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Streaming: Kritik an Bezahlangeboten von ARD & ZDF

Der nord­rhein-west­fäli­sche Medi­enpo­litiker übt Kritik an Bezahl­ange­boten von ARD und ZDF. ARD Plus und ZDF Select gehörten auf den Prüf­stand.
Von mit Material von dpa

Seit einiger Zeit bieten ARD und ZDF auch kosten­pflich­tige Strea­ming-Ange­bote wie ARD Plus an. Nord­rhein-West­falens Medi­enmi­nister Natha­nael Liminski hat diese Bezahl­ange­bote des öffent­lich-recht­lichen Rund­funks nun kriti­siert. Der CDU-Poli­tiker kündigte an, Bezahl­ange­bote wie ARD Plus oder ZDF Select bei der nächsten Sitzung der Rund­funk­kom­mis­sion der Länder im Herbst zur Sprache zu bringen.

ARD/ZDF sollen kosten­pflich­tige Strea­ming-Ange­bote über­denken

ARD Plus ARD Plus
Bild: ARD Plus
Von den öffent­lich-recht­lichen Sendern forderte Liminski, ihrer­seits solche Ange­bote im Rahmen der Erar­bei­tung von Reform­vor­schlägen noch­mals kritisch zu über­denken. Die Rund­funk­kom­mis­sion der Länder legt die großen Leit­planken der Medi­enpo­litik in Deutsch­land fest.

Liminski teilte mit, man müsse im Blick behalten, dass es in der hiesigen Medi­enland­schaft einer­seits den öffent­lich-recht­lichen Rund­funk und ande­rer­seits die privaten Medi­enhäuser wie Zeitungen, TV- und Radio­sender gebe, die davon lebten, dass sie ihre Produkte am Markt verkauften. "Mit ARD Plus verschwimmt diese Grenze."

ARD und ZDF weisen Kritik von sich

Sowohl ARD als auch das ZDF weisen die Kritik jedoch von sich. Der Geschäfts­führer der ARD Plus GmbH, Michael Loeb, teilte auf dpa-Anfrage nach Nutzungs­zahlen mit: "Leider veröf­fent­lichen wir - wie es markt­üblich ist - keine Nutzungs­zahlen zu ARD Plus." Auch zu Wirt­schafts­zahlen wurden keine Angaben gemacht. Zu den Inhalten, die am stärksten abge­rufen werden, zähle das Genre Krimi mit dem "Tatort" und dem "Poli­zeiruf 110", ebenso Seri­enklas­siker wie "In aller Freund­schaft - die jungen Ärzte".

Loeb teilte weiter zu ARD Plus mit: "Es handelt sich hierbei um Inhalte, die aus recht­lichen Gründen nicht mehr in der ARD-Media­thek gezeigt werden können. Zudem ist geplant, dass es alte Linden­straßen-Folgen demnächst erst­malig auf ARD Plus geben soll.

Das ZDF erläu­terte, dass unter der Marke ZDF Select die ZDF Studios GmbH Programme an Abo-Strea­ming-Platt­formen verkauft: "Für ZDF Studios ist das ein normaler Vertriebs­vor­gang an die jewei­ligen Platt­formen als Kunden. Weder die ZDF Studios GmbH noch das ZDF sind Veran­stalter dieser Kanäle."

Eine Einschät­zung (von Michael Fuhr)

Der öffent­lich-recht­liche Rund­funk wird im Wesent­lichen durch Rund­funk­bei­träge finan­ziert, dafür sind die Ange­bote für die Bevöl­kerung norma­ler­weise offen zugäng­lich. Es gibt aber verein­zelt Strea­ming-Ange­bote, für die ein Abo notwendig ist. Das hängt damit zusammen, dass manche Inhalte wie zum Beispiel alte "Tatort"-Folgen und zahl­reiche andere Serien lizenz­recht­lich nicht mehr in Media­theken ange­boten werden können.

ARD und ZDF strahlen diese Sendungen aber neben ihren eigenen Portalen auch auf Dritt­platt­formen aus, und das bereits seit bis zu fünf Jahren. ZDF select gibt es etwa seit Ende 2018. Unter der Marke lizen­ziert die ZDF Studios GmbH Sendungen an Abo-Strea­ming-Platt­formen. Auf Amazon gibt es ZDF select als buch­baren Channel, außerdem ist das Strea­ming-Angebot Teil der Strea­ming-Platt­form von MagentaTV (Telekom). Von daher wäre ein Ende der Vermark­tung auf eigenen Platt­formen nichts Weiteres als eine symbo­lische Maßnahme - und damit im Rahmen der Reformen bei den Öffent­lich-Recht­lichen prak­tisch sinnlos.

ARD und ZDF würden übri­gens die Inhalte weiter auch kostenlos anbieten, gäbe es nicht die Einschrän­kungen für die Media­theken. So dürfen Filme und Serien, also alle fiktio­nalen Inhalte, maximal 12 Monate online bleiben, während Doku­men­tationen und Infor­mati­ons­sen­dungen bis zu 24 Monate abrufbar sein dürfen, und Kultur­doku­men­tationen bis zu fünf Jahre. Diese Restrik­tionen wurden von der Medi­enpo­litik aus Wett­bewerbs­gründen einge­führt, zum Schutz der privaten Konkur­renz.

In einem weiteren Artikel geht es um Reform­vor­haben der ARD.

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