Bald weitere DAB+-Programme im hohen Norden
Dirk Schrödter (Staatskanzlei Schleswig-Holstein), Joachim Knuth (NDR ) und Prof. Dr. Wolfgang Bauchrowitz (MA HSH) bei der Unterzeichnung der gemeinsamen Vereinbarung
Foto: MA HSH
Während es in Niedersachsen Überlegungen gibt, das terrestrische Digitalradio DAB+ wieder aufzugeben, geht Deutschlands nördlichstes Bundesland Schleswig-Holstein den umgekehrten Weg. Hier sollen künftig weitere private Hörfunkprogramme über DAB+ zu empfangen sein, wie die Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH) mitteilte.
Bislang ist in Schleswig-Holstein bereits der bundesweite DAB+-Multiplex zu empfangen, der neben dem Deutschlandradio auch von neun privaten Anbietern zur Verbreitung ihrer Programme genutzt wird. Dazu kommen die Programme des Norddeutschen Rundfunks, aber keine landesweiten, regionalen und lokalen Programme.
Die Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein hat eine Ausschreibung entsprechender Übertragungskapazitäten - zunächst im Rahmen eines Modellversuchs - veröffentlicht. Zur Durchführung dieses Modellversuchs haben die MA HSH, die Staatskanzlei des Landes Schleswig-Holstein und der Norddeutsche Rundfunk (NDR) eine gemeinsame Vereinbarung unterzeichnet.
NDR-Sendernetz wird mitgenutzt
Dirk Schrödter (Staatskanzlei Schleswig-Holstein), Joachim Knuth (NDR ) und Prof. Dr. Wolfgang Bauchrowitz (MA HSH) bei der Unterzeichnung der gemeinsamen Vereinbarung
Foto: MA HSH
Der NDR ist am Projekt beteiligt, da sein Sendernetz mitgenutzt werden soll. So ist es vorgesehen, ein landesweites privates Hörfunkprogramm in den Multiplexen der öffentlich-rechtlichen Landesrundfunkanstalt zu verbreiten - ähnlich wie beispielsweise Antenne Bayern das landesweite DAB+-Sendernetz des Bayerischen Rundfunks mitnutzt oder R.SA in Sachsen im Multiplex des Mitteldeutschen Rundfunks zu empfangen ist.
Abseits dieses landesweiten Kanals sollen in den Regionen Kiel, Lübeck und Sylt technische Möglichkeiten zur wirtschaftlich tragfähigen lokalen und regionalen Digitalradioversorgung erprobt werden. In diesen Gebieten können dann mehrere private digitale Hörfunkprogramme verbreitet werden.
Professor Dr. Wolfgang Bauchrowitz, stellvertretender Direktor der MA HSH, sagte zu den Digitalradio-Plänen im Norden: "Ziel des Modellversuchs ist es, auch im Land Schleswig-Holstein das Angebot von DAB+-Hörfunkprogrammen weiter zu erhöhen und den Menschen zusätzliche Wahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Hörfunkempfangswegen anzubieten. Insgesamt möchten wir die Akzeptanz von DAB+ in Schleswig-Holstein erhöhen." Der Modellversuch unter Federführung der MA HSH ist auf drei Jahre befristet und wird durch eine wissenschaftliche Studie begleitet.
Diese Programme könnten in Schleswig-Holstein starten
Denkbar wäre, dass die Kapazitäten in den regionalen Sendernetzen zum Teil von landesweiten Programmen belegt werden, die den Programmplatz im NDR-Sendernetz nicht bekommen haben. Zusätzlich sind regionale Angebote denkbar - etwa Antenne Sylt, das im Hamburg bereits über DAB+ sendet, oder Radio Lübeck, das im vergangenen Jahr auf UKW gestartet ist.
Nicht zuletzt könnten die Sendeplätze auch für bundesweite Programme interessant sein, die im Norden derzeit noch nicht auf DAB+ vertreten sind. Beispiele sind Absolut hot, ego FM, die Rock Antenne oder 80s80s. Diese Programme sind zwar auch potenzielle Kandidaten für den zweiten DAB+-Bundesmux. Allerdings steht dessen Start - wie berichtet - derzeit auf wackligen (rechtlichen) Füßen.