2030 zu rechnen", erklärt Christian Träger von der Computer­bild. Ab 2019 sollen alle neu verkauften Radios über DAB-Empfang verfügen.

Unser Radio-Experte Micheal Fuhr rät, bei einer Neu­anschaffung schon heute zu einem Digital­radio zu greifen. "Jedes Digital­radio kann auch weiter UKW empfangen."

Im Gegen­satz zum analogen UKW kommt das digitale Radio­programm absolut rausch­frei beim Hörer an. Das sei bei schlechtem Empfang anfangs aber gewöhnungs­bedürftig: Denn während bei UKW-Sendern das Rauschen stark zunimmt, ist bei DAB-Radio­sendern plötzlich gar nichts mehr zu hören. Eine bessere Klang­qualität bietet DAB+ aber nicht. Und noch etwas ist anders: "Wer sich von seinem Radio wecken lässt, hat einen weiteren Vorteil. DAB-Radios über­nehmen die exakte Uhr­zeit automatisch", sagt Christian Träger. "Die lästige Sommer- und Winter­zeit-Umstellung gehört der Vergangen­heit an."

DAB+ bietet größere Senderauswahl

Ein Radio mit Digitalempfang steht auf einem Tisch. Viele Hersteller setzen bei modernen Digitalradios auf ein klassisches Design
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Prinzipiell sind per Digital­radio mehr Sender als via UKW empfang­bar. Außerdem senden einige Radio­stationen deutschland­weit auf der gleichen Frequenz. An die nahezu flächen­deckende Versorgung mit UKW-Empfang kommt DAB+ derzeit allerdings nicht heran. Digital­radio ist in einigen ländlichen Gebieten noch nicht verfügbar, so Träger. Wo der Empfang aber klappt, ist die Sender­auswahl meistens größer als über UKW. Michael Fuhr zufolge erreicht der nationale Multi­plex mit vier Programmen von Deutschland­radio und neun Privat­radios inzwischen rund 90 Prozent der Bevölkerung und 95 Prozent der Auto­bahnen. Die Versorgung mit regionalen Angeboten der Sender von ARD oder den privaten Lokal­radios lahmt allerdings. "Größere Lücken gibt es noch in Branden­burg und im gesamten Norden." Eine exakte Über­sicht gibt es auf der Webseite www.digitalradio.de.

Solange der Netzaus­bau noch nicht hundert­prozentig voll­zogen ist, sollte das Radio vor allem in Rand­lagen über einen Zimmer- oder Dach­antennen­anschluss verfügen. Auch Bluetooth-Funk ist praktisch. So kann auch Musik von Smartphone oder Tablet draht­los über die Boxen des Radios abgespielt werden. Eine Alternative, allerdings kabel­gebunden, ist der Anschluss per Mini-Klinken-Eingang, den mittler­weile so gut wie jedes UKW- und Digital­radio besitzt.

Radio kann als mobiler Lautsprecher dienen

"Viele Modelle bieten außerdem Batterie­betrieb und lassen sich so nicht nur als mobiles Radio, sondern auch als Bluetooth-Box für unter­wegs einsetzen", erklärt Träger. Eine USB-Buchse ist praktisch, um über die eingebauten Laut­sprecher die Lieblings­songs vom Speicher­stick abzuspielen. Unterstützt das Digital­radio das Feature TimeShift, so kann man wie bei TV-Aufzeichnungen auch im Radio­programm mehrere Minuten zurück­springen.

Noch mehr Programm gibt es, wenn das Radio per WLAN ins Heim­netz aufgenommen werden kann. "Im Netz gibt es über 15000 Radio­sender und Podcasts aus aller Welt mit Zusatz­informationen", sagt Michael Fuhr. Internetradio-Dienste wie TuneIn ermöglichen schnellen Zugriff auf Sender welt­weit mit Genres wie Nachrichten, Sport, Unter­haltung oder Talk. Und es lässt sich nach Musik­richtungen wie Jazz, Pop oder Klassik fahnden.

Kommen noch die Kosten: Einfache Modelle ohne Zusatz­ausstattung sind für 30 bis 80 Euro erhältlich. In der Preis­klasse darüber bis 130 Euro bekommt man bereits Geräte, die Musik via Internet­radio, Spotify Connect, Bluetooth und USB empfangen. Der USB-Anschluss lädt oft auch das Smartphone auf. Ordentlicher Klang und mehr Ausstattung kosten zwischen 130 und 200 Euro, erklärt Christian Träger. "Zwischen 200 und 550 Euro gibt es Radios, deren Ausstattung und Klang­qualität an kompakte HiFi-Anlagen herankommt." Und wem es wichtig ist: Manche Modelle spielen auch CDs ab.

Zugegebener­maßen, selbst wenn man weiß, welche Funktionen das neue Radio unter­stützen soll, fällt die Kauf­entscheidung nicht gerade leicht. Werfen Sie doch einmal einen Blick in unsere Artikel zum Thema DAB+, dort haben wir auch einige Radios vorgestellt.

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