Digital Radio

EBU will analogen UKW-Hörfunk in Europa auslaufen lassen

DAB+, DRM+ und Hybrid-Anbindung an Internet sollen UKW beerben
Von

EBU will analogen UKW-Hörfunk in Europa auslaufen lassen Ein Hybrid-Empfänger von Pure
Bild: Pure
Die European Broadcasting Union (EBU), ein Zusammen­schluss von derzeit 74 Rundfunk­anstalten aus 56 Staaten, plant einen Vorstoß auf EU-Ebene, um den analogen UKW-Hörfunk auslaufen zu lassen. Aus diesem Grund hat das Konsortium eine Empfehlung an die EU-Kommission ("Recommendation R 138") heraus geben.

DAB+ für überregionale Sender, DRM+ für Lokalradios

Laut EBU sollen zwei Techniken das analoge UKW-Band beerben: Auf der einen Seite DAB+ im Band III - der Standard ist in vielen Ländern bereits eingeführt, in weiteren ist dies geplant. Die Technik eignet sich vor allem für über­regionale und regionale, beziehungs­weise landes­weite Sender und Netzwerke.

EBU will analogen UKW-Hörfunk in Europa auslaufen lassen Ein Hybrid-Empfänger von Pure
Bild: Pure
Auf der anderen Seite soll zusätzlich der DRM+-Standard vor allem für kleine Lokal­sender, deren Aus­strahlung in einem DAB-Bouquet zu teuer wäre, eingeführt werden. DRM+ kann ins bestehende UKW-Band (Band II) implementiert werden, es ist sogar eine analoge und digitale Parallel­verbreitung auf einer Frequenz möglich. Für DRM+ gibt es aktuell noch keine Empfangs­geräte. In Deutschland fertigt die TU Kaisers­lautern gemeinsam mit dem Fraun­hofer-Institut für Integrierte Schaltungen, Erlangen, und der FH Kaiserslautern aktuell im Auftrag der Landes­zentrale für Medien und Kommu­nikation (LMK) ein DRM+-Kofferradio als Prototyp auf Basis handels­üblicher und kostengünstiger Bauteile.

Laut EBU sollen erweiterte Features wie etwa Texte, Bilder und andere Datendienste das Medium Radio künftig begleiten. Außerdem sollen hybride Services eine Anbindung an Internet­inhalte gewährleisten. Die EBU würde es laut eigenen Angaben begrüßen, wenn es möglich wäre, eine analoge Abschaltung für den analogen UKW-Hörfunk in Europa zu vereinbaren.

Der neue Vorstoß der EBU basiert auf der Idee des Euro-Chips, der jedes künftig produzierte Radio­modell für Digital­radio fit machen soll. Im Vergleich zur ersten Empfehlung im Jahr 2012 hat die EBU die Techniken DRM+ und die hybride Internet­anbindung hinzugefügt, nachdem es unter anderem vom deutschen Privat­funk­verband VPRT Kritik an der fehlenden Technik­neutralität des einheit­lichen Chips für künftige Radio­modelle gab.

EU-Kommission könnte Richtlinie verfassen

Wie hoch die Tragweite des EBU-Vorschlags ist, wird eine spannende Frage sein: Die Rundfunk­union hat nicht die Kompetenz verbindliche Beschlüsse zu fassen, sie kann lediglich Studien oder Berichte verfassen (lassen) oder unver­bindliche Empfehlungen aussprechen. Als nächstes wäre die EU-Kommission gefragt aus der EBU-Empfehlung eine Richtlinie zu machen. Anschließend muss diese in nationalen Gesetzen umgesetzt werden.

Die Bereit­schaft zur UKW-Abschaltung ist in den EU-Mitglieds­staaten unter­schiedlich. Während Norwegen das analoge UKW-Band bereits im Jahr 2017 abschalten will, haben andere Länder wie Österreich den digital-terrestrischen Hörfunk noch nicht einmal eingeführt. In Deutschland haben es Lobby­verbände erreicht, dass die Politik einen geplanten UKW-Abschalt­termin wieder aus einer Gesetzes­vorlage gestrichen hat.

Digitalradios im Handelstrend und steigendes Programmangebot

In jedem Fall scheinen Digital­radios ihre Käufer zu finden. Wie aus den Ergebnissen des GfK Temax Deutschland für das vierte Quartal 2012 hervor geht, konnten Radios mit den Standard DAB/DAB+ im Bereich der portablen Geräte erheblich zulegen und ließen auch für die Zukunft weiteres Wachstum erwarten, so die Markt­forscher der GfK.

Auch das digitale Programm­angebot wächst weiter: In Berlin hat die Silvacast GmbH, ein Betreiber unter­schied­licher Internet­radios, ihr Programm Jack FM jetzt auch im digital-terres­trischen Radio aufgeschaltet. Damit setzt sich ein Trend fort, wonach einige Internet­radio­betreiber die DAB+-Technik als zweites Standbein etablieren wollen. Auch frühere reine Internet­radio­sender wie Schlager­hölle oder bigFM Worldbeats senden inzwischen regional auch auf DAB+.

Mehr zum Thema DAB+