Digital Radio

Der Ausblick für Digitalradio im Jahr 2014

Im Jahr 2013 sind rund 3 Millionen Digitalradios verkauft worden. 2014 könnten mehr als eine Million weitere hinzukommen. Und dennoch greifen die meisten Deutschen vorwiegend zu Geräten ohne Digitalradio-Empfang. Wir analysieren die Gründe und geben einen Ausblick auf 2014.
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Im Jahr 2013 hat der digital-terrestrische Hörfunk (DAB/DAB+) einen großen Sprung nach oben gemacht. Rund drei Millionen Digitalradios sind laut den Markt­forschern von Infratest Dimap bereits verkauft worden, in diesem Jahr könnten mehr als eine Million weitere hinzukommen. Und dennoch greifen aufgrund des offensichtlich immer noch fehlenden deutlichen Mehrwerts oder eines immer noch geringen Bekannt­heitsgrades die meisten Deutschen bei Radio-Neukäufen noch vorwiegend zu Geräten ohne Digitalradio-Empfang, obwohl es in vielen Medienmärkten inzwischen mehr Radios mit Digitalradio in der ent­sprechenden Abteilung gibt als ohne. Laut jüngsten Analysen hätten 93 Prozent der aktuell verkauften Radiogeräte immer noch keinen DAB/DAB+-Empfang an Bord.

Schreiner kritisiert Privatradio-Kollegen

Die Zahlen der verkauften Digitalradios soll auch 2014 weiterhin steigen Die Zahlen der verkauften Digitalradios soll auch 2014 weiterhin steigen
Bild: dpa
Für Willi Schreiner, 1. Vorsitzender des Verbands Bayerischer Lokalrundfunk und Geschäftsführer der Digitalradio Deutschland GmbH, sind die Probleme hausgemacht: "Das größte Problem sind die Radioanbieter selber", sagte er zuletzt in einem Interview mit dem Magazin Radioszene. Er sehe immer noch "eine große Zurückhaltung, veränderten Situationen zu begegnen". Der Kunde würde nur etwas konsumieren, wenn er damit auch einen deutlichen Mehrwert bekommt. Das wäre etwa der Fall, wenn die bestehenden Sender neue Formate im Digitalradio starten würden. Jeder Sender müsse sich somit fragen: "Will ich Digitalradio eigentlich fördern oder will ich es immer noch verhindern?" Laut Schreiner sei beim Digitalradio dennoch inzwischen der "Point of no Return erreicht", ein erneutes Scheitern der Technik wie beim alten DAB-Standard schließt er also aus.

Mehrzahl der Radiomacher sieht Zukunft eher im Internet

Die Mehrheit der deutschen Hörfunkmanager glaubt dennoch nach wie vor nicht an einen langfristigen Erfolg von DAB+ in Deutschland. Das ist das Ergebnis der aktuellen Goldmedia-Studie "Wirtschaftliche Lage des Rundfunks 2012/2013". Auf die Frage welche Techniken zu einer Akzeptanzsteigerung des Hörfunks führen könnten, gaben 55 Prozent der befragten Radiomacher an, dass dies nur mit Internetradio möglich sei. 27 Prozent der Befragten glauben dass sowohl DAB+- als auch Internetradio zu einer Stärkung der Gattung Hörfunk beitragen, während nur 13 Prozent der Befragten alleine DAB+ als einen Gewinn für den Hörfunk ansehen. Die übrigen sechs Prozent meinen, dass weder Internetradio noch DAB+ eine Akzeptanz­steigerung des Hörfunks bewirken könnte.

Werbekombis für Digitalradio-Anbieter gefordert

Privatradios, die ihre Programme exklusiv im Digitalradio in Deutschland ausstrahlen, haben aktuell jedoch auch Probleme beim Werbezeitenverkauf. Johannes Trottberger, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Bayern Digitalradio, fordert auf diesem Sektor die Vermarkter in einem Interview mit dem Branchendienst "Radio-wird-digital.de" zu einem Umdenken auf: "Ich wünsche mir, dass sich die großen Vermarkter endlich auch für das Thema Digitalradio interessieren und es nicht künstlich klein halten im Sinne von "Du bist digital, dich will ich nicht vermarkten, denn du schadest meinen UKW-Erlösen". Ich denke das hat Digitalradio nicht verdient, und vor allem die Anbieter die auf Werbeerlöse angewiesen sind haben es nicht verdient. Das sind echte Pioniere, da ziehe ich meinen Hut vor".

In Richtung der großen Radio­vermarkter appelliert er: "Auch diese Programme werden gehört!" Wenn die arrivierten Vermarkter nicht für die Vermarktung sorgen wollten, dann bräuchte man "andere, neue, die sich um diese Programme kümmern und sie auch entsprechend vermarkten".

Es müsse laut Trottberger generell die Einsicht her, dass auch der Hörfunk digital wird. "Man muss über die Politik nach außen kommunizieren, dass UKW endlich ist, einhergehend mit einem festen Abschaltdatum". Das wäre dann "die endgültige Initialzündung von DAB+". Ganz so optimistisch wie Kollege Willi Schreiner sieht Trottberger die Lage des digital-terrestrischen Hörfunks nicht: "Es geht ständig bergauf, aber wir sind noch lange nicht über den Berg."

Notfallsender für Katastrophenfälle über DAB+

Trottberger kündigte in dem Interview ein Notfallsystem für Digitalradios mit dem Namen EMF (Emergency Warning Functionality) an. Im Falle einer Katastrophe, etwa eines Chemie-Unfalls oder einem Vorfall in einem Atomkraftwerk, würden sich im Standby befindliche Radios in der betroffenen Region automatisch einschalten und das Notfallprogramm mit Infos übertragen. Bei Radios im laufenden Betrieb würde der Notfallsender absolute Priorität genießen und im Ernstfall automatisch anstelle des gerade gehörten Programms eingeschaltet. Bei Radios mit Datendisplay würden ferner Text- und Bildinformationen zugeschaltet. Außerdem würde eine rote Lampe am Radio auf die Notfallsituation hinweisen.

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