Themenspezial: Verbraucher & Service Beschwerden

BNetzA: Über 14.000 Beschwerden zu Postdienstleistungen

Wo bleibt mein Brief oder mein Paket? Bei der Bundes­netz­agentur gingen bis Mitte Dezember 14.370 Beschwerden zu Post­dienst­leis­tungen ein.
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Man kann Briefe schreiben und per "Post" verschi­cken oder mit dem Fest­netz oder dem Handy tele­fonieren oder sogar eine Video­kon­ferenz abhalten, meist unter Zuhil­fenahme des Inter­nets. Wenn aber die Gerät­schaften bestellt und ange­lie­fert werden sollen oder wenn ein persön­liches Geschenk an die Lieben versendet werden sollte, braucht man Post- und Paket-Dienst­leister, die das zum Ziel trans­por­tieren.

Für die Aufsicht über Post- und Paket­dienste ist die Bundes­netz­agentur zuständig, also nicht nur für Mobil­funk und Fest­netz oder Internet. Die Netz­agentur hat ihren Bericht vorge­stellt.

"Die Zahl der Beschwerden zu Post­dienst­leis­tungen ist 2021 gesunken. Dagegen erreichten die Bundes­netz­agentur mehr Schlich­tungs­anträge. Das ist voraus­sicht­lich dem zuneh­menden Online­handel sowie der Stär­kung der Verbrau­cher­rechte im Schlich­tungs­ver­fahren geschuldet", erläu­tert Peter Franke, Vize­prä­sident der Bundes­netz­agentur die aktu­ellen Zahlen.

Mehr Paket- als Brief­beschwerden

Gerade zur Weihnachtszeit haben die Mitarbeiter von Post- und Paketdiensten viel zu tun Gerade zur Weihnachtszeit haben die Mitarbeiter von Post- und Paketdiensten viel zu tun
Foto: Picture Alliance/dpa
Bis zum 15. Dezember 2021 gingen bei der Bundes­netz­agentur 14.370 Beschwerden zu Post­dienst­leis­tungen ein. Im gesamten Jahr 2020 hatten den Verbrau­cher­ser­vice Post insge­samt 18.867 Beschwerden erreicht.

47 Prozent der Beschwer­dethemen betrafen Pakete. Davon entfielen 39 Prozent auf die Wett­bewerber der Deut­schen Post DHL, das ist ein Anstieg von 12 Prozent im Vergleich zum Jahr 2020 (27 Prozent). Rund 34 Prozent aller Themen bezogen sich auf Briefe. Davon entfielen, ähnlich wie im Vorjahr, 93 Prozent auf die Deut­sche Post AG (2020: 95 Prozent).

Häufigster Grund für Beschwerden waren Probleme bei der Zustel­lung von Paketen und Briefen. Pakete kommen nicht an, viel­leicht weil der Kunde nicht zu finden ist (falsches oder kein Schild am Brief­kasten, gar kein Brief­kasten oder keine sicht­bare Haus­nummer) oder weil die Liefer­dienste keine Orts­kenntnis haben (Grund: ständig wech­selndes Personal) oder voll­kommen über­lastet und über­for­dert sind.

Ist beispiels­weise die Tour eines DHL-Post- oder Paket­boten nicht bis zu einer gewissen Zeit beendet, hat er oder sie die Anwei­sung, "abzu­bre­chen" und es am nächsten Tag fort­zusetzen. Die Folge: Die Post kommt unter Umständen in Wellen (alle 3-4 Tage) oder gar nicht. Oft werden Post­sen­dungen auch falsch einge­worfen oder falsch zuge­stellt und gehen dann "verloren", weil eine Rück­gabe an den Zusteller zu umständ­lich oder unmög­lich ist.

Stei­gende Zahl an Schlich­tungs­anträgen

Bis zum 15. Dezember 2021 erreichten die Schlich­tungs­stelle Post der Bundes­netz­agentur 3.579 Schlich­tungs­anträge. 2020 waren es 1.861 Anträge. Mit rund 79 Prozent bezog sich die Mehr­heit der Anträge, wie im letzten Jahr (80,1 Prozent), auf Paket­sen­dungen. Die häufigsten Gründe für ein Schlich­tungs­begehren waren mit rund 50 Prozent nach wie vor verlo­rene und entwen­dete Pakete. Knapp 27 Prozent der Anträge betrafen beschä­digte Sendungen.

Die Schlich­tungs­stelle Post vermit­telt bei Strei­tig­keiten zwischen Kunden und Anbie­tern von Post­dienst­leis­tungen. Ziel ist es, im Schlich­tungs­ver­fahren eine gütliche Eini­gung zu errei­chen. Seit März dieses Jahres sind Post­unter­nehmen gesetz­lich verpflichtet, am außer­gericht­lichen Schlich­tungs­ver­fahren mit Verbrau­chern teil­zunehmen. Vorher war die Schlich­tung auch in diesen Fällen frei­willig.

Wo kann ich mich melden?

Wer Problem hat, kann sich wahl­weise an den Verbrau­cher­ser­vice der Bundes­netz­agentur oder die Schlich­tungs­stelle Post wenden.

Dabei ist es egal, ob es um Probleme mit dem Markt­führer DHL/Deut­sche Post oder um private Liefer- und Brief­dienste wie z.B. PIN (Briefe), Amazon, dpd, GLS, UPS oder ähnliche Unter­nehmen geht.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Mit der Priva­tisie­rung des "Post"-Dienstes sollte alles besser und vor allen Dingen billiger werden. Wer sich mit Zustel­lern unter­hält - sofern sie dazu Zeit haben oder viel­leicht selbst schon bei einem Zustell­dienst gear­beitet hat - weiß, dass diese Ziele nur auf Kosten der Mitar­beiter zu errei­chen sind. Der tech­nisch logis­tische Aufwand für eine flächen­deckende Versor­gung ist nun mal gewaltig. Also versu­chen die Anbieter zu sparen, wo es nur geht, und das müssen die Mitar­beiter ausbaden.

Sind dann noch Sub- oder Sub-Sub-Unter­nehmer betei­ligt, kann es passieren, dass abends um 21.45 Uhr jemand vor der Tür steht und eine Sendung mit den Worten "ich habe es früher nicht geschafft" über­gibt.

Was bei Paket­diensten noch funk­tio­nieren kann, ist bei Brief­diensten maximal in Ballungs­gebieten mit vielen Indus­trie­kunden irgendwie rentabel. Die Kunden, die tags­über nicht zu Hause sind, müssen abends oder am nächsten Tag detek­tivisch ihren Paket-Sendungen nach­jagen (Wo kann ich sie abholen?) oder die Bedie­nung von Pack­sta­tionen verschie­dener Anbieter per Smart­phone im Schlaf oder den Umgang mit Hotlines im Schlaf beherr­schen. Oder sie wohnen auf dem Land oder in einer intakten Kiez-Umge­bung, wo es noch hilfs­bereite Nach­barn oder Mitbe­wohner gibt.

Was Sie zu Retoure, Widerruf und Privat­ver­kauf wissen müssen, lesen Sie in einem ausführ­lichen Ratgeber.

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