Ratgeber

DAB+: Das sind die häufigsten Probleme und ihre Lösungen

Die Umstellung von UKW-Radio auf die digitale Technik DAB+ ist im vollen Gange. Aber manchmal stolpern Nutzer auch über Probleme: Was hilft gegen schlechten Empfang? Und warum klingen manche DAB-Sender schlechter als bei UKW-Ausstrahlung? Wir zeigen die Lösungen für die häufigsten Probleme mit DAB+.
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DAB+ heißt nicht immer besserer Empfang. DAB+ heißt nicht immer besserer Empfang.
Bild: dpa
Warum klingt das Digitalradio DAB+ manchmal schlechter als UKW? Warum habe ich bei DAB+ Aussetzer, obwohl das UKW-Signal einwandfrei ist? Warum setzen Internet­streams aus, obwohl die Mobil­funk­versorgung ordentlich ist? Das sind nur drei von vielen Leseranfragen, die uns zum Thema Digitales Radio in den vergangen Wochen erreichten. Wir präsentieren hier nun die wichtigsten Fragen und Antworten.

Ich habe mir ein DAB+-Radio gekauft, habe aber nur am Fenster Empfang. UKW funktioniert dagegen auch innerhalb von Räumen einwandfrei. Woran liegt das?

DAB+ heißt nicht immer besserer Empfang. DAB+ heißt nicht immer besserer Empfang.
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Derzeit sind die Sendernetze beim digital-terrestrischen Radio noch nicht vollständig aufgebaut. Vor allem in ländlichen Gegenden und abgelegenen Tälern gibt es in Deutschland noch zahlreiche Lücken, wo entweder gar keine oder nur unzu­reichende Indoor-Versorgung gegeben ist. Da DAB+ in einem höheren Frequenz­bereich ausgestrahlt wird als UKW, ist das Signal weniger robust - vor allem in geschlossenen Räumen. Dort wo es noch akzeptablen Mono-Empfang bei UKW gibt, treten bei DAB+ häufig Aussetzer auf. Vor dem Kauf eines Gerätes sollten sich potenzielle Kunden auf jeden Fall unter www.empfangsprognose.de erkundigen, wie gut das Digitalradio bereits in der gewünschten Region ausgebaut ist. Lebt der Benutzer in einem Randbereich, sollte er sich ein Radiogerät mit Anschluss­möglichkeit einer externen Zimmer- oder Dachantenne zulegen. Leider sind diese vor allem im portablen Bereich Mangelware, hier gibt es meistens nur Geräte mit eingebauter Teleskop- oder Wurfantenne.

Der Ausbaustand bei DAB+ ist unter­schied­lich. Während im Süden der SWR und BR schon 2016 eine bessere terrestrische Versorgung als bei UKW anstreben, treten NDR oder rbb auf die Bremse. Resultat: Zahlreiche Lücken im Sendegebiet oder gar ganze Landstriche ohne digital-terrestrische Radioversorgung. Auch der Ausbau beim bundesweiten Multiplex schreitet nur sehr langsam voran, weil hier auf die privat-kommerziellen Veranstalter und deren Budget Rücksicht gelegt werden muss.

Ich will Internetradio mit meinem Smart­phone unterwegs hören. Obwohl ich optimale Netzversorgung habe setzen die Streams ständig aus. Woran liegt das?

Das kann unter­schied­liche Ursachen haben. Häufig kommt es beim mobilen Internetradio zu Problemen beim Funkzellenwechsel. Aussetzer treten auf wenn das Handover (Wechsel von einer Funkzelle zur nächsten) nicht einwandfrei funktioniert oder falls sich das Smart­phone in eine überlastete Funkzelle einwählt (das ist häufig an stark frequentierten Plätzen wie Fußgängerzonen oder Bahnhöfen der Fall). Steht nur eine Datenverbindung mit EDGE oder gar GPRS zur Verfügung, können Streams mit höherer Datenrate (ab etwa 64 kBit/s) nicht abgespielt werden, ohne dass ständige Aussetzer ("Buffering") auftreten. Das ist ebenso der Fall, wenn das High­speed-Volumen aufgebraucht und der User auf eine niedrigere Ge­schwin­dig­keit gedrosselt wird. Hier funktionieren dann nur noch Streams mit einer Datenrate bis zu 40 kBit/s einwandfrei.

Ich habe jetzt eine HiFi-Anlage mit DAB+, bin aber vom Klang enttäuscht. Ich habe das Gefühl UKW klingt besser. Täusche ich mich?

Nein, das kann tatsächlich sein. Der Klang bei DAB+ ist abhängig von der jeweiligen Datenrate, mit der ein Programm ausgestrahlt wird. Privatradios verwenden aus Kostengründen häufig nur 72 kBit/s, damit ist der Klang keineswegs besser als bei UKW, bei noch niedrigeren Datenraten ist er sogar schlechter. Vor allem die ARD-Anstalten senden jedoch zumeist mit hohen Datenraten, hier ist die Klang­qualität des DAB+-Signals besser als die des analogen UKW-Hörfunks. Generell ist im Vergleich zu UKW immer Rauschfreiheit gegeben – sofern ein fehlerfreies DAB+-Signal anliegt.

Beim stationären Empfang gibt es noch die Möglichkeit anstelle von DAB+ digitales Satellitenradio (DVB-S), Kabelradio (DVB-C) oder Internetradio zu nutzen. Hier werden die Hörfunksender oft mit höheren Datenraten ausgestrahlt als bei DAB+, was auch einen besseren Klang bedeutet. Eine Übersicht zum Radioempfang liefert dieser Ratgeber.

Ich möchte ein neues Küchenradio anschaffen? Sollte es DAB+ an Bord haben, weil UKW bald abgeschaltet wird?

Bislang gibt es in Deutschland noch keine Einigung auf einen verbindlichen Abschalt­termin für den analogen UKW-Hörfunk. Und wenn, dann wird UKW noch mindestens zehn weitere Jahre bestehen bleiben. Dennoch raten wir zur Anschaf­fung eines Digitalradios: Der preisliche Unterschied ist inzwischen marginal, Digitalradios mit DAB+ kosten in der Einsteiger­klasse häufig nur noch zehn Euro mehr als Nur-UKW-Empfänger, günstigste Digitalradios kosten nur 25 Euro. Dafür gibt es in den meisten Regionen ein größeres Radioangebot. Wem das immer noch nicht ausreicht, der sollte sich einen Hybrid-Empfänger kaufen, der zusätzlich auch Internetradio beherrscht. Solche Geräte sind aber nicht zu Preisen unter 80 Euro zu haben.

Mein altes Radio hat den Geist aufgegeben. Ein Freund hat gesagt dass man heute gar nicht mehr zwingend einen neuen Radioempfänger kaufen muss. Eine Soundbar oder ein Bluetooth-Lautsprecher reicht aus. Stimmt das?

Falls ein Smart­phone oder Tablet mit Bluetooth-Funktion im Haushalt vorhanden ist prinzipiell ja. Hier kann man etwa den Ton einer Internet­radio­station drahtlos auf einen Bluetooth-Lautsprecher streamen. Die Bedienung ist aber häufig aufwendig, da mehrere Schritte notwendig sind: Start einer Internetradio-App auf dem Smart­phone, Auswahl des Senders, Streaming-Aufbau mit Buffering, Verbindung per Bluetooth mit dem Lautsprecher, oft noch Regelung der Lautstärke. Alles in allem kann es bis zu zwei Minuten dauern bis man Radio hören kann. Ein UKW-Radio ist schneller eingeschaltet und läuft sofort. Es gibt auch Kombi-Modelle aus Bluetooth-Lautsprecher und klassischem Radio. Ein solches haben wir bereits getestet.

Wir wollten in unserem neuen VW Radioempfang mit DAB+ haben. Der Verkäufer hat uns aber davon abgeraten. Es sei nicht sicher ob sich DAB+ überhaupt durchsetze, außerdem sei DAB+ bei VW nicht mit den einfachen Radiomodellen kombinierbar und generell nur gegen Aufpreis (das günstigste Radio hätte 700 Euro gekostet) bestellbar. Stimmt das?

Leider sprechen Sie eines der momentan größten Probleme bei der Entwicklung des digital-terrestrischen Radios an. DAB+ gibt es selten als Serienausstattung in Fahrzeugen, sondern nur gegen Aufpreis. In der Tat baut VW noch eine zusätzliche Hürde ein, indem die Radios in der einfachen Ausführung überhaupt nicht mit Digitalradioempfang kombinierbar sind. Es gibt also tatsächlich nur zwei Möglichkeiten: Auf DAB+ verzichten oder den teuren Aufpreis zahlen. Alternativ gibt es noch die Aufrüstung des Soundsystems mit einem Adapter, den es ab rund 70 Euro im Handel gibt. Diese Möglichkeit ist aber bedienungstechnisch und optisch nicht empfehlenswert. Leider tragen die Autohersteller mit ihrer aktuellen Haltung aktiv mit dazu bei, dass sich DAB+ in der Tat in Fahrzeugen nicht schon längst durchgesetzt hat.

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